Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Tornos: Rettung genehmigt

Demonstrierende Arbeiterinnen und Arbeiter empfangen die Tornos-Aktionäre. Keystone

Die Tornos-Generalversammlung genehmigte am Firmensitz in Moutier den Rettungsplan mit grossem Mehr. Die Direktion und das Management wurden aber stark kritisiert.

Kurz vor der Generalversammlung am Freitag hatte die Direktion den definitiven Rettungsplan vorgelegt. Über 1500 Demonstranten hatten die Aktionäre aufgefordert, diesen gutzuheissen.

Die frühere deutsche Tornos-Eigentümerin Rothenberger kehrt nun in den Kreis der wichtigsten Aktionäre zurück. Sie hatte 1998 ihre Anteile der britschen Beteiligungsgesellschaft Doghty Hanson verkauft. Neu wird sie sich mit 5,2 Mio. Franken an der Refinanzierung beteiligen und nachher 7% des Kapitals halten, erklärte der abtretende Verwaltungsrats-Präsident Franz Kellerhals.

Beteiligung der Banken

Die gesamte Beteiligung der Credit Suisse an der Refinanzierung beläuft sich auf 19,9 Mio. Franken, davon 5 Mio. Franken in eigenem Namen. Die Partizipation von Doughthy Hanson beträgt 17,5 Mio. Franken, und jene eines Kreises von Regionalbanken sowie privater Investoren 16,4 Mio. Franken.

Doughthy Hanson wird zwischen 24% und 26% des Aktienkapitals halten, die Credit Suisse 21%, die Regionalbankengruppe 7% und die privaten Investoren 6%.

Verwaltungsrat fast ganz neu

Die Aktionäre folgten auch dem Vorschlag der Tornos-Führung, fast den gesamten Verwaltungsrat auszuwechseln. Ausgenommen vom Wechsel sind Doughty Hanson-Vertreter Patrick Smulder und Paul Haering, Finanzchef des Anlagebauers Feintool.

Der Bieler Anwalt Nicolas Froté, der die Task Force zur Rettung der Tornos in den letzten Wochen leitete, wird Nachfolger von Kellerhals.

Der frühere Direktor und bisherige Vize-Präsident des Verwaltungsrates, Anton Menth, war an der GV nicht anwesend. Menth liess sich durch Kellerhals entschludigen. Grund: Menth fürchte um seine Sicherheit.

Demo zur Tornos-Rettung

Die zwischen 1500 und 2000 im Vorfeld der GV auf dem Tornos-Gelände Demonstrierenden wollten mit ihrer Präsenz auf den hohen Preis hinweisen, den 310 Tornos-Mitarbeiter für die Rettung des Drehautomaten-Herstellers bezahlen müssen. Die Demo-Teilnehmer traten den Aktionären mit Slogans wie “Und die Sozialpläne?” oder “Vergesst nicht, uns gibt es auch noch!” gegenüber.

Alle im bernischen Kantonsparlament vertretenen Parteien unterstützten die Demonstration, zu der die Gewerkschaft SMUV aufgerufen hatte. Die Demonstrierenden übergaben allen Aktionären einen Brief, in welchem sie aufgefordert wurden, den Refinanzierungsplan zu verabschieden.

Dilemma der Gewerkschaften

Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass 310 Menschen ihre Arbeitsstelle verlieren, ohne von einem Sozialplan profitieren zu können. “Wichtig ist zurzeit die Rettung der Tornos. Nachher werden wir die Verhandlungen über Sozialpläne wieder aufnehmen”, erklärte SMUV-Geschäftsleitungsmitglied Fabienne Blanc-Kühn die paradoxe Situation der Gewerkschaft. Wäre nämlich der Rettungsplan abgelehnt worden, wären alle Tornos-Arbeitsplätze gefährdet.

swissinfo und Agenturen

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft