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Schweiz will an Klimakonferenz einheizen

Das Eis schmilzt, während die Politiker in Montreal debattieren. Keystone

Thomas Kolly, Leiter Abteilung Internationales im Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, spricht mit swissinfo über seine Erwartungen für Montreal.

Die Klimakonferenz der Vereinten Nationen hat in Kanada hat am Montag begonnen und dauert bis am 9. Dezember.

Kolly, seit 1. November 2005 neuer Chef der Abteilung Internationales im Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), führt die Schweizer Delegation in Montreal an. Er ist optimistisch, dass die Schweiz ihre Ziele zur Verringerung des CO2-Ausstosses (Kohlendioxid) erreichen werde. Dazu bedürfe es aber noch grosser Anstrengungen.

Claude Martin, der scheidende Präsident der Umweltorganisation WWF International, hatte Anfang Monat gegenüber swissinfo gesagt, dass viele Länder zu zögerlich seien, um in der Klimapolitik Fortschritte zu erzielen. Dazu gehöre auch die Schweiz.

Erst vor kurzem wurde die Parlaments-Debatte über die Einführung einer CO2-Abgabe in der Schweiz verschoben. Zudem lehnte die Landesregierung (Bundesrat) die Einführung einer Lenkungsabgabe auf Geländewagen und anderen Autos mit hohem Treibstoffverbrauch ab.

swissinfo: Was erhoffen Sie sich von Montreal?

Thomas Kolly: Wir wünschen uns die vollständige Umsetzung der Richtlinien, die im Kyoto-Protokoll verabschiedet worden sind. Und eine Verbesserung der existierenden Instrumente.

Wir sprechen auch über die Zeit nach 2012, wenn die erste Umsetzungsphase von Kyoto vorbei sein wird. Die Anstrengungen der Industrieländer werden nicht ausreichen, um die Probleme des Klimawandels anzupacken. Dazu sind Anstrengungen aller nötig, also der Industrie- und der Entwicklungsländer.

swissinfo: Die Schweiz verpflichtete sich im Kyoto-Protokoll zur Verringerung des CO2-Ausstosses um rund 2,5 Mio. Tonnen pro Jahr zwischen 2008 und 2012. Wird dieses Ziel erreicht?

T.K.: Wir haben das Kyoto-Protokoll unterzeichnet. Das respektieren wir und unternehmen gewiss alle Anstrengungen, dieses Ziel auch zu erreichen.

swissinfo: Liegt die Schweiz im Fahrplan?

T.K.: Es gibt Diskussionen über die verschiedenen Instrumente zur Erreichung dieser Ziele, in erster Linie über die CO2-Abgabe, das zentrale Element in unseren Bemühungen. Der Ball liegt momentan beim Parlament, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unsere Ziele erreichen werden.

swissinfo: Was passiert im Kampf gegen die Klima-Erwärmung nach Auslaufen des Kyoto-Protokolls im 2012?

T.K.: Entgegen vielen Meinungen läuft es nicht aus. Vielmehr ist 2012 das Ende der ersten Verpflichtungs-Phase. Die Übereinkunft sieht aber vor, dass jetzt schon die Diskussionen über die zweite Verpflichtungs-Etappe beginnen, also die Zeit nach 2012.

Es ist für die Schweiz sehr wichtig, dass das Kyoto-Protokoll nach 2012 weiter verfolgt wird. Die Frage ist bloss, mit welchen Zielen und welchen neuen Elementen.

Alle Länder sollten sich an den künftigen Anstrengungen zur Verringerung des Treibhaus-Effekts beteiligen. In Montreal beginnen wir mit der Diskussion, wer was und in welchem Umfang zu tun hat.

swissinfo: Sie sagen, alle Länder seien optimistisch, dass die USA sich nach Kyoto am Kampf gegen die Klima-Erwärmung beteiligen. Momentan machen die USA aber nicht mit.

T.K.: Alle grossen Verursacher sollen an einer künftigen Vereinbarung beteiligt sein, gerade auch ein so wichtiges Land wie die USA, das für 20 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist, aber nur einen Bevölkerungsanteil von vier Prozent hat.

Ich muss aber betonen, dass die USA im Bereich Forschung und Technologie viel zum Emissionsproblem getan haben. Es bedarf dazu aber eines umfassenden Pakets, und die Schweiz will die USA an Bord haben, wie auch Australien und die wachsenden Märkte China, Indien und Brasilien.

Ich wäre zufrieden, wenn alle die Konferenz mit der Gewissheit verliessen, dass es ein grosses Problem gibt, dass aber auch alle Teilnehmer bereit sind, zur Lösung beizutragen.

swissinfo-Interview: Thomas Stephens

Die Klimakonferenz der UNO in Montreal hat am Montag begonnen und dauert bis am 9. Dezember.

Rund 7000 Delegierte und Beobachter aus 189 Ländern beraten, wie die Staaten besser gegen den Klimawandel ankämpfen können.

Thema sind auch die Umsetzung des Kyoto-Protokolls und künftige Initiativen.

Die Industrieländer verpflichteten sich 1997 im Kyoto-Protokoll zum Kampf gegen die globale Erwärmung.
Bis 2012 müssen sie 5,2% der verursachenden Schadstoffe vermindern.
Das Schweizer Parlament ratifizierte das Kyoto-Protokoll im Juni 2003.
Bis 2010 muss die Schweiz den CO2-Ausstoss um 10% unter den Wert von 1990 reduzieren.
Zwischen 2008 und 2012 muss die Schweiz jährlich 1,8 Mio. Tonnen weniger CO2 ausstossen.

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