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Swisswings am Boden

Die Propeller drehen sich nicht mehr: Swisswings ist gegroundet. Keystone

Die Regional-Fluggesellschaft Swisswings fliegt nicht mehr und entlässt alle 120 Mitarbeitenden. Der Grund: Leere Kasse und 10 Millionen Finanzbedarf.

Die Krise in der Schweizer Luftfahrt geht weiter. Die Berner Regional-Fluggesellschaft Swisswings hat kein Geld mehr. Sie hat am Montag ihren Flugbetrieb eingestellt und ein Gesuch um Nachlassstundung eingereicht.

Swisswings, die frühere Air Engiadina, hätte neue Mittel in der Höhe von 10 Mio. Franken benötigt, um den Flugbetrieb im laufenden Jahr zu garantieren und die finanzielle Situation zu stabilisieren. Ein Versuch zur Rettung der Fluggesellschaft war aber am Freitag gescheitert. Der “letzte mögliche Partner” wollte nicht einsteigen.

Die letzten Hoffnungen hatte die Swisswings in die Swiss gesetzt. Die Verantwortlichen hatten jedoch, so Swisswings-Verwaltungsrats-Präsident Guy Emmenegger, den Plan einer finanziell unterlegten Kooperation abgelehnt.

Laut dem Finanzverantwortlichen der Gesellschaft belaufen sich schon die Schulden bei der Wartungsfirma ASB, einer Tochtergesellschaft der RUAG, auf sieben Millionen.

Die 5 Flugzeuge haben an Wert verloren

Der Verwaltungsrat der Swisswings begründet die Geldprobleme der Airline unter anderem mit den Terroranschlägen vom 11. September letzten Jahres. Die Liquiditätsprobleme seien aber nicht in erster Linie die Folge eines Rückgangs der Passagierzahlen, sondern des Wertzerfalls von gebrauchten Flugzeugen auf dem Markt.

Die in den vergangenen Tagen bekannt gewordene Zahlungsunfähigkeit des Flugzeugherstellers Dornier habe zudem den geplanten Verkauf und Lease-Back von zwei Swisswings-Maschinen verunmöglicht. Dadurch seien der Fluggesellschaft 18 bis 20 Mio. Franken entgangen.

120 blaue Briefe

Mit der Pleite der Swisswings verlieren 120 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Bern und Genf ihre Stelle. Für sie liegt ein Sozialplan vor, wie Swisswings bekannt gab. Die Lohnansprüche seien während der Kündigungsfrist gedeckt. Für das Personal wird eine Stellenbörse eingerichtet.

Kritik an Swiss und gescheiterte Kapitalerhöhung

Die Liquidität bereitete der Swisswings schon länger Sorgen. Die im vergangenen August abgeschlossene Kapitalerhöhung hatte das angestrebte Ziel um rund 4 Mio. Franken verfehlt.

Mit minimalsten Reserven habe die Airline nach den Anschlägen in den USA höhere Verluste als erwartet eingeflogen – “im Umfeld von steuerlich subventionierten Dumping-Preisen der gescheiterten Swissair”, hält der Swisswings-Verwaltungsrat fest.

Bereits im August 2001 wurde ein Kapitalschnitt vorgenommen, danach das Kapital um 8 Mio. Franken aufgestockt. Ziel wäre damals 12 Millionen gewesen. Es wurde nicht erreicht. Mit der “Minimallösung” wurde restrukturiert und reorganisiert. Die Losung hiess: Konzentration auf Nischenmärkte.

Swiss hilft aus

Trotz eingestelltem Flugbetrieb sollen gemäss Communiqué die Passagiere nicht am Boden bleiben müssen. Die neue nationale Airline springt ein.

Die Swiss habe sich bereit erklärt, nach Möglichkeit die Passagiere der Swisswings am 8. April kostenlos und bis am 11. April gegen einen Unkostenbeitrag zu übernehmen und mit den betroffenen Reiseveranstaltern Gespräche für die Übernahme von Swisswings-Charterverbindungen aufzunehmen, so Swisswings.

Rückblick

Von 1992 bis 2001 flog die Air Engiadina von Bern aus europäische Destinationen an. Die letzten drei Jahre in den holländischen KLM-Farben und unter dem Namen “KLM alps”.

Die Airline kam nie auf einen grünen Zweig und verdankte ihr Überleben vor allem Geldeinschüssen eines Mehrheitsaktionärs.

1999 wurde unter neuer Führung versucht, die Finanzen ins Lot zu bringen. Dies hätte mit einer expansiven Wachstumsstrategie geschehen sollen. Die Finanzmittel flossen jedoch nicht, so dass im Jahr 2000 eine Restrukturierung folgte zusammen mit einer Redimensionierung des Streckennetzes.

Ab März 2001 flog die Berner Airline unter dem Namen Swisswings und verdankte ihr kurzes Leben vor allem dem Engagement von Berner Wirtschaftskreisen.

swissinfo und Agenturen

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