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Presseschau vom 06.11.2002

Mittlerweile ist klar: Roland Chlapowski, Chef der Rentenanstalt muss gehen. Die Zeitungen liefern gleich den Argumentenkatalog dazu.

Silvio Berlusconi und die Champions League steuern weitere Schlagzeilen bei.

Der angeschlagene Versicherungs-Konzern Rentenanstalt/Swiss Life steht vor einem Scherbenhaufen. Die Aargauer Zeitung weiss weshalb:

“Fehlinvestitionen, zwei falsche Gewinnausweise und die kürzlich bekannt gewordenen lukrativen Privatinvestitionen führender Manager am Finanzvehikel LTS haben Image und Vertrauen massiv beschädigt.”

Der Kommentar-Titel des TAGES ANZEIGERS: “Neue Manager, bitte!”

Leider reicht das nicht, um die “Rente” wieder auf die Beine zu stellen. Der Tagi meint: “Doch mit einem einfachen Köpferollen in der Geschäftsleitung sind diese Probleme nicht gelöst. Die Verwaltungsräte, allen voran Präsident Andreas Leuenberger, machen eine traurige Figur.”

Deshalb die Tagi- Forderung: “Eine ganz neue Mannschaft muss her – auch für den Verwaltungsrat.”

Sorgen macht sich in diesem Zusammenhang auch die FDP. Ihr Parteipräsident Gerold Bührer ist als Verwaltungsrat der Rentenanstalt in die Machenschaften mitverwickelt.

Eine Analyse der BERNER ZEITUNG kommt zu folgenden Schluss: “FDP-Chef Gerold Bührer wird immer mehr zu einer Hypothek für seine Partei. Die Skandale, die derzeit das Rentenanstalts-Management liefert, stellen ihn und die FDP in ein schiefes Licht.”

Ähnlich sieht es auch die BASLER ZEITUNG: “Bührer in der Renten-Falle”.

FDP-Ständerätin Christine Beerli denkt in der BZ sogar noch weiter und befürchtet: “Was jetzt geschieht, könnte zur völligen Trennung von Wirtschaft und Politik führen.”

Ist Italien eine Bananenrepublik?

Um das Verhältnis zwischen Politik und Staat geht es auch in unserem südlichen Nachbarland. Dort hat Premierminister Silvio Berlusconi ein Gesetz durchgebracht, das Berlusconis mutmassliche Finanzdelikte weitgehend entkriminalisiert sowie ihm durch Verlegung des Prozessortes quasi Straffreiheit garantiert.

Der BUND titelt: “Dreist, dreister, Berlusconi”. Und kommt zu Schluss: “Man gewinnt den Eindruck, Berlusconi habe Italien seinem Finanzimperium einverleibt.”

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG stellt resigniert fest: “Die Opposition ist zu schwach, um dem Machtmissbrauch von Berlusconis Casa della libertà einen Riegel zu schieben.”

Fazit des Tagi: “Berlusconi richtet einen Schaden an, der ihn überdauern wird.”

Da ist man als Zeitungsleser froh, dass wenigstens an der Sportfront Grund zum Jubeln besteht: Gemeint ist natürlich der Champions League-Sieg des FC Basel gegen Spartak Moskau.

“Die heisse Gaucho-Show im eiskalten Moskau”, überschreibt der BLICK in Riesenlettern eine Doppelseite und erklärt gleich weshalb: “Minus 1 Grad, leichter Schneefall im eiskalten Dynamo-Stadion von Moskau – und dann die heisse Show der beiden FCB-Argentinier Rossi und Gimenez!”

Der Titel der BERNER ZEITUNG: ” ‘Rossige’ Aussichten”.

Für die BZ der Beste war jedoch: “einmal mehr Murat Yakin. Dem Captain unterlief nach wenigen Sekunden zwar der erste Fehler (…), doch in der Folge wirkte er sehr souverän und verlor kaum einen Zweikampf.”

Auch in der NEUEN LUZERNER ZEITUNG kommt Yakin zum Wort: “Wir hatten das Spiel nicht im Griff, sondern erzielten eigentlich nur die beiden Tore.”

Dank diesem Sieg sind für den FCB die Chancen intakt, mit einem Remis gegen Liverpool in die Zwischenrunde einzuziehen.

Für die AARGAUER ZEITUNG ist eines aber schon gewiss: “Der 3. Platz und damit der Verbleib auf der internationalen Bühne – zumindest im Uefa-Cup – ist der Equipe von Trainer Christian Gross nicht mehr zu nehmen.”

swissinfo, Etienne Strebel

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