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Höhere Steuern treiben McDonald’s nach Genf

McDonald's verschiebt sein europäisches Hauptquartier von London nach Genf. Keystone

McDonald's hat angekündigt, seinen europäischen Hauptsitz von London nach Genf zu verlegen, bevor die Steuererhöhungen in Grossbritannien zu greifen beginnen.

Der amerikanische Fast-Food-Gigant ist das prominenteste einer ganzen Reihe internationaler Unternehmen, die von London wegziehen, nachdem die britische Regierung bekanntgegeben hat, strengere Gewinnsteuern für Firmen einzuführen, die ihr Geld mit dem Verkauf von Konzessionen verdienen.

So hat Anfang dieses Jahres die internationale Verlagsgruppe Informa ihren Sitz nach Genf verlegt, um von den günstigen Steuerbedingungen zu profitieren und der wachsenden Bedeutung der Schweiz als internationales Zentrum für die Verwaltung von Franchising-Unternehmen.

Die Erteilung von Konzessionen ist zu einem wichtigen Gewinnfaktor für solche Unternehmen geworden, sagt der Unternehmenssteuerexperte Thierrys Boitelle von der Schweizer Kanzlei Altenburger. McDonald’s zum Beispiel verdient einen grossen Teil seiner Einnahmen aus den Lizenzgebühren der Franchise-Restaurants rund um den Globus.

“Dies sind immaterielle Vermögenswerte, die einfacher zu verlegen sind als Fabriken”, sagt er gegenüber swissinfo.ch. Diese zunehmend grösser werdenden Wirtschaftsgüter brauchen keine grosse Belegschaft, um verwaltet zu werden. Viele Firmen suchen nach Orten, die ihnen die besten steuerlichen Vorteile bringen.”

Kompetenzzentrum

McDonald’s bestreitet, dass der Umzug aus steuerlichen Gründen erfolgt. Die Verlagerung ermögliche der Firma das strategische Management von wichtigen internationalen Konzessionsrechten, einschliesslich der Lizenzierung dieser Rechte aus der Schweiz zu den Franchisingnehmern in Europa.

Tatsächlich bieten laut Boitelle Länder wie Luxemburg und Belgien bessere Steuersätze auf Konzessionsgewinne als die Schweiz.

Die Schweizer Gesetze zum Schutz von Konzessionsfirmen gehören zu den strengsten weltweit und das Know-how ist auf Genf konzentriert, die Heimat der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO).

“Zudem haben wir hier viele Experten. Genf ist ein echtes Kompetenzzentrum für das Management von geistigem Eigentum. Es gibt also für Firmen nicht nur fiskalische Motivationen, hierher zu ziehen sondern auch operative”, sagt Stéphane Graber vom Genfer Amt für Wirtschaft, gegenüber swissinfo.ch.

Wasserdichte Konzessionsgesetze, der Schutz von Marken und Erfindungen sind in der Schweiz besonders stark dank der langen Tradition von innovativen Biotechnologie-Unternehmen. Der Schutz von geistigem Eigentum erhält regelmässig gute Beurteilungen im globalen Vergleich der Unternehmensumfelder, wie Erhebungen des World Economic Forums (WEF) zeigen.

Wachstumsbereich

Boitelle sagt gegenüber swissinfo.ch, dass seine Kanzlei auch Anfragen von anderen Fast-Food-Ketten erhalten hätte, die von dieser Tatsache profitieren möchten und der Ansammlung von Universitäten und anderen Forschungs- und Entwicklungszentren.

“Es gibt weitere Beispiele von Restaurant-, Pharma- und Biotech-Unternehmungen, die in die Schweiz kommen. Auch einige auf Franchising aufgebaute Hotelketten sind hier beheimatet.”

Boitelle ist der Ansicht, dass die Schweiz das Potential hat, Weltmarktführerin im wachsenden Segment des Managements von Geistigem Eigentum zu werden, genau so, wie sie sich eine starke Nische im Vermögensmanagement geschaffen hat.

Mit ein wenig Hilfe der Schweizer Behörden könnte die Schweiz eine Vorkämpferin für diese wachsende Branche werden”, sagt er. “Wir sind zwar noch nicht ganz soweit, weil andere Länder bessere Steuerbedingungen bieten, aber die Schweiz sollte sich darauf fokussieren.

Matthew Allen, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)

1976: Das erste McDonald’s Restaurant der Schweiz wird in Genf eröffnet.

1993: Das erste McDonald’s Restaurant im Kanton Tessin öffnet.

Heute gibt es in der Schweiz 146 McDonald’s Restaurants, die rund 6800 Angestellte beschäftigen.

2008 betrugen die Gesamtverkäufe in der Schweiz 630,5 Mio. Fr.

Schweizer Zutaten machen rund 82% des Anteils des Einkaufsvolumens aus.

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