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Presseschau vom Freitag 09.08.2002

Die Arbeitslosenquote ist gestiegen, die Konsumenten-Stimmung hat sich verschlechtert. Oder mit den Worten der Genfer Zeitung LE TEMPS vom Freitag:

“Baisse de la consommation, hausse du chômage: les Suisses dépriment.”

Bald ein Jahr nach den Terrorattacken in den USA zeige sich, dass der damals eingetretene Stimmungsschock nicht überwunden sei, schreibt die NEUE LUZERNER ZEITUNG.

“Das mag ernüchternd sein, erstaunlich ist es nicht. Schliesslich folgten weitere schlechte Nachrichten: Swissair-Debakel, anhaltende Swiss-Querelen, die grosse Rentenverunsicherung, aufgeflogene Bilanzskandale, der Börsencrash und jetzt Ebners tiefer Fall. Das Endresultat der Hiobsbotschaften ist eine tief greifende Vertrauenskrise.”

Allerdings warnt die NLZ:

“Eine Wirtschaftskrise an die Wand zu malen wäre Panikmache.”

Dieser Meinung ist auch die AARGAUER ZEITUNG:

“Eigentlich bleibt jetzt nur: Noch einmal tief einatmen und Geld im Portemonnaie ausgeben. Sodass der private Konsum weiter die Wirtschaft stützt – so lange, bis der Motor im Ausland wieder anspringt.”

Die BERNER ZEITUNG gibt sich dabei optimistisch:

“Der private Konsum, die Stütze unserer Konjunktur, ist robuster, als es die Stimmung erwarten liesse.”

Mehr beschäftigen sollte uns hierzulande die niedrige Wachstumsrate der Schweiz, so die BZ weiter:

“Vielleicht liegts am Abseitsstehen in Europa. Vielleicht haben wir uns auf den Vorzügen des Finanzplatzes ausgeruht. Vielleicht sind wir unflexibel und innovationsfeindlich.”

Antworten gibts keine – doch diese Fragen müssten uns beschäftigen, so die Kommentatorin.

Von der Schweiz nach Südamerika, konkret zum 30-Milliarden-Kredit des Internationalen Währungsfonds an Brasilien. “Überraschend schnell” habe man sich geeinigt, findet die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, und “ebenso überraschend ist das grosse Volumen der zusätzlich in Aussicht gestellten Gelder”.

Dies komme nicht von ungefähr, so die NZZ:

“In der vergangenen Woche hatte sich in Lateinamerika plötzlich das Gespenst eines finanziellen, wirtschaftlichen und letztlich auch politischen Flächenbrandes abgezeichnet. (…) Eine Ausbreitung der Krise galt es mit Entschiedenheit zu verhindern. (…) Die 30 Mrd. Dollar sollen offensichtlich einen ‘Vertrauensschock’ auslösen.”

Der TAGES-ANZEIGER findet, diese Hilfe genüge nicht:

“Das Kernproblem vieler Länder Lateinamerikas löst der IWF-Schlepper nicht, wenn er nach Gutdünken des Lotsen USA mal Uruguay und dann Brasilien eine Rettungsleine zuwirft. Besteht wie in Brasilien einigermassen Gewähr, dass begünstigte Länder nicht wieder sorglos auf Pump leben, führt kein Weg am Erlass von Schulden vorbei.”

Zurück nach Zürich, wo dieses Wochenende an der Street Parade Festen und Tanzen angesagt ist. Über 400’000 Ohrenpfropfen würden am Samstag an der Street Parade verteilt, weiss der TAGES-ANZEIGER zu vermelden.

Und die BERNER ZEITUNG ist über den lokalpatriotischen Schatten gesprungen und schreibt:

“Zürich – die Stadt der besten Partys.”

Eva Herrmann

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