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Schweizer Maschinenindustrie noch fit

Die Maschinenindustrie ist eine der tragenden Säulen der Schweizer Wirtschaft. Keystone

Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) kann noch mit ihren Konkurrentinnen in den neuen EU-Ländern mithalten.

Eine Studie des Forschungs-Instituts BAK Basel zeigt aber, dass die Schweiz in ihrem grössten Export-Sektor zukünftig mehr als nur in Forschung und Ausbildung investieren muss.

Mit der Studie “Die Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie vor der Herausforderung der EU-Osterweiterung” hat das Wirtschaftsforschungs-Institut BAK Basel die Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf den Werkplatz Schweiz untersucht.

Die Untersuchung analysiert auch die Chancen und Risiken dieser neuen Märkte.

Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer MEM-Industrie habe sich in den letzten acht bis zehn Jahren im Vergleich zu den neuen EU-Ostländern eher verbessert, sagte der stellvertretende Direktor von BAK Basel Economics, Hansjörg Blöchliger, bei der Präsentation seiner Studie.

Während die Lohnstückkosten in der Schweiz in Dollar ausgedrückt von 1995 bis 2003 um jährlich 1,5% gesunken seien, hätten sie in Franken um 0,2% zugenommen. Die Arbeitskosten seien hierzulande praktisch konstant geblieben. Dagegen seien sie in den EU-Ostländern jährlich um fast 8% gestiegen.

Die Arbeitskosten in der Schweiz und in Mitteleuropa würden sich stark annähern. Dennoch seien sie in der Schweiz immer noch drei- bis siebenmal höher.

Produktivere Schweizer

Dafür seien die Schweizer vier- bis fünfmal produktiver als der Durchschnitt der neuen EU-Oststaaten, sagte Renzo Ambrosetti, der Co-Präsident der Gewerkschaft Unia. Denn unter dem Strich seien die Lohnstückkosten in der Schweiz lediglich um 20% teurer als in den EU-Ostländern.

Die wettbewerbsfähigste Branche der MEM-Industrie sei der Maschinenbau, sagte Blöchliger. Dessen Lohnstückkosten lägen kaum über dem Durchschnitt in den EU-Ostländern. Anders sieht es dagegen in den restlichen Branchen aus. Am schlimmsten ist die Lage für den Fahrzeugbau, bei dem die Lohnstückkosten beinahe 50% teurer sind als bei der mitteleuropäischen Konkurrenz.

Die Standortfaktoren hätten sich in der Schweiz in den letzten 8 bis 10 Jahren tendenziell verschlechtert, auch wenn das Land immer noch gut dastehe, sagte Blöchliger. Bei der Qualifikation der Arbeitskräfte, der Regulierung von Produkt- und Arbeitsmärkten sowie der Verkehrsinfrastruktur sei die Schweiz im Vorteil.

Die Unternehmensbesteuerung sei 2003 in den meisten Schweizer Kantonen tiefer als in den EU-Oststaaten gewesen. Für 2004 sieht dies bereits anders aus, denn seither hätten eine Reihe von Ländern ihre Steuersätze gesenkt.

Tiefere Arbeitskosten gefordert

Seit der Jahrtausendwende ist die Schweizer MEM-Industrie allerdings jährlich um 1% geschrumpft, während sie im Osten zwischen 3% in Ungarn und rund 11% in der Slowakei wuchs.

Angesichts der Entwicklungen forderte der Präsident des Branchenverbandes Swissmem, Johann Schneider-Ammann, tiefere Arbeitskosten und eine höhere Produktivität. Da seien Ausbildung und Innovation angesprochen. Dies reiche aber nicht.

Zudem müssten die Regulierungsdichte gelockert und Zugang zu den internationalen Märkten erleichtert werden. Die Abstimmung am 25. September über die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit sei von entscheidender Bedeutung, sagte Blöchliger: “Wer Arbeitsplätze schaffen will, stimmt Ja.”

swissinfo und Agenturen

Die Maschinen, Elektro- und Metallindustrie beschäftigte Ende März 2005 in der Schweiz 300’392 Personen.
Sie generiert 42% der Exporte, was einem Betrag von 56 Mrd. Franken entspricht.
65,1% der Exporte gehen in die Länder der Europäischen Union und der Europäischen Freihandelszone.

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