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Kriminelle telefonieren weiterhin anonym

Anonymität wird bei Handys immer noch grossgeschrieben. Keystone

Trotz der obligatorischen Registrierung von Mobiltelefon-Nummern scheinen Kriminelle in der Schweiz weiterhin keine Mühe zu haben, an falsch registrierte Telefonnummern zu kommen.

Zwar fehlt eine zentrale Statistik, doch Zahlen aus der Stadt Zürich lassen aufhorchen: Bis Ende 2006 hat die Stadtpolizei 17’000 falsche Registrierungen festgestellt.

Käuferinnen und Käufer von Prepaid-Handys müssen sich in der Schweiz seit 2004 registrieren lassen.

Diese Bestimmung wurde eingeführt, um zu vermeiden, dass Kriminelle und Terroristen anonym kommunizieren können.

Nach dem Kauf ist es jedoch nicht verboten, die Nummer weiterzugeben, der Erstkäufer bleibt aber theoretisch haftbar. Falsch registriert bedeutet also, dass Handy-Besitzer und Handy-Abonnent nicht mehr übereinstimmen.

Ermittlungen erschwert

Diese Tatsache erschwere die Arbeit der Polizei, bestätigte Susann Birrer, Chefin der Informationsstelle der Stadtpolizei Zürich, einen Bericht der NZZ am Sonntag. Denn Kriminelle könnten dadurch oft ohne weiteres unerkannt telefonieren.

“Nicht bei jeder der 17’000 Falschregistrierungen steht etwas Kriminelles dahinter”, betonte Birrer jedoch gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.

Häufig bei Dealern

Die Anzahl der geschädigten Personen oder Firmen sowie der nicht existenten Personen oder Firmen bewege sich nach derzeitigem Kenntnisstand der Stadtpolizei “im tieferen dreistelligen Bereich”, sagte Birrer weiter. “Allerdings ist dabei noch nicht alles ausgewertet.” Oft würden die Handys bei Drogendealern sichergestellt.

Als wenig hilfreich und als Aushebelung des gesetzgeberischen Willens müsse auch das Verhalten politischer Aktivisten gewertet werden, sagte die Info-Chefin.

“Diese kaufen in ihrem Namen viele Karten und geben sie an Dritte weiter. Beispielsweise an Personen, die mangels Identitätspapieren keine Prepaid-Karten im Laden kaufen können.”

Zwar sperren Anbieter Nummern, die sie als falsch registriert bemerkt haben, aber oft geschieht dies nur einmal pro Halbjahr.

Gesetz ungenügend?

Nicht nur in Zürich sind Polizei und Strafverfolgungs-Behörden unglücklich über diese Tatsachen. Auch in Bern oder Basel verläuft die Suche über eine Handy-Nummer oft im Sand.

Wer sich mit krimineller Absicht ein falsch registriertes Handy besorgen wolle, komme ohne grössere Probleme an ein solches heran, sagte Markus Melzl, Sprecher der Basler Staatsanwaltschaft, in der NZZ am Sonntag.

Für das zuständige Departement für Umwelt, Verkehr und Kommunikation (UVEK) ist die Gesetzgebung ausreichend. Schwindeleien bewegten sich im “Promillebereich”, wie letztes Jahr vermeldet wurde.

Bereits 2005 hatten Strafverfolger die ihrer Meinung nach zu lasche Registrierung kritisiert. Daraufhin informierte das UVEK die Kunden über Konsequenzen falscher Angaben oder der Weitergabe ihres Handys an Dritte.

swissinfo und Agenturen

In der ganzen Schweiz sind rund 3 Mio. Prepaid-SIM-Karten aktiv.
Laut Bundesamt für Statistik waren in der Schweiz Ende 2005 knapp 6,9 Mio. Mobiltelefon-Teilnehmer.
Heute dürften es daher bereits über 7 Mio. sein.

Die SIM-Karte (Subscriber Identity Module) ist eine austauschbare kleine Chipkarte für Mobiltelefone.

Sie dient zur Identifikation des Nutzers im Netz. Ohne SIM-Karte kann ein Handy nicht benutzt werden.

Auf der Karte werden der persönliche Zugriffs-Code, die Telefonnummer, das persönliche Telefonbuch, Textmitteilungen und andere Daten gespeichert.

Bei einem Telefonwechsel kann sie ganz einfach ins neue Telefon eingelegt werden.

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