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Krise bei Kleiderbörsen

Eine Frau zieht einem Mädchen in einer Umkleidekabine einen Pullover über den Kopf.
Passt der Pullover aus dem Second-Hand-Laden? Viele Eltern kaufen ihren Kindern lieber neue Kleider. Keystone

Konkurrenz aus dem Internet, billige Neuware und Probleme, einen Nachfolger zu finden: Viele Second-Hand-Geschäfte und Kleiderbörsen kämpfen ums Überleben. 2017 gaben allein im Kinderartikelbereich in der Deutschschweiz 50 Börsen auf.

“Ich finde diese Entwicklung beunruhigend”, sagt Sabine Kölliker, verantwortlich für die Internetseite “kindex.ch” gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin “Espresso”. Anbieter können sich dort registrieren lassen, Interessenten erhalten einen breiten Überblick über das Angebot an Second-Hand-Geschäften mit Kinderartikeln in ihrer Nähe.

Kölliker beobachtet, wie die Zahl der Angebote seit letztem Jahr deutlich sinkt: Von rund 800 in den Jahren 2015 und 2016 auf rund 750 Ende letzten Jahres. Gründe gebe es mehrere, so Kölliker: Einer sei sicher die wachsende Konkurrenz von Discountern und grossen Kleiderketten. Dort gebe es neue Kinderkleider zu Tiefstpreisen.

“Man kauft halt für fünf Franken lieber einen neuen Kinderpulli als einen gebrauchten aus einer Börse.” Das sei schade, denn schliesslich setzten solche Second-Hand-Angebote nicht zuletzt ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität.

Viel Herzblut und Freizeitarbeit

Es gibt aber auch andere Gründe, die für Krisenstimmung bei manchen Börsen sorgen: Langjährige Betreiberinnen finden keine Nachfolger. So wie zum Beispiel Marianne Dörig, die nach 18 Jahren als Leiterin der “Sunneschii-Börse” in Pfäffikon im Kanton Zürich aufhört.

“Es gab mehrere Interessenten. Aber als ich ihnen zeigte, wie gross der Aufwand ist, auch für die ganze Administration im Hintergrund, sind sie erschrocken”, sagt sie. Mangels Nachfolge muss sie den Laden nun Ende März schliessen. Was bis dahin nicht verkauft wird, geht an eine wohltätige Organisation.

In ein solches Angebot müsse man auch viel Herzblut und Freizeit investieren, reich werde man nicht, sagt Dörig. Die Margen sind nämlich minim: Die Preise sind generell tief in diesem Bereich, und nicht selten fliesst ein Teil der Einnahmen einer Börse wieder zurück an die Kundschaft, welche die Ware abgegeben hat. Im Fall der “Sunneschii-Börse” sind es 40 Prozent.

In Brockenhäusern brummt das Geschäft

Weniger Probleme als die Kinderartikel-Börsen haben offenbar Second-Hand-Angebote mit einem breiteren Angebot wie zum Beispiel die Brockenhäuser. Das zeigt eine kleine, stichprobenartige Umfrage. “Wir spüren zwar den Preisdruck auch, aber die Kundenzahlen steigen bei uns stetig”, erklärt zum Beispiel Roland Hegnauer, Leiter der “Berner Brocki”.

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