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Sabena soll weiter bestehen

Die belgische Gewerkschaft pokert mit im Deal SAir-Group/Sabena. Keystone

Die belgische Fluggesellschaft Sabena soll weiterbestehen: Dies schlägt der Sabena-Verwaltungsrat der Aktionärsversammlung vom 8. Februar vor. Allerdings müssen bis dahin die Gewerkschaften einem Restrukturierungsplan zustimmen. Die Schweizer SAir-Gruppe, die 49,5 Prozent der Sabena-Aktien besitzt, will mittelfristig 85 Prozent der Sabena übernehmen.

Die Bemühungen um die Sanierung der konkursbedrohten Sabena hatten in Brüssel den ganzen Montag (22.01.) hindurch angehalten. Bei den Gesprächen zwischen Gewerkschaften, Direktion und Verwaltungsrat ging es um den vom belgischen Staat und der Schweizer SAirGroup während des Wochenendes ausgehandelte Sanierungsplan.

Sabena-Zukunft sichern

Schliesslich beschloss der Verwaltungsrat am späten Montagabend (22.01.), der ausserordentlichen Aktionärsversammlung die “Weiterführung der Aktivitäten des Unternehmens” zu beantragen, wie es in einem Sabena-Communiqué hiess. Dabei stellte er fest, dass die Gewerkschaften «in den kommenden Tagen» zu Verhandlungen bereit seien.

In einer Erklärung hätten die Arbeitnehmerorganisationen ihre Bereitschaft bestätigt, “ihre Verantwortung wahrzunehmen, um die Zukunft von Sabena zu sichern”. Zudem hätten sie zugesichert, dass sie den “Zeitplan für die Diskussionen und Verhandlungen” akzeptierten.

Vor schwierigen Verhandlungen

Gewerkschafts- und Personalvertreter hatten sich zuvor einverstanden erklärt, sich weiter an den Verhandlungstisch zu setzen. Denis de Meulemeester von der sozialistischen Gewerkschaft FGTB-CMB bestand vor belgischen Medien aber darauf, dass eine Einigung alle Sabena-Gesellschaften einschliesst.

Zudem wollen Gewerkschaften und Piloten in den im Herbst vorgelegten Restrukturierungsplan “Blue Sky” das Ergebnis einer Finanzanalyse von Sabena einschliessen, das Ende Monat erwartet wird. Belgien und SAir hatten andererseits ihren Sanierungsplan vonder Umsetzung von “Blue Sky” abhängig gemacht.

1,14 Milliarden nötig

Der Plan sieht für die kommenden zwei Jahre Aufwändungen von rund 750 Mio. Euro (1,14 Mrd. Fr.) vor, um Sabena wieder zu einer rentablen Gesellschaft zu machen. Belgien, derzeit mit 50,5 Prozent an Sabena beteiligt, soll dazu 100 Mio. Euro und SAir, mit 49,5 Prozent Minderheitsaktionärin, 150 Mio. Euro beisteuern.

350 Mio. Euro sollen aus dem Sparplan “Blue Sky” resultieren. 150 Mio. Euro sollen sich aus dem vorzeitigen operationellen Übergang von Filialbereichen wie Catering, Fracht oder Technik an SAir ergeben.

Rentable Bereiche an SAir

“Blue Sky” umfasst neben der Streichung von Flügen und dem Verkauf von Flugzeugen auch den Abbau von bis zu 500 der über 11 000 Stellen bei Sabena. Mit der Übernahme der Filialbereiche würde zudem SAir zu 85 Prozent die rentablen Bereiche von Sabenaerhalten.

Der nicht-rentable Flugbereich bliebe derweil noch beim belgischen Staat, bis SAir eine 85-prozentige Mehrheit an der gesamten Sabena übernimmt. Dies ist für dann vorgesehen, wenn die bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU) in Kraft sind.

Gemäss belgischem Recht war der Sabena-Verwaltungsrat aufgrund der derzeitigen Finanzlage der Gesellschaft gezwungen, die Aktionärsversammlung einberufen. Ohne Sanierungsplan hätte er dabei die Auflösung der Gesellschaft beantragen müssen.

EU-Kommission prüft

“Sicherlich überprüfen” wird den Sanierungsplan auch die EU-Kommission, wie der Sprecher von EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio sagte. Falls der Kapitalzuschuss des belgischen Staats nach EU-Recht eine Staatsbeihilfe darstellt, wäre er nicht zulässig.

swissinfo und Agenturen

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