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Kampagne-Start für Tempo 30

Die Initianten versprechen sich von Tempo weniger Tote und mehr Lebensqualität. Keystone

Der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) hat am Donnerstag (18.01.) in Bern seine Kampagne für die Abstimmung vom 4. März lanciert. Über 30 Organisationen unterstützen das Volksbegehren, das generell Tempo 30 innerorts mit örtlichen Ausnahmen für Hauptstrassen verlangt.

Die Befürworter der Volksinitiative “Strassen für alle” sind überzeugt, dass mit Tempo 30 die Zahl der Todesopfer im Innerortsverkehr um mehr als die Hälfte vermindert. Der Blutzoll von über 200 Toten innerorts sei unakzeptabel, hiess es an der Medienkonferenz. Tempo 30 könne jährlich 120 Menschen vor dem Tod und 6’000 vor schweren Verletzungen bewahren.

Der Unterschied zwischen 50 und 30 Stundenkilometern könne den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten, sagte der Berner SP-Nationalrat und Arzt Paul Günter. Der Waadtländer CVP-Nationalrat Jacques Neyrinck verspricht sich als Ingenieur aufgrund seiner physikalischen Berechnungen gar eine Verminderung der Todesopfer auf 10 bis 20 pro Jahr.

Auch Raser gebremst

Gar kein Verständnis zeigte Günter für das Argument, Tempo 30 werde ohnehin nicht eingehalten. Das sagten jene Leute, die heute statt mit 50 mit 70 Stundenkilometern führen. Sie würden sich aber nicht getrauen, 70 statt 30 zu fahren, denn dann verlören sie den Fahrausweis. Laut Günter wird Tempo 30 so auch die Raser zügeln.

Neben mehr Verkehrssicherheit und Verkehrsfluss bringt die Temporeduktion nach Auskunft der Grünen St. Galler Nationalrätin Pia Hollenstein “mehr Lebensqualität dank weniger Lärm und besserer Luft”. Mit dem Regimewechsel und defensiver Fahrweise könnten der Energieverbrauch und der Schadstoffausstoss deutlich gesenkt werden.

Halb so teuer wie behauptet

Die Initiative sei von Praktikern erdacht worden und lasse sich innert Jahresfrist umsetzen , sagte Hans Kaspar Schiesser vom VCS. Tempo 30 könne preiswert und ohne Schilderwald signalisiert werden. Für 70 Prozent der Hauptstrassenabschnitte werde sich nichts ändern. Nur 30 Prozent müssten mit geeigneten Massnahmen “beruhigt” werden.

Laut Schiesser werden die baulichen Massnahmen rund eine Milliarde Franken kosten. Die vom Bundesrat errechneten zwei Milliarden wären nur bei “Luxuslösungen” nötig. Im übrigen zahlten sich die Kosten in weniger als zwei Jahren aus. Allein 120 Tote und 6’000 Verletzte weniger ersparten der Volkswirtschaft 530 Mio. Franken.

swissinfo und Agenturen

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SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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