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Swisscom: Massiver Stellenabbau in diesem Jahr

Demonstration gegen den Stellenabbau bei Swisscom. Keystone

Die Swisscom baut dieses Jahr rund 1050 Stellen ab. Betroffen sind vor allem Arbeitsplätze in Zürich und Bern sowie in geringerem Masse in den Regionen Genf, St. Gallen und Basel.

Die Gewerkschaften reagierten mit scharfer Kritik.

Nach Auskunft von Swisscom-Sprecher Sepp Huber ist der Abbau Teil eines früheren Plans, wobei bisher erst die Streichung von rund 400 Arbeitsplätzen für das laufende Jahr angekündigt worden seien. Nun kämen rund weitere 600 Stellen hinzu.

Vom Stellenabbau betroffen ist laut Mitteilung vor allem der Bereich der Geschäftskunden. Im Segment Enterprise Solutions werden zu den bereits angekündigten 120 Arbeitsplätzen bis Mitte des Jahres 2004 weitere 380 Stellen gestrichen. Die Massnahme wurde mit der schwachen Konjunktur und dem anhaltend hohen Konkurrenzdruck begründet.

Ende 2002 hatte Swisscom in der Schweiz noch 17’300 Mitarbeitende beschäftigt.

Preis- und Kostendruck

Zusätzlich führen laut Swisscom die regulatorischen Eingriffe zur Förderung der Konkurrenz auf dem Telekommunikations-Markt zu einem anhaltenden Preis- und Kostendruck sowie zu einem gewollten Marktanteilsverlust von Swisscom im Bereich der Festnetz-Telefonie. Ein Wachstum im Heimmarkt werde damit weitgehend verunmöglicht.

Im Segment Fixnet würden daher rund 200 Stellen gestrichen. Davon entfallen 80 Stellen auf die beim Bau und Unterhalt des Festnetzes tätige Cablec.

Bei Swisscom IT Services werden zu den bereits angekündigten 50 Stellen weitere 80 Arbeitsplätze gestrichen, wie es heisst. Gründe dafür seien der starke Wettbewerb unter den Anbietern neuer IT-Leistungen und der weitergegebene Kostendruck der angestammten Kunden. Der Swisscom-Hauptsitz werde weiter verkleinert und die Zahl der dortigen Arbeitsstellen um rund 60 reduziert.

Sozialplan ausgehandelt

Die Reduktion ist Teil des Ende März 2000 angekündigten Abbaus von rund 3000 Stellen bis Ende 2003. Nach Auskunft von Swisscom-Sprecher Huber wird diese Zahl auch mit dem nun präzisierten Plan nicht voll ausgeschöpft. In den Jahren zuvor, bis Ende 2000, hatte die Swisscom bereits 4000 Stellen abgebaut.

Alle betroffenen Swisscom-Beschäftigten profitierten vom Sozialplan, der mit den Sozialpartnern ausgehandelt worden sei, erklärte Swisscom. Insgesamt seien dafür zwei Milliarden Franken investiert worden.

Die Leute würden nicht einfach auf die Strasse gestellt, betont Swisscom-Sprecherin Pia Colombo gegenüber swissinfo. Sie könnten sich während eines Jahres in einem Arbeitsvermittlungs-Zentrum um- oder weiterbilden. Pia Colombo: “Die Swisscom bezahlt während dieses Jahres weiterhin den Lohn.”

Gewerkschaftlicher Protest

Die Gewerkschaften Kommunikation und transfair kritisieren, dass der Konzern mit seinem Vorgehen die aktuelle Konjunkturkrise noch verschärfe. Ein florierendes Unternehmen gebe der Wirtschaft damit ein “fatales Zeichen”.

Der kürzliche Aktienrückkauf in Höhe von 4,2 Mrd. Franken belege die hohen Reserven der Swisscom. Das Unternehmen müsse auch seine soziale Verantwortung wahrnehmen, sei es doch mehrheitlich in den Händen des Bundes.

Die Gewerkschaften verurteilten eine Abbaupolitik, die sich massgeblich nach dem Aktienkurs ausrichte. In Anbetracht des wirtschaftlichen Umfeldes könne der seit Jahren andauernde Arbeitsplatz-Abbau nicht weiter nur über den Sozialplan abgefedert werden.

Die Gewerkschaften verlangen deshalb von der Swisscom beschäftigungswirksame Arbeitszeitmodelle. Kurz- und mittelfristig sei zudem bei den Mitarbeitenden die Überzeitarbeit massiv einzuschränken und nur noch ausnahmsweise zu bewilligen.

Unumgänglich sei sodann die Einführung der 38-Stunden-Woche. Entlassungen müssten vermieden werden.

Diese und weitere Forderungen, die am Dienstag an Protestkundgebungen in Bern, Zürich, Genf und im Tessin bekräftigt wurden, sollen in den nächsten Wochen an Betriebsversammlungen mit dem Personal intensiv besprochen werden, hiess es auf Seiten der Gewerkschaften.

An den Kundgebungen, an denen sie ihrem Unmut mit Pfeifkonzerten lautstark Ausdruck gaben, nahmen insgesamt rund 1000 Personen Personen teil.

SP-Forderungen und Bedauern der Berner Regierung

Die Sozialdemokratische Partei (SP) verwies auf die guten Resultate der Swisscom und forderte eine Überprüfung des Abbauplans. Sie forderte den Bundesrat auf, die Swisscom nicht durch die Liberalisierung der letzten Meile zusätzlich unter Druck zu setzen und ein Konjunkturprogramm zu lancieren.

Auch die Berner Regierung bedauerte den Stellenabbau. Trotz Sozialplans und weiteren flankierenden Massnahmen würden die von Swisscom angebotenen überdurchschnittlich attraktiven Arbeitsplätze dem Kanton Bern fehlen.

swissinfo und Agenturen

Ende März 2000: Swisscom kündigt Abbau von rund 3000 Stellen bis Ende 2003 an

In den Jahren zuvor, bis Ende 2000, hatte Swisscom bereits 4000 Stellen abgebaut

Swisscom soll für Sozialplan total 2 Mrd. Franken investiert haben

Als Folge der schwierigen Marktentwicklung, wie es heisst, setzt die Swisscom-Gruppe den vor Jahren eingeleiteten Umbau und die Massnahmen zur Kostensenkung fort. Die Zahl der Arbeitsstellen in der Schweiz wird um weitere rund 600 oder 4% des Bestandes gesenkt.

Die vom Stellenabbau betroffenen Mitarbeitenden werden während einem Jahr bei vollem Lohn intensiv auf eine neue berufliche Herausforderung vorbereitet, wie Swisscom miteilt.

Dem Abbau steht ein Aufbau in der Mobilkommunikation gegenüber: Swisscom Mobile hat nach eigenen Angaben in den letzten drei Jahren rund 700 neue Stellen geschaffen.

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