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San Bernardino: Verkehrslage entschäft

Nach der Gotthard-Sperrung immer mehr Verkehr auf der San-Bernardino-Route. Keystone Archive

Auf der A13 über den San Bernardino hat sich die Lage am Donnerstag verbessert: Ein neuer Ausstellplatz im Tessin brachte Abhilfe.

Die Sperrung des Gotthard-Tunnels nach der Brandkatastrophe hat die Ausweichroute über den San Bernardino zu einer sehr gefährlichen Strecke gemacht. Seit letzten Mittwoch kam es bereits zu drei schweren Unfällen.

Die Polizei meldete am Donnerstag überrraschend regen Schwerverkehr über den San Bernardino, obschon in Süddeutschland und Italien wegen einem Feiertag ein Lastwagen-Fahrverbot besteht. Die Situation spitzte sich laut Angaben der Kantonspolizei Graubünden insbesondere auf den Pausen- und Abstellplätzen südlich des San Bernardino zu.

Die Bündner Polizei versuchte deshalb, die Abstellplätze für den Schwerverkehr auf der A13 von Süden her zu füllen. Falls das Schwerverkehrs-Aufkommen weiter zunehmen sollte, dürften die Ruheplätze auch in Graubünden bald belegt sein.

Schon wieder Unfall mit Folgen

Ein Lastwagenbrand hatte auf der San-Bernardino-Route in der Nacht auf Donnerstag erneut zu stundenlangen Behinderungen geführt. Die Strecke wurde nach dem Unfall am Mittwochabend teilweise gesperrt und erst am Donnerstag früh wieder für den Verkehr freigegeben.

Der nach einer Reifenpanne verunfallte Transporter hatte 25 Tonnen Schwefelsäure-Batterien geladen, die teilweise ausliefen. Die Folgen des Brandes bei Lostallo hatte die Räumungs-Equipen eine Nacht lang auf Trab gehalten. Die Gefahr einer Gewässerverschmutzung konnte aber gebannt werden. Erst bei Tagesanbruch am Donnerstag konnte die beschädigte Ladung entfernt und zur Entsorgung in ein Zwischenlager abtransportiert werden.

Schwerverkehr dosieren – keine Kontingentierung

Die Brandkatastrophe am Gotthard und ihre Folgen waren am Mittwoch auch im Bundesrat Thema gewesen. Bundespräsident Moritz Leuenberger erläuterte anschliessend mögliche Massnahmen gegen das Verkehrschaos auf den Ausweichrouten San Bernardino sowie Grosser St. Bernhard und Simplon.

Vorstellbar wäre eine Dosierung des Schwerverkehrs nach dem Muster des Mont-Blanc-Tunnels, wo zwischen den Lastwagen ein Mindestabstand von 150 Metern vorgeschrieben wird, sagte Leuenberger. Eine Kontingentierung komme aus rechtlichen und praktischen Gründen nicht in Frage.

Der Direktor des Bundesamtes für Verkehr, Max Friedli, hatte in einem Interview mit der “Neuen Zürcher Zeitung” eine Kontingentierung als Ultima ratio nicht ausgeschlossen.

Unterdessen sind die Verlademöglichkeiten durch den Gotthard bisher kaum beansprucht worden. Die Eisenbahn meldete weiter freie Kapazitäten. Am Montag betrug die Auslastung rund 13%. Der Höchstwert stammt vom letzten Sonntag und liegt bei 21 Prozent.

Elftes Todesopfer

Im Gotthardtunnel waren am Mittwoch die Überreste eines elften Opfers gefunden worden. Die Zahl der Todesopfer nach der Brandkatastrophe liegt nun offiziell bei elf. Vermisst werden noch neun Personen. Bei dem Opfer, das am Mittwoch entdeckt wurde, handelt es sich offenbar um einen Bürger aus Paraguay.

Die Identität von zwei Todesopfern ist nach wie vor ungeklärt. DNA-Analysen sollen Aufschluss darüber geben, ob es sich bei einer der Leichen um den türkischen Chauffeur handelt, der den Unfall im Tunnel verursacht haben soll.

Bevor das Disaster-Victim-Identification-Team seine Arbeit aufnimmt, wird untersucht, ob die Asche und die Staubteilchen im Tunnel giftig sind. Die Abklärungen könnten noch mehrere Tage in Anspruch nehmen.

swissinfo und Agenturen

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