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Landwirtschaft profitiert von höheren Weltmarktpreisen

Jacques Chavaz, stellvertretender Direktor des BLW, in Bern. Keystone

Die steigenden Weltmarktpreise von Agrarprodukten haben die Schweizer Landwirtschaft 2007 wettbewerbsfähiger gemacht. Laut Bundesamt für Landwirtschaft hält dieser Trend an.

Während die Weltmarktpreise stark anstiegen, veränderten sie sich im Inland wegen des Grenzschutzes nur wenig, nämlich um 0,7%. In Deutschland waren es 10%.

Während die Produzentenpreise für Weizen, Gerste, Mais, Soja, Raps und Milch auf dem Weltmarkt stark angestiegen sind, haben sich die entsprechenden Inlandpreise in den vergangenen Monaten infolge des Grenzschutzes lediglich leicht verändert.

Dies geht aus dem vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) veröffentlichten Agrarbericht 2007 hervor.

Der starke Schutz isoliere den Schweizer Markt, sagte der stellvertretende BLW-Direktor Jacques Chavaz am Donnerstag vor den Medien in Bern.

Gewappnet für künftige Herausforderungen

BLW-Direktor Manfred Bötsch sieht im starken Anstieg der Weltmarktpreise eine Bestätigung für die Schweizer Landwirtschaftspolitik. Damit könne auch die Herausforderung der Zukunft, der steigenden Nachfrage umweltschonend nachzukommen, gemeistert werden.

Die Schweizer Bauern müssten ihre wachsenden Chancen im Export nun nutzen, so Bötsch.

Die Hausse der Weltmarktpreise sei vorübergehender Natur, relativierte der BLW-Direktor. “Wann sie wieder zurückschwappen, wissen wir auch nicht.” Davon abgesehen rechne das BLW aber mittel- und längerfristig mit höheren Produzentenpreisen.

Staatliche Rahmenbedingungen immer noch nötig

Der BLW-Direktor warnt im Vorwort des Agrarberichts jedoch auch vor Fehlinvestitionen in einer Phase der Euphorie. Auch künftig brauche es differenzierte staatliche Rahmenbedingungen, um die Ernährungssicherheit gewährleisten zu können.

Positiv wird die Entwicklung beim Schweizerischen Bauernverband (SBV) gewertet. Die Versorgungssicherheit gewinne wieder an Bedeutung, sagte Verbandspräsident Hansjörg Walter am Schweizer Radio DRS.

Die Kleinbauern-Vereinigung verwies in einer Mitteilung auf die Gefahr, dass die Preisanstiege zur Überintensivierung der Landwirtschaft verleiten könnten.

Klimawandel verlangt Anpassungen

Die Schweizer Landwirtschaft habe ihre Treibhausgas-Emissionen in den vergangenen Jahren um über 10% reduziert, sagte Bötsch weiter. Nach wie vor gebe es aber ein gewisses technisches Reduktionspotenzial.

Anpassungen fordert gemäss Agrarbericht auch der Klimawandel. Zwar werde sich eine Erwärmung um maximal zwei bis drei Grad voraussichtlich positiv auf die Nahrungsmittelproduktion auswirken.

Dafür müssten aber Massnahmen zur Sicherstellung des Wasser- und Nährstoffangebots und Anpassungen im Anbau getroffen werden. Bei einer Klimaerwärmung über 3% überwiegen laut BLW die Nachteile klar.

Verlangsamter Strukturwandel

Der Strukturwandel in der Schweizer Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verlangsamt. Während die Anzahl Betriebe von 1990 bis 2000 um durchschnittlich 2,7% zurückging, nahm sie von 2000 bis 2006 noch um 1,9% jährlich ab.

Der gesamte Landwirtschaftssektor erwirtschaftete im Jahr 2006 ein Einkommen von 2,543 Mrd. Franken. Für das laufende Jahr wird ein um 2,2% höherer Wert von 2,598 Mrd. Franken geschätzt.

Arbeitsintensive Landwirtschaft

Der Agrarbericht zeigt weiter, dass gemäss der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) 2006 fast drei Viertel aller Landwirte normalerweise über 50 Stunden pro Woche arbeiten. Rund zwei Drittel von ihnen gaben an, auch am Wochenende zu arbeiten.

Zudem gingen die Landwirte mit durchschnittlich sieben Tagen deutlich weniger in die Ferien als andere Berufsgruppen.

swissinfo und Agenturen

Die schweizerische Landwirtschaft gehört zu den am Besten geschützten der Welt. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erreichten Schutzmassnahmen und Subventionen fast 68% des Gesamtwertes der Agrarproduktion 2005 in der Schweiz. Nur Norwegen und Island unterstützen ihre Bauern noch stärker.

Die Subventionen haben zwei Ziele: Sie sollen den Bauern vor allem erlauben, weiterhin zu produzieren; zudem sollen damit ihre Leistungen für das öffentliche Interesse und die Umwelt (Stichwort: “Landschaftsgärtner”) abgegolten werden.

Der primäre Wirtschaftssektor in der Schweiz entspricht heute sowohl in Sachen Beschäftigungsgrad (5,4% der aktiven Bevölkerung) wie auch Mehrwert (1,2% des Bruttosoialproduktes) dem europäischen Durchschnitt.

Die Viehzucht macht fast drei Viertel der schweizerischen Agrarproduktion aus. Und die Schweizer Bauern produzieren ungefähr drei Fünftel der in der Schweiz konsumierten Lebensmittel.

Im Rahmen der Verhandlungen der Welthandels-Organisation (WTO) präsidiert die Schweiz eine Gruppe von Agrarprodukte-Netto-Importländern (G 10), die eine protektionistische Position vertreten.

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