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Mexiko wünscht mehr Handel mit der Schweiz

Bundespräsident Joseph Deiss heisst Vicente Fox willkommen. Keystone

Mexiko und die Schweiz pflegen intensive Handels- und Wirtschaftsbeziehungen. Präsident Fox stellte in Bern die Stabilität und die Wachstums-Perspektiven von Mexiko in den Vordergrund.

Die gesamten Direktinvestitionen, welche die Schweiz bisher in Mexiko getätigt hat, betragen mehr als 4 Mrd. Franken.

Am Mittwoch weilte der mexikanische Staatschef Vicente Fox Quesada zu einem offiziellen Arbeitsbesuch in Bern. Er führte Gespräche mit einer Delegation des Bundesrates, zu der Bundespräsident Joseph Deiss, Aussenministerin Micheline Calmy-Rey, Pascal Couchepin und Samuel Schmid gehörten.

Beim ersten Besuch eines mexikanischen Präsidenten bei der Schweizer Regierung standen die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern im Zentrum. Angesprochen wurden aber auch die Menschenrechte.

Mexikos sechstwichtigster Handelspartner

“Die Schweiz ist für unser Land der sechstwichtigste Handelspartner”, sagte der mit einer Delegation aus Wirtschaftsführern und Vertretern von Handelskammern angereiste Fox. Der wirtschaftliche Austausch zwischen den beiden Ländern solle weiter verstärkt werden. “Mexiko ist ein risikoarmes Land (für Investoren) mit tiefen Steuern und einer stabilen Währung”, so der Präsident weiter.

Mexiko und die Schweiz verbindet eine 177 Jahre lange Beziehung, die sich jedoch während sehr langer Zeit auf den protokollarischen Teil beschränkte. Mexiko eröffnete im Jahre 1958 seine erste Botschaft in Bern.

Der grosse Literat und Nobelpreisträger Octavio Paz war eine der schillernden Persönlichkeiten, die Mexiko in der Schweiz diplomatisch vertraten.

Schweiz profitiert von Mexikos Öffnung

Nach dem Zweiten Weltkrieg intensivierten sich die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Mexiko und der Schweiz. Das Land südlich des Rio Grande erlebt seit den achtziger Jahren eine beispiellose wirtschaftliche und politische Öffnung.

Vicente Fox Quesada ist der erste Präsident von Mexiko, der nicht der Staatspartei PRI angehört, die das Land während mehr als 70 Jahren ununterbrochen regiert hatte.

Die Liberalisierung des mexikanischen Binnenmarktes erreichte ihren ersten Höhepunkt, als im Jahre 1994 das Nordamerikanische Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko in Kraft trat.

Um zu grosse Abhängigkeiten vom Nachbar USA zu vermeiden, öffneten die Strategen in Mexiko auch eine breite Handelsfront in Europa. Im Jahre 2000 unterzeichnete Mexiko mit der Europäischen Union ein Freihandelsabkommen.

Bilaterales Regelwerk fördert Handel

Parallel zur Liberalisierung gegenüber Nordamerika und der EU schlossen auch Mexiko und die Schweiz Verträge, welche das Ziel hatten, die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu fördern und auszuweiten.

In den vergangenen zehn Jahren haben die beiden Länder je ein Doppelbesteuerungsabkommen (1994) und ein Investitionsschutzabkommen (1995) unterzeichnet.

Schliesslich ergänzten Mexiko und die Schweiz das Freihandelsabkommen EFTA-Mexiko (2000) mit einem bilateralen Sondervertrag für den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten. Die Verträge entlasten die Schweizer Exporte nach Mexiko um rund 100 Mio. Franken pro Jahr.

Zur Zeit debattieren beide Staaten über ein Kulturgüterschutzabkommen und über ein Rechtshilfeabkommen. Das bilaterale Verhältnis wurde 1995 auf eine harte Probe gestellt, als die Bundesanwaltschaft ein gerichtspolizeiliches Ermittlungsverfahren gegen Raul Salinas de Gortari, Bruder des damaligen Präsidenten von Mexiko, wegen Geldwäscherei eröffnete.

Dessen Konten mit rund 130 Mio. Franken wurden auf Schweizer Banken blockiert. Seither haben sich die Wogen geglättet.

Präsident Fox preist stabiles Mexiko

Es liegt auf der Hand, dass Präsident Fox seinen Gastgebern in Bern die makro-ökonomische Stabilität, die Wachstumsperspektiven und das sichere Umfeld für Investoren und Unternehmer von Mexiko in den Vordergrund stellte.

Die guten bilateralen Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass sich die Schweizer Exporte nach Mexiko in den vergangenen zwölf Jahren von 458 Mio. Franken (1990) auf 914 Mio. Franken (2003) fast verdoppelt haben.

Die Schweiz exportiert vor allem Maschinen, chemische und pharmazeutische Produkte und Uhren nach Mexiko.

Weniger massiv haben sich die Importe aus Mexiko in die Schweiz entwickelt. Der Güterstrom hat sich im gleichen Zeitraum von 54 Mio. Franken (1990) auf 219 Mio. Franken (2003) vervierfacht.

Die Schweiz importiert aus Mexiko vor allem landwirtschaftliche Erzeugnisse, Maschinen und Apparate und Ersatzteile. Für Mexiko ist die Schweiz der sechstgrösste Exportmarkt und positioniert sich vor Frankreich, Japan und Grossbritannien.

Wachstumsperspektiven und Menschenrechte

Das dichte Netz an bilateralen Abkommen soll die Basis für neue Schweizer Investitionen in Mexiko verbreitern. Zur Zeit sind rund 400 Schweizer Unternehmen in Mexiko tätig, unter ihnen Schindler, Nestlé, Sulzer, Victorinox, Credit Swiss, UBS und Bank Vontobel. Die akkumulierten Direktinvestitionen der Schweiz in Mexiko belaufen sich auf rund 4 Mrd. Franken.

Die Schweizer Sektion von Amnesty International (AI) nahm den Besuch von Präsident Fox in Bern zum Anlass, auf die Menschenrechtssituation in Mexiko hinzuweisen.

AI fordert, dass Mexiko griffige Massnahmen gegen die Morde an Frauen in Chihuahua und Ciudad Juárez ergreift. Gleichzeitig begrüsst AI die positive Rolle von Präsident Fox bei der Verteidigung der Menschenrechte auf internationaler Ebene.

swissinfo, Erwin Dettling

Aussenhandel Schweiz-Mexiko:
1990: Exporte: 458 Mio. Fr.
Importe: 54 Mio. Fr.
2002 Exporte: 990 Mio. Fr.
Importe: 184 Mio. Fr.
2003 Exporte: 914 Mio. Fr.
Importe: 219 Mio. Fr.

Auf seiner fünftägigen Reise besucht Präsident Fox auch die neuen EU-Mitglieder Polen und Ungarn.

Die Reiseoffensive von Vicente Fox Quesada Quesada erfolgt drei Wochen bevor sich die lateinamerikanischen und karibischen Staatschefs mit den Kollegen der Europäischen Union in der mexikanischen Stadt Guadalajara treffen.

Als wichtigstes Ziel des Schweiz-Besuchs wurde von mexikanischer Seite die Verstärkung der wirtschaftlichen Beziehungen genannt.

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