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Swisscom erobert Europa drahtlos

Swisscoms Ziel: Hotspots für Geschäftsreisende in ganz Europa. Keystone

Die Swisscom will in ganz Europa drahtlosen Internet-Zugang an öffentlichen Orten anbieten und hat dazu zwei Firmen aufgekauft. Im Visier hat der Ex-Monopolist vor allem Geschäftsreisende.

Analysten wittern im Wireless-Bereich gute Wachstumschancen.

Geschäftsleute sollen europaweit kabellos per Breitbandzugang aufs Internet zugreifen können. Die Swisscom plant in Hotels, Konferenzzentren und Flughäfen so genannte Hotspots einzurichten.

Um dieses Vorhaben zu verwirklichen hat sie eine Tochtergesellschaft gegründet – die Swisscom Eurospot mit Sitz in Genf – und gleich zwei Firmen gekauft – die britische Megabeam Networks Ltd und die deutsche WLAN AG. Das gab Swisscom am Freitag bekannt.

Mit den beiden Akquisitionen hat sich Swisscom Zugang zu 400 Hotspots in Deutschland, Grossbritannien, den Niederlanden und Belgien verschafft.

Swisscom auf Shopping-Tour

“Diese strategische Initiative unterstreicht Swisscoms einzigartige Positionierung als innovatives Schweizer Unternehmen” sagte Swisscom-Konzernchef Jens Alder.

In der Anfangsphase des Projekts wende Swisscom einen zweistelligen Millionenbetrag für die Finanzierung der Akquisitionen, den Erwerb neuer Hotspots und den raschen Ausbau dieses Geschäftszweigs auf. Alder stellte weitere Firmenkäufe im Ausland in Aussicht.

Milchkuh auf der Magerwiese

Während andere Telekomanbieter nahe am Konkurs vorbeischlingern und Stellen streichen, kann der ehemalige Schweizer Staats-Monopolist auf ein dickes Finanzpolster zurückgreifen: Es wird erwartet, dass der Swisscom-Gewinn fürs Jahr 2002 wieder bei rund 4,4 Mrd. Franken liegen wird.

Die Firma profitiert besonders davon, dass sie im europäischen Poker um Mobilfunk-Lizenzen der dritten Generation (UMTS) vor zwei Jahren nicht mitbot. Die meisten Telekomunternehmen leiden heute unter diesen Käufen und sind verpflichtet, eine kostspielige Infrastruktur aufbauen für eine Technologie, die noch wenig ausgereift ist.

Schlauer Schachzug

Marc Schulthess, Analyst der Genfer Bank Pictet, äusserte sich wohlwollend über das Engagement im Wireless-Bereich. “Es ist noch zu früh, um zu wissen, was diese Technologie bringen wird. Aber die Swisscom ist bisher nur ein kleines Risiko eingegangen und hat auf dieser Schiene weniger als 100 Mio. Franken ausgegeben.”

“Das macht sicher Sinn für die Swisscom”, sagt auch Peter Hadorn von der Berner Firma Thenet, die Hotspots in der Schweiz betreibt. “Die Zielgruppe der Business-Traveller ist lukrativ und sie benutzen diese Technologie bereits heute.” Bevor WLAN die breite Masse erreiche, dauere es wahrscheinlich noch ein bis zwei Jahre.

WLAN-Karten noch nicht Standard

Bis jetzt ist der kabellose Internetzugang noch keine Alltäglichkeit. Die Industrie hat sich zwar auf einen Standard geeinigt (IEEE 802.11b) und damit einen wichtigen Schritt zur Massentauglichkeit gemacht.

Noch sind aber nicht alle mobilen Computer mit Empfänger-Karten ausgerüstet. Zudem fehlt es in vielen Städten an Hotspots; die Swisscom kann beispielsweise heute in der Stadt Zürich nur einen einzigen anbieten (im Luxushotel “Baur Au Lac”).

Hotspots als heisser Markt

Die WLAN-Technologie ist für die Analysten der Gartner Group ein vielversprechender Markt: Sie erwarten ein enormes Wachstum in den nächsten fünf Jahren.

“Zu Beginn sahen die Mobilfunk-Anbieter WLANs als Bedrohung für die dritte Generation von Mobilfunknetzen”, schreibt die Gartner-Analystin Monica Basso in ihrer Studie, “heute sehen sie darin eine Geschäftsmöglichkeit. Und eine Möglichkeit, ihre verstopften Netzwerke zu entlasten und Mobile-Nutzer anzuziehen.”

swissinfo, Philippe Kropf

Swisscom Eurospot hat Zugang zu 400 Hotspots in ganz Europa, von denen 100 gegenwärtig funktionieren; geplant sind 800.
An diesen sollen Geschäftsreisende kabellos das Internet nutzen können.
Analysten erwarten den Durchbruch der Drahtlos-Technologie zum Massenprodukt in den nächsten fünf Jahren.
Der Mutterkonzern Swisscom geht für das Jahr 2002 von einen Gewinn von 4,4 Mrd. Franken aus.

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