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Schweizer Wirtschaft hält Wachstumstempo

Der Konsum hält an: Trotz Finanzkrise ist in der Schweiz keine Rezession in Sicht. Keystone

Die Schweizer Wirtschaft schliesst 2007 in Hochform. Die guten Zahlen sind dem privaten Konsum und dem Dienstleistungssektor zu verdanken.

Die Experten zeigen sich auch für das nächste Jahr zuversichtlich. Trotz Finanzkrise ist also keine Rezession in Sicht.

Damit hat niemand gerechnet: Das Wachstum der Schweizer Wirtschaft hat sich nach Mitteilung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) im vierten Quartal unter dem Eindruck der Finanzkrise nicht verlangsamt, sondern nochmals etwas beschleunigt.

Die guten Zahlen sind auf die positive Entwicklung des privaten Konsums und die dynamischen Ausfuhren von Dienstleistungen zurückzuführen, wie das Seco am Dienstag mitteilte.

Viertes Quartal überrascht positiv

Insbesondere das hohe Wachstum im vierten Quartal 2007 überraschte. Die Kreditkrise und die Konjunkturverlangsamung in den USA scheinen der Schweizer Wirtschaft vorläufig keinen Schaden zugefügt zu haben. Im Schlussquartal 2007 nahm das reale BIP gegenüber dem Vorquartal um 1,0% und im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,6% zu.

Jan-Egbert Sturm, Chef der Konjunktur-Forschungsstelle der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (KOF), erklärte, die KOF habe einen Höhepunkt des BIP-Wachstums eher im zweiten und dritten Quartal erwartet.

Auch der Direktor des BAK Basel Economics (BAK), Urs Müller, zeigte sich angesichts der US-Subprime-Krise überrascht vom extrem starken Anstieg der Dienstleistungsexporte und der Finanzdienstleistungen im vierten Quartal.

Die Seco-Statistik zeigt aber auch einige Abschwächungssignale. Nach drei kräftigen Quartalen schwächte sich das Wachstum des privaten Konsums im vierten Quartal von 0,8% (drittes Quartal 2007) auf 0,4% ab.

Bei den Ausrüstungs-Investitionen setzte sich das Negativwachstum des Vorquartals wenn auch abgeschwächt fort. Auch bei den Warenexporten war das Wachstum negativ.

Abschwächung kommt

Die Seco-Statistik zeigt aber auch einige Abschwächungssignale. Nach drei kräftigen Quartalen schwächte sich das Wachstum des privaten Konsums im vierten Quartal von 0,8% (drittes Quartal 2007) auf 0,4% ab.

Bei den Ausrüstungs-Investitionen setzte sich das Negativwachstum des Vorquartals wenn auch abgeschwächt fort. Auch bei den Warenexporten war das Wachstum negativ.

KOF: Konjunkturlage bleibt robust

Im Gegensatz zum Seco sehen BAK und KOF noch keine Konsumabschwächung in der Schweiz. Der private Konsum sei nach wie vor sehr stark, sagte Sturm. Die KOF gehe nicht davon aus, dass es hier 2008 eine Abschwächung geben werde. Die Arbeitsmarkt- und Lohnentwicklung in der Vergangenheit sei stark genug um 2008 einen gewissen Schub zu geben.

Auch die Ökonomen der Schweizer Grossbank Credit Suisse sprechen von einer freundlichen Konjunkturdynamik. Fester sei die konjunkturelle Schubkraft zuletzt Anfang der 1990er-Jahre gewesen. Stärker als im Gesamtjahr 2007 sei der Privatkonsum zuletzt im Jahr 2001 gewesen.

Negative Zeichen sieht die KOF jedoch auch für die Exportwirtschaft. Die Weltwirtschaft werde sich 2008 beruhigen und das würden die Exporte zu spüren bekommen. Problematisch sei auch die Frankenaufwertung.

Keine Rezession

2008 wird es laut der KOF zwar eine deutliche Abschwächung geben, jedoch keine grosse Wachstumsdelle oder Rezession. De facto handle es sich um eine gewisse Normalisierung, die durch die Entwicklung der Weltwirtschaft und der Wechselkurse vorprogrammiert sei.

Die KOF erwartet laut ihrer Prognose von letztem Dezember für 2008 ein BIP-Wachstum von 2,1%. Bei der neuen Prognose vom 17. März sei mit keiner starken Korrektur zu rechnen, sagte Sturm. Langfristig siedelt die KOF das Trendwachstum für die Schweiz dicht bei 2% an.

Auch die BAK bleibt optimistisch: Trotz der schwierigen weltwirtschaftlichen Lage und einem erstarkten Franken werde es 2008 keine Rezession geben. Der Konsum laufe weiter gut und die Firmengründungen lägen auf einem Rekordstand.

Die Credit Suisse spricht für das laufende Jahr von einer Wachstumsberuhigung. Die Wirtschaft sei im Begriff in eine Phase der konjunkturellen Sättigung einzutreten.

swissinfo und Agenturen

Mit einem realen Wirtschaftswachstum von 3,1% hat die Schweiz 2007 auch die Europäische Union, die USA und Japan überholt.

Das europäische Statistikamt Eurostat errechnete für die 27 Mitgliedstaaten eine mittlere Zunahme des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 2,9%.

In der Eurozone betrug das Wachstum im Schnitt 2,6%.

Das Wachstum der USA machte 2,2% aus. Japan meldete eine Zunahme des BIP um 2,1%.

Die Jahresteuerung in der Schweiz verharrt im Februar 2008 auf hohem Niveau: Sie beträgt 2,4% und liegt damit wie bereits im Januar auf dem höchsten Stand seit über 14 Jahren. Dies teilte das Bundesamt für Statistik (BFS) mit.

Teurer wurden im Februar alkoholische Getränke und Tabak (+0,5 Prozent). Die Preise für Restaurants und Hotels stiegen um 0,4 Prozent, und für Wohnen und Energie mussten Konsumenten 0,3 Prozent mehr ausgeben.

Die Nahrungsmittelpreise blieben insgesamt stabil. Doch innerhalb dieser Gruppe zeigen sich gegenläufige Bewegungen: So wurden beispielsweise Teigwaren, Rind- und Schweinefleisch teurer, während die meisten Gemüsesorten billiger wurden.

Die Preise für den Verkehr gingen um 0,3% zurück. Innert Jahresfrist verzeichneten die Inlandgüter eine durchschnittliche Preissteigerung um 1,3 Prozent, die Importprodukte verteuerten sich um 5,3 Prozent.

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