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Vom Bildschirm auf den Teller

Online-Shopping funktioniert nicht ohne Menschenhand. swissinfo.ch

LeShop bietet die Möglichkeit, von zu Hause aus über Internet einzukaufen, statt in endlosen Schlangen im Supermarkt Zeit zu verlieren.

Reportage aus dem logistischen Zentrum der Nummer 1 in Bremgarten, Aargau, wo alle Bestellungen zentral erfasst und erledigt werden.

Es ist fünf Uhr morgens, aber der Lauf gegen die Zeit hat bereits begonnen. Ab Mittag werden sowohl Frischprodukte wie Konserven, die auf den Gestellen des logistischen Zentrums von LeShop liegen, in die ganze Schweiz ausgeliefert.

Um die Fristen einzuhalten, zählt jede Sekunde. Nervös und schnell geht Elisabeth Breitenstein zwischen den Gestellen und dem Förderband hin und her, das vom Lager zur Laderampe führt.

Alles geschieht manuell

Die Produktionsleiterin des logistischen Zentrums von LeShop muss eine Ladung eintreffender Poulets entgegennehmen. Und wie bei allen Frischprodukten ist es äusserst wichtig, dass die Kühlkette nicht unterbrochen wird.

Nachdem die Temperatur überprüft worden war, wird das weisse Fleisch ohne Verzug in einen der beiden Kühlräume gebracht. Hier wird die Ladung von Angestellten in Daunenjacken, Mützen und Halstüchern in Empfang genommen.

Die einzige Konzession an die Technologie sind mehrere Drucker, die in einem Anbau die Bestellungen ausdrucken, die über die Website von LeShop bis Mitternacht des Vortags eingegangen sind.

Der Besucher kann sich noch so genau zwischen den Produkten auf den Gestellen umsehen, er findet absolut nichts, was nach hochmodernen automatischen Sortiergeräten aussieht.

Denn das Füllen der gestempelten Kraft-Papiertaschen aus den Schränken des Lebensmittelhändlers wird von Hand erledigt.

So schnell wie möglich ans Ziel

In ununterbrochenem Dröhnen der Kompressoren wird in raschem und exaktem Hin und Her zwischen den Gestellen und dem Förderband entlang der Halle eine gut eingespielte menschliche Mechanik erkennbar.

Für Christophe Kay ist das alles ganz normal. Der Chef des Zentrums bestätigt, dies sei nach wie vor das beste Vorgehen, um das angestrebte Ziel zu erreichen.

“In weniger als 24 Stunden müssen wir den Einkaufswagen der Kundschaft füllen und liefern”, betont er. Die Pioniere dieser so genannten neuen Wirtschaft sind daran, diese Herausforderung zu bestehen.

Eine Mischung aus neuer und herkömmlicher Wirtschaft

In den USA haben Gesellschaften wie Amazon (Buchhandlung) und e-bay (Auktionen) die Nase wieder vorn.

Der Titel e-bay zum Beispiel ist an der Börse schon fast wieder auf dem Niveau von März 2000. Das bedeutet, dass er schon wieder sehr nahe an jenem Wert ist, den er während des Dotcom-Booms hatte.

Diese Firmen verdanken ihren Erfolg einer Mischung von Erträgen aus der so genannten neuen mit der herkömmlichen Wirtschaft.

Die französische Tageszeitung “La Tribune” schreibt dazu: “Amazon betreibt eigentlich nur einen sehr leistungsfähigen Versandhandel.” Dessen Aktivität nimmt proportionell zum Siegeszug des Internets und des hohen Umsatzes in den Haushalten unserer Erde zu.

Die Marketingmacht des orangefarbenen Riesen

Diesem Beispiel eifert LeShop auf Ebene der Schweiz nach. Aber noch arbeitet die Nummer 1 der Online-Lebensmittelgeschäfte nicht gewinnbringend.

Denn sie braucht noch mehr Kundschaft, vor allem in der Deutschschweiz (70% der Verkäufe werden in der Romandie getätigt).

Ab Januar 2004 kann LeShop, dank einem kürzlich abgeschlossenen Exklusivvertrag mit der Migros, die Produkte des orangefarbenen Riesen auf seiner Plattform anbieten.

Dank des starken Marketings von Migros könnte die Firma zusätzliche Kundschaft anziehen, die Schwelle der Rentabilität erreichen – und vielleicht den Börsengang wagen.

swissinfo, Jean-Didier Revoin, Bremgarten
(Übertragung aus dem Französischen: Charlotte Egger)

Das 1997 gegründete Online-Lebensmittel-Geschäft LeShop hat als erstes mit dem Lebensmittelversand über Internet experimentiert.

Im Oktober 2002 stiess es zur Gruppe Bon Appetit, die Ende 2002 beinahe Konkurs anmelden musste. In letzter Minute wird LeShop im darauffolgenden Januar von einer Investoren-Gruppe gerettet.

Jetzt hat das Online-Lebensmittel-Geschäft mit der Migros einen Exklusiv-Vertrag für den Vertrieb von deren Produkten abgeschlossen und kann damit seine Stellung in der Deutschschweiz stärken. Zur Zeit werden 70% der Verkäufe in der Romandie getätigt.

Noch ist aber offen, ob die Schweiz, wo sieben Mal weniger Lebensmittel über Internet bestellt werden als in Paris, wirklich darauf eingehen wird.

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