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Scheitern der Lohn-Verhandlungen bei der Swiss

Freiwillige 42-Stunden-Woche und gekündeter GAV: Das Swiss Bodenpersonal. Keystone

Die Lohnverhandlungen zwischen der Swiss und dem Bodenpersonal sind gescheitert – sie seien eine Alibi-Übung gewesen, sagen die Gewerkschaften.

Dabei gilt fürs Flugpersonal bereits die freiwillige 42-Stunden-Woche.

Die Fluggesellschaft Swiss zeigt sich unnachgiebig: Sie ist nicht bereit, die Löhne des Bodenpersonals zu erhöhen. Die Gewerkschaft des Bodenpersonals erklärte die Lohnverhandlungen daher für gescheitert.

Lohnverhandlungen abgeschlossen

Die Fluggesellschaft hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass sie den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) mit dem Kabinenpersonal per Ende des kommenden Jahres künden will. Den GAV mit dem Bodenpersonal hatte sie schon im vergangenen September gekündet.

Die Swiss wolle aus wirtschaftlichen Gründen nicht auf die Forderungen der Gewerkschaften des Bodenpersonals eintreten, teilte die Airline am Mittwoch mit. Damit seien die vereinbarten Lohnverhandlungen abgeschlossen.

Als Alibi-Übung angeprangert

Am Dienstag hatte sich das Swiss-Management mit den Gewerkschaften des Bodenpersonals getroffen. Das sei aber nur eine Alibi-Übung gewesen, kritisierte SEV-GATA, die grösste der vier Bodenpersonal-Gewerkschaften, in einem Communiqué.

Von seriösen Lohnverhandlungen könne nicht gesprochen werden, wenn die Swiss auf ihrer Forderung nach einer Nullrunde beharre und nur erkläre, dass es keinen Spielraum für Verhandlungen gebe, monierte SEV-GATA.

Entlassung oder Konkurs

Die Frage der Swiss-Verhandlungs-Delegation, ob die Angestellten das Deponieren der Bilanz vorziehen würden, sei zynisch und verkenne die Liquiditätsreserve. Das Bodenpersonal anerkenne die wirtschaftlich herausfordernde Situation im Luftverkehr.

Mit der freiwilligen Zustimmung zur befristeten Einführung der 42-Stunden-Woche habe das Bodenpersonal bereits Opferbereitschaft gezeigt.

SEV-GATA fordert eine generelle Lohnerhöhung von 6%. Damit solle wenigstens ein Teil des Nachholbedarfs der letzten Jahre kompensiert werden.

Steward mit 3500 Franken pro Monat

SEV-GATA will nun die Mitarbeitenden zu Versammlungen einladen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Die Swiss drängt bei ihrem gesamten Personal auf Einsparungen. So hatte die Fluggesellschaft Anfang Woche bekannt gegeben, dass auch der GAV mit dem Kabinenpersonal per Ende 2005 gekündigt werde.

Das Kabinenpersonal machte bereits klar, dass es nicht bereit sei, Lohnkürzungen zu akzeptieren. Mit einem Bruttolohn von 3500 Franken für einen Flugbegleiter sei das absolute Minimum bereits erreicht, erklärte die Gewerkschaft kapers.

Auch Piloten-GAV auf der Kippe

Druck macht die Swiss auch auf die Piloten: Sollten Gespräche mit den Gewerkschaften der Ex-Swissair-Piloten und den Ex-Crossair-Piloten nicht wie erhofft ausgehen, würden auch die mit ihnen abgeschlossenen Gesamtarbeitsverträge gekündigt.

swissinfo und Agenturen

Swiss wurde im April 2002 nach dem Kollaps von Swissair im Jahr 2001 gegründet.
Swiss hat rund 7400 Angestellte, davon sind 1200 Piloten und 3200 Kabinenpersonal.
Von Januar bis September 2004 transportierte die Swiss 7 Mio. Passagiere und 223’000 Tonnen Fracht.

Die Airline hatte im Jahr 2002 angekündigt, im Jahr 2004 schwarze Zahlen zu schreiben.

In den ersten drei Quartalen 2004 flog sie immer noch einen Verlust von 17 Mio. Franken ein.

Ende September 2004 lag die Liquidität der Swiss noch bei 360 Mio. Franken.

Im Oktober 2004 erhielt die Swiss noch einen Kredit von 325 Mio. Franken von einem Bankenkonsortium.

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