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Verkehrslärm macht krank

Der Verkehr verlärmt die Alpentäler: Das sagen die in Bern vorgelegten Broschüren. Keystone

Wegen der massiven Zunahme des Strassenverkehrs müsse die Schweiz die Güter rasch auf die Schiene verlagern. Dies fordern die Ärzte für Umweltschutz sowie Vertreter der Alpeninitiative.

Nur einen Tag nachdem in Bellinzona der Bericht über die Lärm- und Luftbelastung in den Alpentälern präsentiert worden war, haben am Dienstag die Ärzteschaft und Umweltvertreter Alarm geschlagen. Der Verkehr mache krank, warnten sie, und präsentierten an einer Medienkonferenz in Bern eine Palette von Gegenrezepten.

Der Münchner Lärmexperte U.J. Kurze hat für die Alpen-Initiative die Auswirkungen des Verkehrslärms auf den Alpenraum untersucht und damit die wissenschaftlichen Grundlagen für die politischen Forderungen geliefert. Der Strassenverkehr habe seit den 80-er Jahren dramatisch zugenommen, sagte er, und damit auch die Lärmbelastung für die Bevölkerung entlang der Transitrouten.

Vor allem bei Inversions-Wetterlagen werde der Verkehrslärm in den Alpentälern zum Problem, da der Schall dann nicht mehr gegen oben ausweichen könne. Dadurch erhöhe sich der Schallpegel um bis zu 3 Dezibel pro Abstands-Verdoppelung – zum Leidwesen der Alpenbevölkerung.

Rezepte gegen Verkehrslärm

Der Güterverkehr müsse deshalb so schnell wie möglich auf die Schiene verlagert werden, forderten Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz und Alpen-Initiative unisono. Es gelte zudem, soviel unnützen Verkehr wie möglich zu verhindern, sagte Christa Mutter von der Alpen-Initiative.

Der Einbau des sogenannten “Flüster-Belags” (Drain-Asphalt) auf Alpenstrassen müsse zum Standard werden, ebenso die Einführung der lärmtechnisch günstigeren Scheiben- statt Grauguss-Klotzbremsen bei Zügen. Zudem forderte sie Ruhezonen für den Alpenraum, den Nachweis der Lärmverträglichkeit bei neuen Bauprojekten durch die Alpen und strengere Lärm-Emmissions-Grenzwerte für Strassenfahrzeuge.

Keine zweite Gotthard-Röhre

Gaudenz Silberschmidt, Vizepräsident der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz, sprach sich gegen eine zweite Röhre am Gotthard aus. Der Diesel dürfe keinesfalls verbilligt werden, bevor Partikelfilter für Fahrzeuge nicht obligatorisch seien. Zudem müsse im Flugverkehr eine Abgasbesteuerung eingeführt werden.

Schliesslich fordern die Ärztinnen und Ärzte mindestens einen autofreien Sonntag und die internationale Einführung der Leistungsabhängige Schwerverkehrs-Abgabe (LSVA).

swissinfo und Agenturen

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