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Stellenabbau bei Telefonie-Anbieter geht weiter

Konkurrenzkampf hinterlässt Spuren: Personalabbau bei Sunrise Keystone

Die schlechten Geschäftsergebnisse von Sunrise schlagen auf das Personal durch: Die zweitgrösste Telekomfirma der Schweiz baut 145 Stellen ab.

Für die Betroffenen hat Sunrise, das insgesamt 2600 Personen beschäftigt, einen Sozialplan ausgearbeitet. Die Gewerkschaften begrüssen diesen.

Kaum vier Monate im Amt, muss Jesper Theill Eriksen, der neue Chef von Sunrise Schweiz, bereits den ersten Arbeitsplatzabbau ankündigen seit der Fusion von Diax und Sunrise vor fünf Jahren: “Wir haben überall nach Sparmöglichkeiten gesucht. Der Personalabbau ist dabei nur das letzte Mittel”, sagte er am Mittwoch.

Der Däne hatte Ende Januar überraschend die Nachfolge von Hans Peter Baumgartner angetreten, der sein Büro Knall auf Fall räumen musste. Unter Baumgartners Ägide hatte Sunrise im letzten Jahr 1,8% seiner Kunden verloren. Auch Umsatz und Gewinn schrumpften.

Seither hat sich die Talfahrt beschleunigt. Im ersten Quartal 2006 brach der Reingewinn um über ein Viertel auf 42 Mio. Franken ein. Der Konzernumsatz sank um 2,5% auf 476 Millionen. Ende März zählte das Unternehmen 67’000 Mobilfunk- und 11’000 Festnetzkunden weniger als drei Monate zuvor. Schuld ist der harte Wettbewerb.

Preise purzeln

Der Einstieg der beiden Schweizer Detailhandels-Riesen Migros und Coop in den Mobilfunkmarkt im vergangenen Jahr hatte einen Preissturz ausgelöst, die satten Margen in der Handy-Telefonie gerieten unter Druck. Sunrise war gezwungen nachzuziehen, um die Abwanderung von Kunden zu stoppen.

Der Krebsgang von Sunrise wird aber noch einige Zeit anhalten. Umsatz und Betriebsgewinn würden in diesem Jahr, wie bereits angekündigt, zurückgehen, sagte Eriksen weiter: “Das wird der Stellenabbau nicht ändern.”

Dennoch seien keine weiteren Einschnitte beim Personal geplant. Sunrise wolle sich auf Wachstum konzentrieren und nicht auf Abbau. “Meine persönliche Ambition ist es, dass der Sunrise-Umsatz im nächsten Jahr wieder wächst”, sagte Eriksen. Dies sei aber ein sehr ambitioniertes Ziel im gegenwärtigen Wettbewerb.

Quer durch alle Abteilungen

Der Arbeitsplatzabbau gehe über alle Geschäftseinheiten, hiess es weiter. Die Reduktion betreffe hauptsächlich Mitarbeitende, die nicht in direktem Kundenkontakt stünden.

Die Stellenstreichung werde über alternative Arbeitszeitmodelle, frühzeitige Pensionierungen und über Freistellungen mit Wiedereingliederungsmassnahmen vollzogen, sagte Sunrise-Sprecherin Muriel Mathis. Aus diesem Grunde könne sie die Zahl der Entlassungen noch nicht beziffern.

Gewerkschaft bedauert

Die Gewerkschaft Kommunikation bedauert den Stellenabbau. Der mit Sunrise abgeschlossene Sozialplan biete den Betroffenen aber “echte Chancen auf eine rasche neue berufliche Perspektive”, während sie vorübergehend beim Unternehmen angestellt blieben.

Ziel des Unternehmens und der Sozialpartner sei, Entlassungen möglichst zu vermeiden. Die Betroffenen würden freigestellt und bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz unterstützt.

Diese Begleitung bei vollem Lohn könne je nach Alter, Anstellungsjahren und persönlicher Situation über maximal 15 Monate erfolgen.

Für Betroffene ab 57 Jahren stünden weitere Unterstützungsmassnahmen bereit, die sich bei Bedarf über fünf Jahren erstrecken könnten. Ab 62 sehe der Sozialplan auch die Möglichkeit einer Frühpensionierung vor.

swissinfo und Agenturen

Mit dem Stellenabbau steht Sunrise nicht alleine da.

Der harte Wettbewerb trifft alle Telefonie-Anbieter in der Schweiz.

Orange kündigte Ende Januar die Streichung von 100 der 1430 Arbeitsplätze an.

Die Swisscom baute im letzten Jahr in der Schweiz rund 280 von 15’000 Stellen ab.

Auch im laufenden Jahr wird der Personalbestand weiter sinken.

Die Cablecom, die ebenfalls Telefondienste anbietet, wird bis Ende Jahr 260 der 1750 Stellen abbauen, was einen Verlust von 15% ausmacht.

Im ersten Quartal 2006 ist der Sunrise-Reingewinn um 26,3% auf 42 Mio. Franken eingebrochen.
Der Konzernumsatz schrumpfte um 2,5% auf 476 Millionen.
Sunrise gewann im vergangenen Jahr zwar 77’000 neue Mobilfunkkunden, was ein Plus von 6,2% bedeutet.
Der Marktanteil schrumpfte aber laut der Schweizerischen Kommunikations-Kommission (Comcom) von 21,3 auf 18,6% (total 1,27 Mio. Kunden).
Im Festnetz musste Sunrise einen Aderlass beim Kundenbestand von 8% hinnehmen.

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