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Post: Weniger Entlassungen als geplant

Noch hat die Post 18 Briefzentren. In Zukunft werden es noch 9 sein. Keystone

Um die erwartete Post-Liberalisierung anzugehen, konzentriert die Schweizer Post ihre Briefverarbeitung auf drei Haupt- und sechs Regionalzentren. Damit werden 400 Stellen weniger abgebaut als geplant.

Mit dieser Variante “6+3” sollen ab 2009 pro Jahr 170 Mio. Franken gespart werden.

Die drei neuen Hauptzentren entstehen entlang der Bahnlinie am Jurasüdfuss in den Regionen Lausanne-Yverdon, Solothurn-Olten-Aarau und Zürich. Die sechs regionalen Subzentren sollen bei Genf, Basel, Tessin, Bern, Luzern und St. Gallen entstehen, wie die Post am Dienstag mitteilte.

Diese Variante kostet fast 2400 Stellen, davon sind über 3100 Mitarbeitende betroffen. Der Post spart damit ab 2009 – bei Investitionen von 643 Mio. Franken – rund 170 Mio. Franken jährlich.

Innerhalb der Schweiz hat die Post immer noch das Monopol für Briefe, trotzdem erlitt dieser Bereich im letzten Jahr einen Verlust von 14 Mio. Franken. Bis 2010 rechnet die Post zudem mit der Abnahme von Briefen von 10%.

Aufschrei geht durch die Schweiz

Als langfristigen Ausweg hatte die Post ihre Neuverteilung im Herbst 2002 vorgestellt: Die kostensparendste Variante hätte 15 der heute 18 Zentren geschlossen, die drei verbleibenden verschoben, 222 Mio. Franken gespart und fast 2800 Stellen gekostet.

Die Gewerkschaften und die verschmähten Regionen gingen auf die Barrikaden, bis auch der Bundesrat eine sozial verträgliche Variante forderte.

Konzessionen an die Gewerkschaft

Mit der jetzt verabschiedeten Lösung können die Gewerkschaften leben: Die Service-Public-Gewerkschaft Transfair spricht vom kleinsten Übel. Für die Gewerkschaft Kommunikation ist der Entscheid trotz Sozialplan schmerzlich. Der Kampf habe sich jedoch gelohnt, der Entscheid berücksichtige sozial- und regionalpolitischen Anliegen.

Für das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) erfüllt die Post mit ihrem Entscheid die Vorgaben des Bundesrats: “Der Entscheid wurde sorgfältig vorbereitet, Entlassungen können vermieden und der Service public und die Wirtschaftlichkeit der Post gestärkt werden”, hält es fest.

Bundesrat Leuenberger mit Lösung zufrieden

Postminister Moritz Leuenberger ist erleichtert über die Neukonzeption der Briefzentren. Für die jetzige wirtschaftliche Situation sei die Lösung gut. Die gewählte Variante ermögliche den sozialen Frieden und das Gleichgewicht der Regionen.

Eine sehr grosse Herausforderung sei es aber, in Zukunft den Interessen der Regionen und den Ansprüchen der Rentabilität gerecht zu werden.

“Die Restrukturierungen sind nötig”, sagte der Postminister, “denn es bringt nichts, um jeden Preis uninteressante Arbeitsplätze zu erhalten.” Wichtig sei für den Bundesrat aber, dass der soziale Frieden gewährleistet sei.

Aufgrund der wirtschaftlichen Situation sieht auch der Bundesrat bei der Briefpost einen möglichen weiteren Rückgang. “Wenn das Briefvolumen stark abnimmt – zu Gunsten von E-mails beispielsweise – müsse man das Ganze neu beurteilen, sagte Leuenberger.

swissinfo und Agenturen

Die Post wies 2002 einen Gewinn von 204 Mio. Franken aus, der Bereich Briefpost erlitt einen Verlust von 14 Millionen.
Die Post beschäftigt als zweitgrösster Arbeitgeber rund 56’000 Personen und unterhält 2921 Poststellen.

Jeden Tag werden 17 Mio. Briefe und Zeitungen und 500’000 Pakete verteilt
fahren Post-Busse und Post-Wagen 500’000 Kilometer und
werden 2 Mio. Zahlungen getätigt.

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