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Keine Überhitzung auf Schweizer Immobilienmarkt

Ein Kran kreist über Davos: In der Schweiz schiessen zurzeit Häuser wie Pilze aus dem Boden. Keystone

Eine Studie der Credit Suisse gibt Entwarnung: Im Schweizer Immobilienmarkt kommt es zu keiner Überhitzung. Auf dem Wohnungsmarkt hielten sich Angebot und Nachfrage die Waage, heisst es.

Zu einer Angebotsverknappung dürfte es hingegen in den Städten kommen, wo namentlich Zuwanderer aus dem EU- und EFTA-Raum Wohnungen suchen.

Im Gegensatz zu verschiedenen anderen Ländern muss man sich gemäss den Ökonomen der Grossbank Credit Suisse (CS) um den Schweizer Immobilienmarkt keine Sorgen machen.

Vor dem Hintergrund fallender Immobilienpreise in den USA liefert die reale Angebotspreisentwicklung in der Schweiz keine Anhaltspunkte für ähnliche Verwerfungen, heisst es in einer am Dienstag publizierten CS-Studie.

Abgesehen vom Zweitwohnungsmarkt, der mancherorts zu Übertreibungen neigt, haben sich laut der Studie bisher auf den Schweizer Immobilienmärkten keine Preisblasen gebildet.

“Die Auswirkungen des Immobilienmarkts auf die Wirtschaft in der Schweiz sind nicht mit jenen in den USA zu vergleichen”, sagt Hasenmaile, Immobilienanalyse-Leiter bei CS, gegenüber swissinfo. “Der Bausektor, der zwischen 5% bis 6% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung erbringt, darf jedoch trotzdem nicht vernachlässigt werden.”

Bevölkerungszuwachs

Auf dem Wohnungsmarkt bewegten sich Angebot und Nachfrage annähernd im Gleichschritt, heisst es in der CS-Studie.

Auf der Angebotsseite werde zwar momentan noch viel gebaut, aber für die Zukunft weniger geplant. Der Bauboom wird damit etwas nachlassen.

Im laufenden Jahr rechnen die CS-Ökonomen mit rund 42’000 neuen Wohnungen. Diese würden auf rege Nachfrage stossen.

Die Autoren der Studie begründen dies unter anderem mit höheren Einkommen und dem Bevölkerungszuwachs aus dem EU- und EFTA-Raum.

“Die wirtschaftlichen Grundvoraussetzungen in der Schweiz bleiben voraussichtlich gut. Dies wird mindestens in den nächsten zwei Jahren weiterhin zahlreiche Einwanderer anziehen”, sagt Fredy Hasenmaile gegenüber swissinfo.

Städte begehrt

Zum Wohnen sind nicht alle Regionen gleich stark nachgefragt. Begehrt sind die Städte Zürich und Basel. Hier leben pro Quadratkilometer Nutzfläche 6000 Personen. Im Jura oder dem luzernerischen Entlebuch sind es nur gerade 200.

Angespannt zeigt sich die Lage auch im Genferseeraum.

Bei den Einfamilienhäusern zeichnet sich eine Marktsättigung ab. Die Zahl der zum Verkauf stehenden Häuser steigt. Mit dem demografischen Wandel wird sich diese Situation in Zukunft noch verschärfen.

Spitzenreiter bei Verkaufsflächen

Auf dem Büroflächenmarkt setze sich die Erholung fort, schreiben die CS-Ökonomen weiter. Früher geschaffene Überkapazitäten würden laufend abgebaut. Erste Anzeichen deuteten jedoch darauf hin, dass es erneut zu einer übertriebenen Ausweitung des Angebots kommen könnte. Die Baugesuche hätten innert Jahresfrist sprunghaft zugenommen.

Bei den Verkaufsflächen droht bereits Überkapazität. Die Schweiz sei mit einer Pro-Kopf-Verkaufsfläche von 1,6 Quadratmeter bereits europäischer Spitzenreiter. Die gute Konsumentenstimmung lasse die Kassen im Detailhandel klingen, schreiben die CS-Ökonomen. Doch das Umsatzwachstum könnte mit der Flächenexpansion nicht mithalten.

“Es ist zu hoffen, dass die Branche nicht dieselben Fehler macht, wie sie im Büromarkt begangen werden, und rechtzeitig auf die Bremse tritt”, so die Ökonomen. Gewinner im Detailhandel sei jener, der den Kampf um den zentralen Top-Standort für sich entscheidet.

swissinfo und Agenturen

Der Schweizer Immobilienmarkt hat sich von der Krise in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre erholt, bei der die Banken insgesamt rund 42 Mrd. Franken verloren haben.

In den letzten zehn Jahren erreichte die Bautätigkeit 2005 mit 47’000 Wohnungen und 2006 mit 42’000 einen Höhepunkt. Im Jahr 2008 dürften erneut rund 42’000 Wohnungen auf den Markt gelangen.

Bis jetzt hielten sich Angebot und Nachfrage die Waage. Die Anzahl leer stehender Wohnungen verzeichnete zwischen 1998 und 2006 mit 1,06% nur einen leichten Anstieg. Gemäss Experten dürfte die Nachfrage in den nächsten zwei Jahren leicht zurückgehen.

Die Schweiz ist jedoch kein Land von Hausbesitzern: Hierzulande besitzen heute nur gerade rund 35% der Bevölkerung ein Haus oder eine Wohnung. 1990 belief sich dieser Anteil noch auf 31%.

Während im Jahr 2000 34,6% der Schweizer ein Haus oder eine Wohnung besassen, waren es in Deutschland 45%, in Frankreich 54%, in Grossbritannien 69% und in Spanien und den USA 81%.

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