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Swiss Life trotz Rekordverlust optimistisch

Die Rentenanstalt/Swiss Life musste 2002 einen Rekordverlust verbuchen. Keystone

Der Lebensversicherungs-Konzern Rentenanstalt/Swiss Life hat 2002 einen Rekordverlust von 1,694 Mrd. Franken eingefahren. Für 2003 gibt sich der Konzern optimistisch.

Am Montag war der Konzern von der zuständigen Aufsichtsbehörde wegen der Investment-Gesellschaft LTS schwer gerügt worden.

Das Minus für 2002 beträgt wie bereits früher angekündigt 1,694 (Vorjahr: -0,115) Mrd. Franken.

Zurück in die Gewinnzone

Das Jahr 2003 soll Swiss Life wieder wieder in die Gewinnzone führen. Diese optimistische Prognose begründet der Konzern damit, dass die strategische Neuausrichtung – harter Sparkurs und Stellenabbau – planmässig voran komme.

Von den 2004 angestrebten jährlichen operativen Kosteneinsparungen in Höhe von 515 Mio. Franken seien im vergangenen Jahr schon 212 Mio. Franken oder über 40% realisiert worden.

“Wir haben wieder festen Boden unter den Füssen”, sagte der neue Konzernchef Rolf Dörig vor den Medien in Zürich. Er will nun vorwärts schauen: “Von nun an können die Kunden Swiss Life wieder Vertrauen schenken.”

Nach der Kapitalerhöhung verfüge der grösste Schweizer Lebensversicherer wieder über ausreichende Reserven. Falls es nicht zu ausserordentlichen Ereignissen komme, werde der Konzern schon 2003 wieder einen operativen Gewinn schreiben, so Dörig weiter.

Konzentration auf Kerngeschäft

Die Konzentration auf das Kerngeschäft werde vom neuen Management konsequent vorangetrieben. Und: Die geplanten Devestitionen seien angesichts des schwierigen Marktumfeldes auf gutem Weg, heisst es weiter.

Das Nettoprämienvolumen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 0,9% auf 15,265 Mrd. Franken. Auch die Bruttoprämien ohne die Beiträge mit Anlage-Charakter erhöhten sich um 0,8% auf 15,757 Mrd. Franken. Dagegen sank das Prämienvolumen inklusive diesen Prämien um 3% auf 19,473 Mrd. Franken.

Weiterer Stellenabbau

Für die in den Boomjahren betriebene Expansionspolitik musste die ehemalige Rentenanstalt mit Wertberichtigungen bluten: 832 Mio. Franken wurden auf die Gotthardbank und die Schweizerische Treuhandgesellschaft (STG) abgeschrieben. Der Abbau von Stellen kostete den Konzern zudem 144 Mio. Franken.

Bis nächstes Jahr sollen rund 780 weitere Stellen abgebaut und die Kosten um 300 Mio. Franken gesenkt werden.

Eigenkapitaldecke geschrumpft

Der schlechte Geschäftsgang 2002 wirkte sich auch auf das Eigenkapital der Swiss Life aus. Dieses sank um 16,3% auf 4,170 Mrd. Franken, während sich die Eigenkapitalbasis um 2,6% auf 7,540 Mrd. Franken verringerte. Die Solvabilitäts-Marge sei mit 182% per Ende 2002 solide, schreibt Swiss Life.

Angesichts des Verlustes will der Verwaltungsrat der Generalversammlung beantragen, auf eine Dividende zu verzichten. Ausserdem schlägt er Volker Bergkamp zur Wahl in das Führungsgremium vor. Bergkamp war zuletzt Vorstandsmitglied der AXA Colonia Versicherungs-Holding AG.

LTS-Skandal

Im vergangenen Jahr war Swiss Life im Zusammenhang mit der Beteiligungs-Gesellschaft LTS (Long Term Strategy) in die Schlagzeilen geraten. Die LTS hatte dem Konzern-Management als persönliches Anlagevehikel gedient.

Als Aufsichtsbehörde hatte das Bundesamt für Privatversicherungen (BPV) die Affäre untersucht und am Montag seine Verfügungen publik gemacht. Die frühere Konzernleitung wurde dabei scharf gerügt.

Die Manager der Swiss Life hätten mit der LTS den Versicherten geschadet, befand das BPV. Die unrechtmässigen Gewinne sollen an die Swiss Life zurückgehen, verlangt das BPV.

Davon wollen die betroffenen Manager vorerst nichts wissen. Der Konzern prüft zudem eine Anfechtung des BPV-Verdikts, gibt aber zu, dass sein Ruf schon stark gelitten hat.

Neben dem BPV hatte auch die Bezirksanwaltschaft Zürich letztes Jahr eine Untersuchung gegen die Rentenanstalt eingeleitet. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

Druck vom neuen Konzernchef

Inzwischen hat der neue Swiss-Life-Konzernchef Rolf Dörig den Druck auf die in das LTS-Debakel involvierten früheren Top-Manager erhöht. “Wir fordern einen angemessenen Teil der erzielten Gewinne zurück”, sagte Dörig.

Gemäss Verfügung des Bundesamtes für Privatversicherungen (BPV) vom Montag sei die Swiss Life-Gruppe aufsichtsrechtlich dazu verpflichtet, Gewinne aus dem Investmentvehikel Long Term Strategy (LTS) im Umfang der Schädigung der Versicherten zurückzufordern. Die Rechtsgrundlage werde nun geprüft, sagte Dörig.

swissinfo und Agenturen

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