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Windstrom statt Atomkraft

Schweizerinnen und Schweizer wären bereit, Mehrkosten bei Wind-Energie in Kauf zu nehmen. Keystone Archive

Der Ersatz der Schweizer Atomkraftwerke durch importierten Windstrom wird in zwei neuen Studien des Bundesamtes für Energie (BFE) technisch wie auch wirtschaftlich als möglich erachtet.

Das technische Windenergie-Potenzial zu Land und zu Wasser reiche aus, um mehr als den aktuellen Strombedarf in Europa zu decken, ergaben die Untersuchungen des Forschungs-Programms Energie-wirtschaftliche Grundlagen (EWG) des BFE.

Bezüglich der Nutzung fehlten allerdings noch die Erfahrungen mit Offshore-Windparks. Auch seien die Möglichkeiten und Kosten der zusätzlichen Reserve-Kapazitäten noch ungeklärt, die mit zunehmender Windenergie-Nutzung an Bedeutung gewännen.

Mehrkosten vertretbar

Die Autoren kommen im weiteren zum Schluss, dass die bestehenden Schweizer Kernkraftwerke nach 40-jähriger Betriebsdauer durch importierten Windstrom ersetzt werden könnten. Dies scheine technisch und mit wirtschaftlich vertretbaren Mehrkosten möglich.

Falls eine der hängigen Atom-initiativen angenommen würde, wäre der Windstrom-Import eine vielversprechende Alternative, heisst es. Und zwar neben verstärkten Anstrengungen zur rationellen Strom-Verwendung und zur Nutzung einheimischer erneuerbarer Energien.

Eine solche Strategie würde laut den Studien zugleich staatliche Massnahmen erfordern. Als Beispiel wird ein international harmonisierter Zertifikathandel mit verpflichtenden Lieferquoten genannt.

Grosse Unsicherheiten

Wie bei anderen Zukunftstechnologien gebe es aber auch hier noch grosse Unsicherheiten, insbesondere bezüglich der Entwicklung der Marktpreise für Strom aus erneuerbaren Energien oder der Kooperations-Bereitschaft der europäischen Staaten. Unsicher seien nicht zuletzt die technische Entwicklung sowie die Kostensenkungs-Möglichkeiten der Windenergie und der sie ergänzenden und konkurrierenden Techniken.

In zwei anderen Studien untersuchte das BFE die Bereitschaft der Schweizer Bevölkerung, die Risiken eines schweren nuklearen Unfalls über einen höheren Strompreis besser abzusichern. Die heutige obligatorische Versicherung deckt nur Schäden nur bis zu einer Milliarde Franken.

Politik gefordert

Die Untersuchung kam dabei zu Schluss, dass eine Erhöhung der Deckung auf vier Milliarden Franken von einer Mehrheit der Stimmbürger akzeptiert würde.

Das BFE stellt diese Ergebnisse mit Verweis auf die Kritik der Co-Referenten an den Methoden und Annahmen aber weitgehend in Frage. Die Höhe der Deckungssumme für Nuklear-Risiken werde eine durch die Politik zu lösende Frage bleiben.

swissinfo und Agenturen

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