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Maul- und Klauenseuche: Impfverbot bleibt

MKS: Paarhufer werden in der Schweiz vorerst nicht geimpft. Keystone

Die Schweiz schliesst nach wie vor eine Impfung gegen Maul- und Klauenseuche aus, wie sie von Tierhaltern gefordert wird. Das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) betont, die Impfung wäre keine Ideallösung. Derweil wurden Tierschauen mit Kühen, Schweinen, Schafen und Ziegen abgesagt.

Die Bilder der Massen-Schlachtungen in Grossbritannien schockieren die Landwirte in der Schweiz. So wirke sich die steigende Sensibilisierung der Bauern und Tierärzte auch auf die Zahl der MKS-Verdachtsfälle aus, wie Christian Griot vom Institut für Virus-Krankheiten und Immun-Prophylaxe erklärte.

Vor allem die schnelle Ausbreitung der Seuche nach Frankreich und Holland lasse die Nervosität deutlich steigen. Dies bestätigte auch der stellvertretende Berner Kantonstierarzt Paul Boss. “Wir werden von Anrufen besorgter Bauern überschwemmt”, sagte er.

Weshalb Impfverbot?

Bei der Bevölkerung teilweise auf Unverständnis stösst das nationale Impfverbot. Eine MKS-Impfung – so sagen Experten – würde nur begrenzten Schutz bieten. Die Antikörper eines geimpften Tieres seien nicht mehr von denen eines Infizierten zu unterscheiden, argumentieren sie.

Ausserdem müsse auch die wirtschaftliche Seite betrachtet werden, meinte Olivier Flechtner, Mitglied der Gesellschaft Schweizerischer Tierärzte. Unbeschränkten Handel mit tierischen Produkten dürfen gemäss dem internationalen Tierseuchen-Amt nur Länder betreiben, welche ohne Impfung MKS-frei sind.

Würde die Schweiz nun impfen, wären davon nicht nur Exporte von Fleisch, sondern auch jene von Milchprodukten eingeschränkt, sagte Flechtner. Allein bei den Ausfuhren in den EU-Raum wäre ein Verlust von 500 Mio. Franken zu befürchten.

Auch der neue, von einer US-Firma entwickelte Impfstoff ist laut BVET-Sprecher Heinz Wyss nicht über alle Zweifel erhaben. Die Antikörper könnten zwar von einer Virus-Infektion unterschieden werden. Der noch nicht praxiserprobte Impfstoff sei aber gentechnisch verändert worden und dies würde sicherlich zu neuen Kontroversen führen, sagte Wyss.

Eine Impfung würde in der Schweiz nur in einer echten Notsituation durchgeführt. Das BVET versichert, hierfür lägen 300’000 Impfdosen bereit. Sie könnten innert sehr kurzer Zeit verabreicht werden.

Vorbeugen statt heilen

Doch vorerst setzt man im BVET auf vorbeugende Massnahmen. Mit den Importverboten für Paarhufer habe man den grössten Risikofaktor unter Kontrolle, sagte Wyss. Auch den Betrieben mit besonderem Seuchenrisiko wie Speiseabfall-Verwertern werde spezielle Beachtung beigemessen.

Frühjahrsmessen ohne Tierschauen

Aus Angst vor MKS hat die 50. Berner Frühjahrsmesse BEA alle Tierschauen mit Kühen, Schweinen, Schafen und Ziegen abgesagt. BEA-Sprecher René Zürcher sagte, bei den Landwirten herrsche zu grosse Verunsicherung. Bestärkt worden sei man bei dem Entscheid von der aktuellen Entwicklung in Frankreich und den Niederlanden.

Auch bei der Zentralschweizer Frühjahrsmesse Luga wird die Tierschau gestrichen. Es gibt keine Kühe und Kälber, keine Schweine und Ziegen. An Stelle der Kühe treten jetzt Elefanten auf. Auch der «salon Mednat» in Lausanne zeigt dieses Jahr keine Zuchttiere. Die Biobauern wollen die Tiere nicht umhertransportieren.


swissinfo und Agenturen

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