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Schweizer Käse gewinnt an Terrain

Schweizer Erzeugnis schlechthin: Käse ist das Exportprodukt der Nation. (SCM) foto: Switzerland Cheese Marketing

In der Schweiz werden über 450 verschiedene Käse hergestellt. Das Sortiment reicht von berühmten Sorten wie Emmentaler, Greyerzer und Appenzeller bis zu lokalen Alpkäslein.

Im Gegensatz zu anderen Swiss-Made-Produkten wird nur ein Drittel des Schweizer Käse ins Ausland exportiert. Dank des Freihandels mit der EU nehmen die Exporte aber zu.

Käse und Schokolade: Diese beiden Lebensmittel prägen weltweit das Bild der Schweiz. Und nicht zu Unrecht. Die Schweiz kennt eine Vielfalt von Käsesorten, die ihresgleichen sucht.

Mit oder ohne Löcher, hart oder weich, von der Alp oder aus der Schaukäserei: Der Käse ist auch ein Ausdruck der vielfältigen Schweiz, ihrer Tradition und Geschichte. “Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, das auf eine jahrhundertealte Käserei-Tradition zurückblicken kann.

Auch heute werden die meisten Käse noch immer nach traditionellen Rezepten und auf natürliche Weise hergestellt”, sagt David Escher, Direktor des Branchenverbands Switzerland Cheese Marketing. Die

Schweizer lieben ihren Käse. Pro Kopf werden pro Jahr mehr als 20 Kilo verspeist.

80% ist einheimische Ware

“Die Schweizer Konsumenten bevorzugen einheimischen Käse. Er macht zirka 80% des Gesamtverbrauchs aus”, betont Escher.

Die Konzentration auf den nationalen Markt spiegelt sich im Absatz. Im Jahr 2005 wurden nur 34% der Schweizer Gesamtproduktion von 167’706 Tonnen Käse ins Ausland exportiert.

Dieser Exportanteil ist im Kontext der Schweizer Landwirtschaft aussergewöhnlich tief. Andere Swiss-Made-Sektoren exportieren

viel mehr Waren. Die Uhrenindustrie verkauft ganze 95% ihrer Produktion im Ausland, die Maschinenindustrie 80%. Immerhin 57% aller Schweizer Schokolade werden im Ausland abgesetzt und verzehrt.

Rahmenbedingungen

“Dieser Unterschied hat vor allem historische Gründe: Vor 100 Jahren exportierte die Schweizer Milchwirtschaft soviel Milch und Käse, dass für den einheimischen Markt nicht mehr genug übrig blieb”, erklärt David Escher.

Damals habe die Milchwirtschaft das Mandat erhalten, sich stärker um den nationalen Markt zu kümmern. Zudem haben sich die Rahmenbedingungen für den Handel

geändert. Mit drastischen Folgen für die Preise. “Unser Käse kostet im Ausland häufig doppelt soviel wie ein einheimisches Produkt”, sagt Escher.

Trotz des hohen Preises liegt Schweizer Käse im Trend. Die Exporte haben zugenommen, die Importe leicht abgenommen.

Im Jahr 2004 betrug der Zuwachs 7,3%. Im Jahr 2005 wuchsen die Exporte in die EU, die zusammen mit den USA den wichtigsten Auslandsmarkt darstellt, um weitere 5%.

Die jüngste Entwicklung ist eine Folge der Liberalisierung des Käsehandels mit der EU. Diese ist Teil der bilateralen Verträge im Landwirtschafts-Dossier und sollte

2007 abgeschlossen sein. “Schon heute sind 80% des Handels mit der EU liberalisiert. Und die jüngsten Verkaufszahlen zeigen, dass sich die Käseindustrie gut an die neuen Bedingungen angepasst hat”, kommentiert Escher.

Der Abbau der Zollschranken scheint dem Schweizer Käse tatsächlich gut zu tun. Einerseits bleiben die Schweizer ihrem einheimischen Käse treu und schwenken nicht auf Importware um.

Marktöffnung mit guten Seiten

Andererseits vermag der Schweizer Käse dank seines guten Rufes und seiner Qualität Anteile auf dem EU-Markt zu gewinnen. “Die Liberalisierung hat in den letzten Jahren schon zu einer bedeutenden

Umstrukturierung unseres Sektors geführt”, sagt David Escher.

“Die Branche hat sich gestärkt und ist gegen die internationale Konkurrenz gewappnet. Die Zukunft sehen wir optimistisch!”

swissinfo, Marzio Pescia (Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

Die Schweizer konsumieren vor allem Mozzarella, Greyerzer (Gruyère) und Raclette-Käse.
Emmentaler, “der Käse mit den Löchern”, ist hingegen vor allem ein Export-Schlager: 80% der Produktion gehen ins Ausland.
Wichtigste Exportdestinationen für Schweizer Käse: Italien, Deutschland, USA, Frankreich.

Wann und wo erstmals Käse produziert wurde, ist nicht bekannt. Aber es ist fast sicher, dass dies nicht in der Schweiz war.

Zeugnisse für die Herstellung von Käse lassen sich 3500 Jahre zurück verfolgen. Die Herstellung dieses Milchprodukts wird im Alten Testament erwähnt.

Das älteste, bekannte Zeugnis für Schweizer Käse geht auf den römischen Historiker Plinius den Alten zurück, der im ersten Jahrhundert n.Chr. vom “Caesus Helveticus” (Käse der Helvetier) sprach.

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