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Trend Aktiensplit: Mehr Psychologie als Ökonomie

Anpassung an internationale Gepflogenheiten: Nach der Bank UBS und dem Pharmakonzern Novartis werden wohl noch weitere Schweizer Unternehmen einen Aktiensplit angehen. Für die Aktionäre bringt das jedoch höchstens kurzfristig Vorteile.

Nach einem Aktiensplit besitzt der Anleger mehr Aktien, allerdings haben die einzelnen Papiere einen geringeren Wert. Aus einer Aktie werden beispielsweise fünf Papiere, der Gesamtwert aber bleibt gleich. Soweit so klar, rein mathematisch ändert ein Aktiensplit am Kurswert also nichts.

Dennoch spricht Max Boemle, Professor für Betriebs-wirtschaftslehre, von einem Trend hin zum Aktiensplitting in der Schweiz. “Dahinter steckt vor allem die Vorstellung, dass sich die Höhe unserer Aktienkurse den international üblichen Gepflogenheiten anpassen sollte”, erklärt Boemle gegenüber swissinfo.

Schweizerische Aktienkurse sind – verglichen beispielsweise mit deutschen oder amerikanischen Titeln – hoch. Rund 2’800 Franken für eine Novartis-Aktie, gar über 3’000 Franken für Nestlé, dies sind ausländische Anleger einfach nicht gewohnt. “Psychologische Vorteile”, darin sieht Max Boemle denn auch das Hauptargument für einen Aktiensplit. So gesehen sind die Hoffnungen der Unternehmen, das Handelsvolumen anzukurbeln, wohl berechtigt.

Trend wird weitergehen

Bereits haben verschiedene weitere Unternehmen einen Aktiensplit angekündigt. Die Gründe liegen im Schweizerischen Aktienrecht: Heute ist der Mindest-Nennwert für eine Aktie bei zehn Franken, ab 1. Mai sinkt diese gesetzlich festgeschriebene Untergrenze auf einen Rappen. “Es gibt einige Gesellschaften, die durch die 10-Franken-Grenze blockiert waren. Die werden jetzt diese Splits sicher vornehmen”, blickt Max Boemle in die Zukunft.

Langfristig keine Vorteile

Was ein Aktiensplit den Aktionären wirklich bringt, dazu gibt es im In- und Ausland verschiedene Untersuchungen. Sicher sind billigere Aktien für Kleinanleger einfacher erhältlich.

Auch die Auswirkungen eines Splits auf den Kurs seien ebenfalls primär psychologisch, sagt Boemle. Manchmal bewirke bereits die Ankündigung eines Aktiensplits eine Kurssteigerung. Allerdings, so zeigten die Untersuchungen weiter: “Es ist vor allem eine vorübergehende Wirkung, bei längerfristiger Betrachtung ändert sich an der Bewertung der Unternehmung nichts.”

swissinfo

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