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Schweiz reagiert auf Zunahme afrikanischer Asylsuchender

Immer mehr Menschen aus Afrika beantragen Asyl in der Schweiz - allen voran Leute aus Nigeria. Keystone Archive

Die Behandlung der Asylgesuche von Menschen aus Afrika und deren allfällige Rückführung gestalten sich als schwierig.

Im ersten Halbjahr 2002 hielten sich 16’400 Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene aus dem afrikanischen Kontinent in der Schweiz auf. Das ist eine Zunahme innert sechs Monaten um 1400 Personen. Die Schweiz will nun Rücknahme-Abkommen aushandeln.

Besonders markant ist die Zunahme der Gesuche aus Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, aber auch aus Angola, Sierra Leone und der Demokratischen Republik Kongo. Insgesamt machen die Afrikaner rund einen Viertel der Asylbewerber in der Schweiz aus.

Schwierige Bearbeitung der Gesuche

Die Asylsuchenden aus Schwarzafrika verfügen selten über gültige Papiere. Für das Bundesamt für Flüchtlinge (BFF) ist daher die Feststellung der Identität und oft auch des Herkunftslandes äusserst schwierig, was allfällige Rückführungen fast verunmöglicht.

Über 95% aller Afrikaner erhalten in der Schweiz negative Asylentscheide. Sie können aber oft nicht zurückgeschickt werden, weil sie entweder keine Ausweise haben oder sich die betroffenen Länder wenig kooperativ zeigen.

Wie Dominique Boillat, Sprecher des BFF erklärte, behaupteten die angolanischen Behörden etwa, eine Person komme nicht aus ihrem Land, obwohl dies klar der Fall sei.

Häufig seien die Heimatländer der abgewiesenen Asylbewerber auch administrativ überfordert. So wurde in Sierra Leone während des 10jährigen Bürgerkriegs das Zivilstands-Register vernichtet, was eine Abklärung der Identität vieler Personen erschwert.

Schweiz verhandelt

Die Schweiz hat nun auf die zunehmenden Probleme im Zusammenhang mit afrikanischen Asylsuchenden reagiert. Rückübernahme-Abkommen mit verschiedenen Ländern sollen mithelfen, Schwierigkeiten zu bewältigen.

Am weitesten fortgeschritten sind laut Boillat die Verhandlungen mit Nigeria. Aber auch mit anderen afrikanischen Staaten seien Verhandlungen im Gang.

Bislang hat die Schweiz mit 22 Ländern Rückübernahme-Abkommen abgeschlossen. In Afrika allerdings erst mit Namibia.

Die Schweiz – ein begehrtes Asylland

Die Schweiz ist in Europa eines der Länder mit den meisten Flüchtlingen. Bis vor kurzem stammten die Gesuchsteller vor allem aus dem Balkan.

Allerdings ist die Schweiz weder Mitglied der EU, noch macht sie bei den Abkommen von Schengen oder Dublin mit, welche die Grenz- und Asylpolitik der Mitgliedstaaten regelt (s. Link).

Die offizielle Schweiz will jedoch den beiden Abkommen beitreten, um in Sachen Asylpolitik mitentscheiden zu können. Auch der Chef der Schweizerischen Flüchtlingshilfe, Alberto Achermann, sieht keine andere Wahl für die Schweiz, als Schengen und Dublin beizutreten:

“Faktisch besteht ein Zwang, bei den Abkommen von Schengen und Dublin mitzumachen. Denn wenn wir nicht dabei sind, dann riskieren wir, ‘Reserveasylland’ zu werden. Das heisst, dass alle Flüchtlinge, die in einem anderen Land abgelehnt wurden, zu uns kommen. Das wäre für die Zukunft des Asylssystems der Schweiz verheerend.”

Gaby Ochsenbein und Agenturen

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