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Swissair-Tagebuch eines Showdowns

Die vergangenen fünf Tage haben der Schweiz das Ende ihrer nationalen Fluggesellschaft Swissair, ein Chaos auf dem Flughafen Kloten und einen immensen Image-Schaden beschert. Hier die wichtigsten Stationen des Dramas seit Sonntag:

Sonntag, 30. Sept. 2001

14.00 Uhr – In Bern diskutieren die Bundesräte Villiger und Leuenberger mit Vertretern der Swissair, der Wirtschaft und der Banken über die Rettung der am Abgrund stehenden Swissair Group.

16.29 Uhr – Die UBS gibt bekannt, zusammen mit der CS einen Überbrückungskredit von rund 1 Mrd. Fr. zur Rettung des Fluggeschäfts der Swissair zu bieten.

Montag, 1. Okt. 2001

08.30 Uhr – Die Aktien der beiden Fluggesellschaften Swissair und Crossair werden bis Dienstag vom Handel suspendiert.

18.00 Uhr – Swissair-Chef Mario Corti gibt die Annahme des Banken-Angebots, das Ende des Konzerns – unter einem Schuldendruck von 15 Mrd. Franken – und die Übernahme des Fluggeschäfts durch Crossair per 28. Oktober bekannt. Swissair verkauft den Banken ihre 70-Prozent-Beteiligung an Crossair. Die am Montag fälligen Zahlungen an Sabena und Air Littoral von 200 repsektive 100 Mio Fr. werden nicht gezahlt.

21.50 Uhr – Der Bund gibt bekannt, sich nicht am Crossair-Kapital zu beteiligen.

Dienstag, 2. Okt. 2001

10.00 Uhr – In London werden zwei Maschinen der Swissair wegen ausstehender Zahlungen für Landerechte blockiert. Aus Angst vor Konfiszierungen oder Blockaden werden drei Flüge nach Brüssel annulliert.

12.15 Uhr – Den Passagieren im Flughafen Zürich-Kloten wird mitgeteilt, Swissair bekomme kein Flugbenzin mehr. Die Swissair verhandelt intensiv mit den Banken um einen Überbrückungskredit für das Tagesgeschäft.

16.15 Uhr – Die Swissair gibt bekannt, wegen Zahlungsunfähigkeit sämtliche Flüge auf unbestimmte Zeit zu suspendieren. 3’000 bis 4’000 Passagiere sind am Flughafen Kloten blockiert.

18.30 Uhr – Bundespräsident Moritz Leuenberger und Finanzminister Kaspar Villiger beschuldigen die Grossbanken UBS und CSG, nicht Hand für einen Überbrückungskredit von 250 Mio. Franken geboten zu haben. Der Bundesrat sei bereit gewesen, die Hälfte davon zu übernehmen. UBS-Chef Marcel Ospel sei im Ausland und nicht erreichbar gewesen.

21.50 Uhr – In der Sendung “10 vor 10” weist UBS-Vizepräsident Alberto Togni die Vorwürfe zurück.

Mittwoch, 3. Okt. 2001

07.45 Uhr, 14.30 Uhr – Gegen den Zürcher UBS-Hauptsitz und die Winterthurer UBS-Filiale gehen Bombendrohungen ein, die zu kurzzeitigen Evakuierungen führen.

09.30 Uhr – Die Swissair-Aktie stürzt um 96 Prozent auf 1,27 Franken ab. Swissair gibt bekannt, weltweit sässen wegen der Streichung von rund 400 Flügen über 38’000 Passagiere fest.

13.00 Uhr – Die belgische Swissair-Tochter Sabena beantragt Gläubigerschutz. In Bern treffen die Bundesräte Leuenberger, Villiger und Couchepin mit CSG-Konzernchef Lukas Mühlemann, UBS-Vize Alberto Togni und Swissair-Chef Mario Corti zusammen.

16.00 Uhr – In Bern, Kloten, Zürich und Genf finden Demonstrationen vor Swissair- und UBS-Gebäuden statt. Vor allem UBS-Chef Ospel wird kritisiert. Die SPS fordert eine Übernahme der Crossair-Beteiligung von Swissair durch den Bund.

17.30 Uhr – Die Swissair-Aktien schliessen bei 6,50 Franken, 84,17 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag. Noch im Sommer 1998 war eine Swissair-Aktie rund 500 Fr. wert.

18.15 Uhr – Der Bundesrat gibt bekannt, sich mit den Spitzen von Swissair, UBS und CSG auf einen Bundeskredit von maximal 450 Mio. Franken für die Wiederaufnahme des Swissair-Flugbetriebes geeinigt zu haben. UBS und CSG sagen zu, den Swissair-Angestellten ihre Guthaben in der Personal-Depositenkasse in Höhe von 110 Mio. Fr. aus eigenen Mitteln auszubezahlen.

Donnerstag, 4. Okt. 2001

10.10 Uhr – Nach einem zweitägigen Unterbruch Stunden heben die ersten Swissair-Maschinen wieder von Zürich-Kloten ab. Aber nur ein Teil des Netzes kann bedient werden.

swissinfo und Agenturen

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