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Macht-Poker der Unaxis-Grossaktionäre

Unaxis-Geschäftssitz in Pfäffikon, Schwyz. UNAXIS

Der grösste Unaxis-Aktionär, Victory, will die Entscheide der ordentlichen Generalversammlung annullieren. Verlangt wird eine ausserordentliche GV.

Victory kämpft gegen die Familienstiftung Ihag um die künftige Kontrolle des aus dem Oerlikon-Bührle hervorgegangenen Technologiekonzerns Unaxis.

Im Machtkampf um Unaxis haben der Verwaltungsrat und die Gründerfamilien Anda und Bührle einen Etappen-Sieg errungen – aber nur vorerst. Unaxis ist ein Schweizer Technologiekonzern, der finanziell aus dem ehemaligen Oerlikon-Bührle-Konzern hervorging und gegenwärtig als angeschlagen gilt.

2003 hatte Unaxis noch schwarze Zahlen und Betriebsgewinne vorgelegt. 2004 wies Unaxis jedoch einen Umsatz von 1,85 Mrd. und ein Betriebsergebnis von -366 Mio. Franken aus. Ende 2004 konzentrierte sich Unaxis auf Dünnschicht- und Vakuumtechnologie. Im Halbleitergeschäft wurde abgebaut.

Am Dienstag haben die Aktionäre zwar auf der ganzen Linie im Sinne des VR und der Gründerfamilie gestimmt. Doch die Herausfordererin, die österreichische Beteiligungs-Gesellschaft Victory, gibt sich nicht geschlagen.

Victory setzt zum Gegenschlag an

Victory Industriebeteiligung AG respektive die beiden Industriellen Mirko Kovats und Ronny Pecik verlangen baldmöglichst eine ausserordentliche Generalversammlung (GV). Die Beschlüsse der ordentlichen GV vom letzten Dienstag sollen dann für ungültig erklärt werden.

“Ich komme wieder”, sagte Pecik am Dienstag vor den rund 775 Unaxis-Aktionären im Luzerner Kultur- und Kongresshaus (KKL). Vertreten waren 52% der Stimmen.

Weil Victory bis zum Termin des Anmeldeschlusses zur GV am 5. April noch über weniger Aktien verfügte, konnte die Herausfordererin an der GV vom 26. April lediglich 16,4% ihrer Stimmen einbringen. Seit dem 5. April hat Victory aber ihren Aktien-Anteil auf 34,04%, also auf über einen Drittel, erhöht.

Knapp einer neuen Klausel entgangen

Mit dieser Anteils-Erhöhung hat sich Victory aber auch gleich einer statutarischen Änderung enthoben, die am Dienstag von den Aktionären gegen den Willen der Österreicher angenommen worden ist.

Laut dieser Änderung müssen Aktionäre, deren Anteil grösster ist als ein Drittel, wie üblich allen anderen Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten. Das hätte Victory neben den bereits investierten 720 Mio. weitere rund 1,5 Mrd. Franken gekostet.

Weil aber Victory ihren Anteil bereits vor dem Termin der Generalversammlung auf über einen Drittel aufgestockt hat, muss sie sich dieser neuen Regelung nicht beugen.

Druck auf Verwaltungsrat

Victory wolle den Technologiekonzern in eine neue Zukunft führen. Das bestehende Management und der Verwaltungsrat hätten versagt, sagte Mirko Kovats. Er und Pecik verlangen den Rücktritt des ganzen Verwaltungsrates. Präsident Willy Kissling stellt sich ohnehin nicht zur Wiederwahl.

Dass die restlichen VR-Mitglieder nicht schon am Dienstag zurückgetreten seien, verstehe er nicht, sagte Kovats. Man könne sich ja jetzt schon vorstellen, wie die Kräfte-Verhältnisse an einer ausserordentlichen Generalversammlung in ein paar Wochen ausschauen werden.

Familienstiftung Ihag unterstützt Verwaltungsrat

Die Gründerfamilien Anda und Bührle stellten sich mit ihrer Familienstiftung Ihag hinter den Verwaltungsrat. Das Gremium müsse unabhängig bleiben, sagte Bernhard Müller namens der Ihag.

Nur so könne gewährleistet werden, dass Entscheide im Interesse des Unternehmens und nicht von Einzelaktionären gefällt werden. Die Ihag hält 21% der Aktien des Unternehmens, das aus der ehemaligen Oerlikon-Bührle hervor ging.

Die Aktionäre wählten Saurer-Chef Heinrich Fischer in den Verwaltungsrat. DaimlerChrysler-Manager Andreas Renschler habe seine Kandidatur zurückgezogen. Neben Kissling stellte sich Pius Beschera nicht zur Wiederwahl. Victory hatte vier Personen portiert, darunter Mirko Kovats selber.

Datum für neue GV möglichst bald

Auch einer Nennwertrückzahlung stimmten die Aktionäre zu. Die Aktionäre erhalten so 14 Franken pro Aktie. Victory stellte sich gegen den Antrag mit der Begründung, dass dem Unternehmen Substanz entzogen werde.

Der neue Verwaltungsratspräsident Markus Rauh kündigte an, dass das Datum der ausserordentlichen Generalversammlung möglichst bald bekannt gegeben werden soll.

swissinfo und Agenturen

Der Machtkampf um den angeschlagenen Technologiekonzern Unaxis setzt sich nach dem herausfordernden Entscheid der österreichischen Beteiligungs-Gesellschaft Victory fort.

Sie verlangt eine ausserordentliche Generalversammlung.

Victory ist zum grossen Stakeholder von Unaxis geworden, indem sie seit Anfang April ihren Anteil von rund 16 auf über 34% ausgebaut hat.

Die neue GV dürfte innerhalb der nächsten zehn Wochen stattfinden, bestätigt ein Unaxis-Sprecher.

Victory versucht seit Jahresbeginn, die Kontrolle über Unaxis zu gewinnen.
Im Jahr 2000 wird der Oerlikon-Bührle-Konzern in Unaxis umbenannt: Aus dem Waffenproduzent ist ein Technologie-Unternehmen geworden.
11. Februar 2005: Victory erwirbt eine 12%-Beteiligung. Die Ihag hält 21,5%, die Zürcher Kantonalbank 11,26%.
23. Februar: Victory erhöht die Beteiligung auf 21,6%.
5. April: Victory hat laut Unaxis einen Stimmrechts-Anteil von 16,4%.
25. April: Victory lässt verlauten, sie strebe 51% an Unaxis an.

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