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Presseschau vom 07.03.2003

Die Senkung der Alkohol-Promillegrenze im Strassenverkehr von 0,8 auf 0,5 Promille wird von den meisten Zeitungen begrüsst.

Weiteres Thema ist die Senkung der Leitzinsen durch die Schweizerische Nationalbank (SNB).

“Die Schweiz senkt die Promillegrenze auf das europäische Niveau und widersteht damit dem Lobbying der Schnapsbrenner, Wirtschaftsvertreter und Gastronomen”,

freut sich der TAGES-ANZEIGER und kritisiert das “jämmerliche Niveau”, mit dem die Gegner der neuen Verordnung diese zu sabotieren versuchten:

“Die Gegner der Verschärfung fuchtelten mit Behauptungen, die man nur als falsch, verlogen, inkonsequent oder ganz einfach dumm bezeichnen muss; oft alles zusammen.”

Für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG habe Verkehrsminister Moritz Leuenberger “Wasser nicht nur gepredigt”, sondern dieses auch getrunken: Die NZZ – wie auch andere Zeitungen – illustriert ihren Bericht mit einem Foto von Leuenberger, der während der Nationalratsdebatte ein Glas Wasser trinkt.

“Nach Leuenbergers Schlusswort sah es die Mehrheit nüchtern”,

titelt BLICK ganz gross auf zwei Seiten. Sein “flammendes” Schlussvotum habe die Mehrheit im Parlament in letzter Sekunde überzeugt.

Als sinnvoll erachtet die NEUE LUZERNER ZEITUNG die neue Verordnung:

“Wenn nun der Staat seinen Bürgern verordnet, vor dem Autofahren weniger Alkohol zu trinken, ist das nur eine logische Konsequenz, die den Einzelnen nicht einmal etwas kostet. Wer kann dagegen etwas einwenden?”

Die Genfer Zeitung LE TEMPS rechnet vor:

“Ein Glas weniger kann 30 Menschenleben jährlich retten”,

und ermahnt die Automobilisten, dass “das Gefühl der Freiheit am Steuer” eine Illusion sei.

Für die BERNER ZEITUNG ist die 0,5 Promille-Grenze noch zu hoch:

“Konsequenterweise müsste in der Schweiz die 0,0-Promille-Grenze im Strassenverkehr eingeführt werden. Denn es ist einwandfrei wissenschaftlich bewiesen, dass mit jedem Glas die Fahrtauglichkeit abnimmt.”

Beim Vorschlag des Bundesrates handle es sich um einen Kompromiss, denn:

“in keinem anderem Bereich unseres sozialen Lebens nimmt man Verletzte und Tote derart leichtsinnig in Kauf wie im Strassenverkehr”.

Dennoch stösst die BZ darauf an: “Ein Prosit auf die Vernunft.”

Reduktion der Leitzinsen um 0,5 Prozent

“Ein mutiger Schritt”,

titelt die BERNER ZEITUNG. Damit seien alle Voraussetzungen für eine lockere Geldpolitik gegeben. Bloss:

“die Schweizer Geldpolitik ist schon locker”.

Und die AARGAUER ZEITUNG doppelt nach:

“Billiger gehts nimmer.”

Für den BUND müsse man sich in dieser schwierigen Zeit aber

“an jeden Strohhalm klammern und hoffen, dass die positive Wirkung diesmal nicht ausbleibt”.

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG spricht von “vergeudeter Munition”:

“Die SNB hat in den letzten Tagen mehrfach ihrer Sorge über den hohen Frankenkurs Ausdruck gegeben. Nun wollte sie offenbar handeln. Dass damit das Zinspulver fast vollständig verschossen wurde, scheint sie nicht gross zu kümmern.”

swissinfo, Alina Kunz Popper

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