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Pascal Couchepin trifft Hosni Mubarak

Händedruck am Nil: Pascal Couchepin (links) und Hosni Mubarak. Keystone

Beim Treffen in Kairo sprachen der ägyptische Präsident und der Bundespräsident auch über den Nahost-Konflikt. Dabei zeigte sich Mubarak pessimistisch.

Das Gespräch war der Schlusspunkt von Couchepins neuntägiger Reise, die ihn zuvor nach Marokko geführt hatte.

Niemand glaube mehr an eine schnelle Lösung, zitierte der Schweizer Besucher seinen Gastgeber. Dieser schätze die Situation schwieriger ein als vor ein paar Jahren.

Couchepins Visite erfolgte zwei Tage vor dem Besuch von US-Präsident George W. Bush, der am Mittwoch am Nil erwartet wird.

Die Chancen, die sich aus dem Osloer Abkommen (1993) und dem Treffen in Camp David (2000) eröffnet hätten, seien vertan, zitierte Couchepin den ägyptischen Präsidenten weiter.

Mubarak selbst äusserte sich nicht vor den Medien. Ägypten helfe bei der Suche nach einer Lösung, aber es könne die Probleme nicht alleine lösen, so die Position, die Mubarak dem Besucher gegenüber geäussert habe.

Die Aufgabe der Schweiz sieht der Bundespräsident darin, Raum zu bieten für den Dialog zwischen den Verhandlungspartnern. Sie unterstütze den Friedensprozess, sei aber zu klein, zu wenig einflussreich und auch militärisch zu unbedeutend, um den Prozess anzuführen.

Viele Grautöne

Unmittelbar nach dem Gespräch beendete Couchepin seinen neuntägigen Aufenthalt in den beiden islamischen Ländern Marokko und Ägypten. Dabei hatte er mehrere Minister getroffen, darunter den marokkanischen Premier und die Minister für Gesundheit, Bildung, Forschung und Kultur.

Ausserdem interessierte er sich für Religionsfragen. “Die islamische Welt ist sehr vielseitig”, lautet sein Fazit. Die Lage sei nicht schwarz-weiss, sondern es gebe viele Grautöne. Die Schweiz müsse sich weiterhin um den Dialog bemühen.

In beiden Ländern versuche die Regierung, das Aufkommen von extremistischen Bewegungen zu verhindern. Doch die Herangehensweise sei unterschiedlich. Marokko gehe eher einen wirtschaftlichen Weg und fördere die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, während Ägypten sich Sorgen mache um die Destabilisierung der Länder in der Region.

Umstrittene Menschenrechtslage

Auf die Frage, wieso er mit Ägypten ein Land besuche, wo die Lage der Menschenrechte umstritten ist, sagte Couchepin: “Wenn wir nur Länder auswählen, wo die Menschenrechte vollständig respektiert werden, bleibt die Auswahl sehr beschränkt.”

“Wir können nicht damit beginnen, die Länder nach ideologischen Kriterien auszuwählen. Ich bezweifle, dass Gott der Schweiz die Aufgabe anvertraut hat, der Welt Demokratie zu bringen”, fügte er hinzu.

Seine Reise sei vor allem eine politische gewesen, entgegnete Couchepin angesichts von Kritiken in der Presse bezüglich der Länge und des Charakters seiner Reise. “Hätte sie vier Tage gedauert, hätten sie mich gefragt, wieso ich nicht für drei Tage gegangen bin – das kümmert mich nicht zu sehr.”

Weitere Reisen

Während seines Präsidialjahres hat er weitere Reisen geplant, so nach Slowenien, das nun die EU-Ratspräsidentschaft inne hat, nach Frankreich und an die Weltausstellung nach Zaragoza in Spanien.

Anlässlich der Olympischen Spiele in Peking wird er neben China auch Vietnam und die Philippinen besuchen.

swissinfo und Corinne Dobler, sda

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Bundespräsident

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Der Bundespräsident (oder die Bundespräsidentin) wird jedes Jahr aus der Mitte der Schweizer Landesregierung (Bundesrat, Exekutive) gewählt, die sieben Mitglieder zählt. Er gilt in dieser Zeit als Primus inter pares, das heisst Erster unter Gleichgestellten, und leitet die Bundesratssitzungen. Das Amt ist repräsentativ und nicht mit zusätzlicher Macht verbunden.

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Das Nilland zählt 74 Mio. Einwohner. Die Schweizer Gemeinde zählt 1300 Personen, die ägyptische Gemeinde in der Schweiz 1870.

Die Schweizer Exporte nach Ägypten betrugen 2006 418,8 Mio. Franken.

Die ägyptischen Exporte in die Schweiz 34 Mio. Franken.

Das nordafrikanische Land zählt 33 Mio. Einwohner. 2006 lebten 1050 Schweizer in Marokko und 7031 Marokkaner in der Schweiz.

Die schweizerischen Exporte nach Marokko betrugen 2006 283,9 Mio. Franken.

Die marokkanischen Exporte in die Schweiz betrugen 169 Mio. Franken.

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