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Schweizer wollen nicht bis 67 arbeiten

Bundesrat Pascal Couchepin am 18. Mai an einer Medienkonferenz in Bern. Keystone Archive

Eine aktuelle Umfrage hat ergeben: Die Schweizer und Schweizerinnen sind nicht begeistert über den Vorschlag von Sozialminister Pascal Couchepin, das Rentenalter zu erhöhen.

Fast 80% der Befragten sagen Nein zum Rentenalter 67.

Regelrecht einen landesweiten Aufruhr verursachte Bundsrat Pascal Couchepin in der vergangenen Woche mit seinen Vorschlägen zur Rentenreform.

Neu solle das Rentenalter 67 Jahre betragen und die AHV nicht mehr der Teuerung angepasst werden.

Obwohl die Schweizer als arbeitsam gelten, dürfte der Bundespräsident mit seinem jüngsten Vorschlag wohl auf Granit beissen, zumindest im Moment.

Es wird schwierig

Denn eine aktuelle erste Umfrage hat ergeben: 79% der befragten Schweizerinnen und Schweizer lehnen die Erhöhung des Rentenalters auf 67 ab. Auch tiefere Renten sind unerwünscht.

Nur gerade 17% der Befragten begrüssen die Idee, das AHV- Alter ab 2015 auf 66 und ab 2025 auf 67 Jahre anzuheben.

Dies zeigt die Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Isopublic im Auftrag des SonntagsBlick und der Westschweizer Zeitung dimanche.ch bei 600 Personen durchgeführt hat.

Vor allem Junge dagegen

72% der 18- bis 35-Jährigen sprechen sich gegen die Vorschläge von Pascal Couchepin aus.

Auch die Abschaffung des Mischindexes – die AHV-Rente wird der Teuerung und der Lohnentwicklung angepasst – will die Mehrheit der Befragten nicht:

58% sagen zu dieser Idee des Sozialministers Nein, 29% befürworten sie.

Klassenkampf von oben

Die Gewerkschaften stiegen wegen Couchepins AHV-Plänen auf die Barrikaden. Für den Präsidenten des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), den St. Galler SP-Nationalrat Paul Rechsteiner, sind die Ideen “Klassenkampf von oben”.

Die AHV sei “kerngesund”, sagte Rechsteiner in einem Interview. Eine Erhöhung des Rentenalters entspreche keinem Bedürfnis.

Ein Dorn im Auge ist den Gewerkschaften auch die Aussetzung des Mischindexes, über die das Parlament voraussichtlich im seiner Herbstsession entscheidet. Sollten die Räte dem zustimmen, sei das Referendum eine beschlossene Sache, sagte Rechsteiner.

Auch 2. Säule im Visier

Knapper fallen die Umfrage-Ergebnisse allerdings bei Fragen zur zweiten Säule aus. 46% der Befragten wollen von höheren Beiträgen an die Pensionskassen nichts wissen.

40% sehen darin einen richtigen Schritt, um die angeschlagenen Pensionskassen wieder auf Kurs zu bringen.

Angeline Fankhauser, Co-Präsidentin des Schweizerischen Seniorenrates, ist gegen die Idee der Rentenkürzung. Es brauche Lösungen, die das Vertrauen in die Altersvorsorge nach dem 3-Säulen-Modell stärkten.

Man müsse gemeinsam einen Ausgleich suchen. Solidarität bejahe sie, aber nicht jene nach Alter, sondern nach Einkommen und Vermögen. Die Senioren wollen Lobbying betreiben und allenfalls das Referendum ergreifen.

Vertrauen gegenüber Couchepin begrenzt



Wenn es darum geht, die Sozialwerke langfristig zu sichern, hält sich das Vertrauen in Bundespräsident Pascal Couchepin in Grenzen: 54% der Befragten trauen dies dem Innenminister nicht zu.

36% der Befragten sind überzeugt, dass der freisinnige Innenminister die Sozialwerke sanieren kann.

Eigentlich wollte der Sozialminister seine Vorschläge erst zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen. Durch Indiskretionen gelangten die Pläne jedoch schon vergangene Woche an die Öffentlichkeit.

swissinfo und Agenturen

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