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nichts läuft ohne ingenieur

Matthias Wegmann: Sachversicherung nicht ohne Ingenieur-Expertise. swissinfo.ch

Zwischen den Versicherern und ihrer Firmen-Kundschaft steht nicht nur die Police, sondern – typisch schweizerisch – oft auch noch ein Verein: das Sicherheits-Institut.

Risiko-Auditoren und Inspektoren, Ingenieure des Instituts, betreuen und prüfen laut dessen Sprecher Matthias Wegmann Sachanlagen von schweizweit rund 3000 Firmen.

Im Versichern von Sachwerten sind die Schweizer stark. Dieses Versicherungs-Geschäft gehört traditionell neben dem Banking, den Finanzplatz- und Lebensversicherungs-Aktivitäten zum Grundangebot an Dienstleistungen, für deren Qualität die Schweiz weltweit bekannt ist.

Weniger bekannt ist das “Schweizerische Institut für die Förderung der Sicherheit” (‘Sicherheitsinstitut’). Dieses platziert sich beratend, prüfend, inspizierend und schulend zwischen die Versicherer und deren Firmenkundschaft.

1945 als gesamtschweizerischer “Brandverhütungs-Dienst für Industrie und Gewerbe” in Zürich

gegründet, übernahm das Institut vor bald einem Jahrzehnt in Basel die früheren Sicherheits-Labors der Chemie. Damit expandierte es erstmals ins Auslandgeschäft, da diese Labors von Chemie- und Pharmaunternehmen weltweit Aufträge erhalten.

Pauschale für Expertise

Heute zahlt die Branche der Sachversicherung einen namhaften Pauschalbeitrag an die Einnahmen des Instituts. Dafür kann sie auf deren Expertise zurückgreifen.

Denn der Unterhalt eines einzigen, aber gemeinsamen Kompetenz-Zentrums in Sachen Risiko und Sicherheit erlaubt es den Versicherern, die Entwicklung ihrer Risiken im zeitlichen Ablauf

zu verfolgen. Das hat Auswirkungen auf die Ausgestaltung der Prämien, die bei Versicherungen davon abhängt, wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein (Schadens-)Ereignis eintritt.

Die Kundschaft andererseits besteht aus rund 3000 Klein-, Mittel- und Grossunternehmen, die jährlich ihre Sachanlagen versichern und zahlreiche damit verbundene Normen einhalten müssen.

Sie weiss, dass sie deshalb periodisch alle drei Jahre von Fachleuten des Instituts besucht und auditiert wird. “Unsere Ingenieure gehen zum Beispiel alle drei Jahre den Gebäudepark einer Grossbank durch und kontrollieren ihn zusammen mit dem Sicherheits-Beauftragten der Bank,

checken Zustand und Funktionieren beim Brandschutz und weiteren Risiken”, sagt Sprecher Wegmann.

Wenig Chancen im Ausland

Ihm ist nicht bekannt, ob es im Ausland ein ähnliches Institut wie seines gibt. Mit seiner Branchen umfassenden Expertisenfunktion würde das Sicherheitsinstitut einerseits gerne im Ausland in die Lücke springen, “denn die Normen für Sicherheit bezüglich Sachanlagen in der Schweiz gelten als beispielhaft”, so Wegmann.

Doch arbeite man andererseits in Brüssel zur Zeit daran, diese Normen innerhalb der EU zu vereinheitlichen. “Und da schaut man dann bestimmt nicht noch zusätzlich auf die Normen in der

Schweiz. Auch wenn diese teilweise besser wären.” Also bleibe den Schweizer Sachversicherern, respektive dem Sicherheitsinstitut, nichts anderes übrig, als “autonom nachzuvollziehen”, was man selbst mindestens so gut beherrsche.

Von einem Extrem ins andere

Über die EU hinaus weltweit zu expandieren, um sich als schweizerisches Institut global in die Risikoanalyse von Sachanlagen vorzuwagen, macht laut Wegmann ebenfalls wenig Sinn. “Denn weltweit gelten zu unterschiedliche Normen.”

“So kennen zum Beispiel amerikanische Hotelketten wegen des hohen Haftpflicht-Risikos der Schaden einklagenden US-Bürger

ein für unsere Relationen unverhältnismässiges Dispositiv der Sicherheit”, sagt Wegmann.

Andererseits gebe es auch Länder, die sich bewusst mit minimalen Normen und Standards begnügten, um attraktiv zu bleiben für ausländische Industrie-Betriebe, die ihre Produktion auslagern wollten.

Besser und billiger

Die Arbeit des Sicherheitsinstituts in Form des Datenmaterials, das aus den landesweit eingebrachten Audits und Inspektionen stammt, fällt bei den einzelnen Sachversicherern punkto Policen-Berechnung als Nutzen an. “Ein Unternehmen, dessen Gebäude sicherheitstechnisch bestens

unterhalten wird, muss kaum eine teurere Versicherung gewärtigen”, sagt Wegmann. Risk Management, respektive Risk Engineering an Anlagen bei Sachversicherungen, funktioniere deshalb ähnlich wie gesundheitliche Prävention bei der Lebensversicherung: Vorbeugen sei nicht nur besser, sondern auch billiger als Heilen.

swissinfo, Alexander Künzle

Das Sicherheitsinstitut ist ein schweizerisches Kompetenz-Zentrum für Risiko und betriebliche Sicherheit.

Als Non-Profit-Verein ist es Partner der Versicherer, der Kundenfirmen und der Behörden.

Es leistet einen Beitrag an die Präventions-Arbeit.

Die Bandweite an Expertenwissen ist gross. Es reicht von Risiko-Management, Brand-, Explosions-Schutz, Störfällen, Gefahrgütern, Arbeitssicherheit bis hin zu Naturgefahren.

Drei Viertel der 20 Mio. Franken Einnahmen des Sicherheitsinstituts stammen aus Beratung, Prüfung und Inspektionen.
Von den rund 100 Mitarbeitenden arbeitet die Hälfte in Zürich.
Jährlich werden rund 1000 Sicherheits-Audits durchgeführt.
Die Mitgliedfirmen setzen sich zusammen aus: Dienstleistung und Verwaltung (15%), Spitälern und Heimen (14%), Maschinen und Apparaten (9%), Warenhäusern, Chemie (je 8%), Hotels und Restaurants (4%), Uhren (3%).

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