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Taxi-Streik könnte Flughafen-Image schaden

Die Taxifahrer streiken am Flughafen Zürich Kloten: Die Passagiere müssen auf den Zug. Keystone

Der Streik der Taxifahrer am Zürcher Flughafen Kloten könnte dessen Image schaden, befürchtet Unique, die Betreibergesellschaft.

Passagiere sind frustriert mit den Verspätungen auf dem Weg in die Stadt und den fehlenden Informationen über den Streik, dessen Ende nicht absehbar ist.

Einige der Passagiere, die am Mittwoch in Zürich Kloten ankommen, haben Verständnis für die Forderungen der Taxifahrer nach einem Minimallohn von 4000 Franken und besseren Arbeitsbedingungen. Die meisten Ankömmlinge äussern sich jedoch genervt über die Unannehmlichkeiten, welche der Arbeitskampf der Chauffeure für die Passagiere mit sich bringt.

“Das ist nicht, was ich erwartet habe und wirft ein schlechtes Licht auf die sogenannte Schweizer Effizienz”, sagt Liz Brown, Geschäftsfrau aus London, gegenüber swissinfo. “Wenn ich davon gewusst hätte, hätte ich mich anders organisiert und wäre nicht zu spät an meine Sitzung gekommen.”

Unique holt “Streikbrecher”

Die Flughafenbetreiber-Gesellschaft Unique hat zwei Busse organisiert, welche die Passagiere zu einem Platz in Kloten transportieren, wo sie in Taxis umsteigen können.

Der normale Taxi-Verkehr hingegen wird von den rund 100 Streikenden vollkommen blockiert. Die im Streik federführende Gewerkschaft Unia schreibt in einer Mitteilung: “Obwohl die Unique erneut unzählige illegale Streikbrecher-Taxis von überall her zusammentrommelte, konnte der Taxi-Service nicht aufrecht erhalten werden.”

Image erleidet Schaden

Unique sorgt sich derweil um den Ruf des Flughafens. “Das Image des Flughafens leidet stark, denn die Passagiere wissen nicht, dass ein Streik im Gange ist”, sagte eine Sprecherin. “Wir sind besorgt, dass unsere Passagiere unter dem Konflikt zwischen den Chauffeuren und ihren Arbeitgebern leiden.”

Die Chauffeure, vertreten und unterstüzt durch die grösste Schweizer Gewerkschaft, hatten ihren Streik am Montag begonnen, nachdem die Verhandlungen mit ihrem Arbeitgeber, der IG Airport Taxi, zusammengebrochen waren.

3000 Franken Monatslohn

Die Taxifahrer fordern neben dem Mindestlohn eine maximale Wochenarbeitszeit von 53 Stunden und eine Krankentaggeld-Versicherung. Zudem protestieren sie gegen die vor einem Jahr von Unique beschlossene Erhöhung der Anzahl Taxikonzessionen von 110 auf 130.

“Mit 3000 Franken im Monat können wir nicht leben, weil die Lebenskosten so hoch sind”, sagt Taxifahrer Pituctin Viroj, der seit sechs Jahren am Flughafen arbeitet, gegenüber swissinfo. “Ich muss 12 Stunden pro Tag arbeiten, damit es überhaupt reicht. Das gefährdet auch meine Fahrgäste.”

Kein Ende in Sicht

Die Streikbereitschaft der Taxifahrer sei auch nach dem dritten Streiktag ungebrochen, sagte Roman Burger, Geschäftsleiter der Zürcher Unia-Sektion, am Mittwoch. Die Weigerung der IG Airport Taxi, auf Verhandlungen einzusteigen, stachle die Streikenden weiter an. Der Streik werde auf unbegrenzte Zeit fortgesetzt.

Auf der Seite der Arbeitgeber findet der Streik weiterhin kein Verständnis: “Wenn wir jetzt klein beigeben, müssen wir in Zukunft jeden Monat mit Änderungen rechnen”, sagte Dario Casa, Präsident der IG Airport Taxi.

Der Zug fährt noch

Bis der Arbeitskonflikt eine Lösung hat, müssen die Passagiere andere Wege vom Flughafen in die Stadt finden. Beispielsweise mit dem Zug, der direkt vom Flughafenbahnhof mehrmals pro Stunde in Richtung Zürich Hauptbahnhof fährt.

Tariq Shaban, der mit seiner Frau und zwei Töchtern aus den Vereinigten Staaten angekommen ist, nimmt es denn auch gelassen: “Ich wurde beim Reisen in Europa schon oft von Streiks überrascht, das ist immer frustrierend. Aber zu sagen, dass der Streik dem Image von Zürich schadet, geht wohl zu weit.”

swissinfo

Die IG Airport Taxi ist der Zusammenschluss von 7 Taxi-Unternehmen, welche den Zürcher Flughafen Kloten bedienen.

Jedes der 130 Taxis muss eine Konzession von 10’000 Franken pro Jahr bezahlen.

Die streikenden Chauffeure verlangen einen Mindestlohn von 4000 Franken und bessere Arbeitsbedingungen.

Auf dem Flughafen Zürich-Kloten landeten im vergangenen Halbjahr 132’600 Flüge mit insgesamt 8’465’759 Passagieren.

Zürich-Kloten ist nicht der einzige Schweizer Flughafen, der am Mittwoch Probleme hatte.

Rund 100 Passagiere konnten nicht abheben, weil insgesamt neun Swiss-Flüge ab Basel-Mühlausen gestrichen worden waren.

Grund dafür ist die Suspendierung von 52 Saab-Piloten. Sie hatten sich in einem offenen Brief ans Swiss-Management gewandt und Klarheit über ihre unsichere Job-Situation verlangt.

Das Management liess alle Piloten suspendieren, bis sie einen Sicherheitscheck gemacht haben.

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