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Presseschau vom 01.04.2003

Die Schweizer Zeitungen beschäftigen sich am ersten Apriltag mit den unterschiedlichsten Themen. Der Krieg in Irak ist eines davon.

Dazu gehört die Ankündigung der Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey, eine Liste der zivilen Opfer des Irak-Krieges zu veröffentlichen.

Der Zürcher TAGES ANZEIGER schreibt dazu:

“Die Fauxpas häufen sich.”

Micheline Calmy-Rey, die Schweizer Aussenministerin wider Willen, entwickle sich zur Aussenministerin ohne Bremsen. Es komme einem vor, als wolle sie ihren Amtskollegen beweisen, dass man eine wie sie nicht einfach entsorgen könne:

“Jedenfalls drängt die Neue seit Amtsbeginn mit Aktionen an die Öffentlichkeit, bei denen Anspruch und Resultat immer weniger miteinander zu tun haben.”

Es stehe ja ausser Frage, so der TAGES ANZEIGER, dass die Schweiz sich als Land der Guten Dienste selbstbewusster positionieren soll. Bloss:

“Zum wiederholten Mal handelt die Aussenministerin eigenmächtig und kontraproduktiv. Das schadet ihrem Ruf und damit auch der Sache. Weniger vornehm formuliert: Es droht fatale Lächerlichkeit.”

Freiwillige geben zu denken

Vornehm formuliert auch die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG den Krieg in Irak und findet, dass die Alliierten die Stellungen in Irak konsolidiert hätten. Die NEUE LUZERNER ZEITUNG dagegen beschäftigt sich mit der Ankündigung des irakischen Aussenministeriums, dass Freiwillige für Saddam kämpften:

“Militärisch werden die Freiwilligen kaum verhindern können, dass die Truppen der USA und Grossbritanniens das Land besetzen.”

Doch gibt die NEUE LUZERNER ZEITUNG zu bedenken:

“Dass die freiwilligen Kämpfer den bereits hohen militärischen Preis weiter hinauftreiben, mag die US-Regierung achselzuckend hinnehmen. Zu denken geben sollte ihr, dass so viele Nicht-Iraker mitkämpfen – nicht wegen Saddam, sondern wegen der geschundenen Zivilbevölkerung.”

Die Viren, nicht Saddam

Doch die grössten Killer, so die AARGAUER ZEITUNG, seien die Viren. Die Virenkrankheit Sars verbreite Angst:

“Der Krieg steht schon seit Tagen an der Spitze der Zeitungen, das Sars-Virus hat es auf dem Umweg über ‘Vermischtes’ dahin geschafft.”

Doch solle man nun nicht Schreckenspotenziale und Tote gegeneinander aufwiegen, schreibt die AARGAUER ZEITUNG und weiter:

“Doch man soll sich durch Kriegsberichte auch nicht den Blick verstellen lassen auf die grössten Risiken der Menschheit. Die wahre biologische Gefahr geht nicht von den Raketen aus, die Saddam – vielleicht – in der Wüste oder einem Schiff oder Lastwagen versteckt hält. Die Weltbevölkerung könnte durch Viren mehr dezimiert werden als durch Waffen.”

Handeln statt jammern

Der BLICK hingegen befasst sich mit den Schweizer Bundesbahnen. Sie floppten, so der BLICK, im Güterverkehr. Schuld seien die Italiener, welche die Geleise gegen Süden nicht bauten. Gejammer sei das, schreibt der BLICK:

“Wir wollen anderes hören. Beispielsweise, wie die Verlagerung der Güter auf die Schiene endlich effizient betrieben wird. Statt dass die Rollende Landstrasse hoch subventioniert im Postkutschentempo durch die Schweiz bummelt.”

Oder hören wolle man, wie Bundesrat Leuenberger mit den Italienern Verträge schliesse über den Unterhalt verlotterter Geleise.

swissinfo, Urs Maurer

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