Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Inside Paradeplatz – vor diesem Blog fürchtet sich die Bahnhofstrasse

zwei Männer posieren in einem Park
Wirtschaftsjournalist Lukas Hässig und Geldcast-Host Fabio Canetg. Live Fabrik GmbH

Er ist einer der erfolgreichsten Wirtschaftsjournalisten der Schweiz: Lukas Hässig von "Inside Paradeplatz". Im Geldcast spricht er über seine grössten Erfolge, über sexistische Kommentare auf seiner Plattform und darüber, wie er erst kürzlich von der Polizei einvernommen wurde.

Es geht ums Überleben von “Inside Paradeplatz”: Geklagt hat die Credit Suisse wegen vermeintlich persönlichkeitsverletzender Kommentare, die seine Leser:innen hinterlassen haben. Bald kommt es vor dem Zürcher Handelsgericht zur ersten Verhandlung. Streitsumme: 300’000 Franken.

Darüber hinaus hat die Credit Suisse eine Strafanzeige gegen Hässig eingereicht. Er wurde von der Polizei vorgeladen und einvernommen. “Das ist wie beim Flughafen, da muss man zuerst durch eine Sicherheitskontrolle, und dann landet man in einem winzigen Raum, wo man gefilmt und befragt wird.” Das sei schon unangenehm gewesen. Aber das bringe sein Job halt mit sich.

Hässig ist bekannt für seinen provokativen Schreibstil. Bei vielen Banken gilt er als persona non grata – er ist dort nicht mehr erwünscht. Zu scharf hat er deren Spitzen schon verbal angegriffen. “Die Nationalbank ist eine der wenigen Institutionen, die mich noch einladen zu ihren Medienessen”, erzählt Hässig. Das zeige den guten Stil von Thomas Jordan.

“Da habe ich schon ein wenig gezittert”

Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Hässig durch seine Recherche über die Machenschaften des ehemaligen Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz und seinen vermeintlichen Komplizen Beat Stocker.

Unter anderem wegen Betrugs im Zusammenhang mit mehreren Firmenübernahmen wurde Vincenz von einem Züricher Bezirksgericht 2022 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Urteil wurde weitergezogen ans Zürcher Obergericht. Für die Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.

Am Anfang der ganzen Sache stand Lukas Hässig mit seinen Enthüllungen. Die hätten sogar ihn etwas nervös gemacht: “Als ich mit dieser Geschichte rausging, habe ich schon ein bisschen gezittert”, sagt Hässig. Dann aber sei etwas passiert, was ihn noch heute erstaune: Nämlich gar nichts.

Lange habe kein anderes Medium über dieses Thema geschrieben. Erst als später die Sonntagszeitung über ein Verfahren der Finanzmarktaufsicht gegen Vincenz berichtet habe, hätten auch andere Medienhäuser über die Enthüllungen von Hässig berichtet.

Klare Worte von Hässig zum Credit-Suisse-Debakel

Hässig ist aber nicht nur bekannt für Enthüllungsgeschichten. Er schreibt über alles Mögliche, etwa über die “interstellaren” Brötli-Preise in einer Zürcher BäckereiExterner Link. Und er ist stolz darauf: “Boulevard ist die Königsdisziplin im Journalismus”, sagt er.

Gleichzeitig kennt er sich aus mit den Details, etwa rund um das Ende der Credit Suisse: Eingeläutet wurde dieses am 19. März 2023, als die UBS-Spitze ankündigte, die Credit Suisse für 3 Milliarden Franken zu übernehmen. Der Bund und die Nationalbank sicherten den Deal ab, indem sie mit bis zu 259 Milliarden Franken ins Risiko gingen.

Schuld am Untergang der Credit Suisse sei vor allem die CS-Führung: “Die sind wirklich mit vollem Karacho in die Wand gefahren”, sagt Hässig. Es gebe aber auch andere Institutionen, die keine gute Falle gemacht hätten, zum Beispiel die Finanzmarktaufsicht: Zu lange hätte die nicht reagiert – und als es zu spät war, habe sich die Finma-Spitze um Marlene Amstad vor allem darum bemüht, vom eigenen Versagen abzulenken.

Hässig hat dafür klare Worte: “Die Ausflüchte der Finma-Präsidentin an der Medienkonferenz vom 19. März waren an Lächerlichkeit kaum zu überbieten!”

Hier geht es zum Geldcast mit Lukas Hässig in voller Länge:

Externer Inhalt

Das Gespräch finden Sie auch auf SpotifyExterner Link, Apple PodcastsExterner Link und in der Geldcast-Sammlung von swissinfo.ch:

Mehr
Logo Geldcast podcast

Mehr

Geldcast: Geldpolitik mit Fabio Canetg

Börsen, Bitcoin, Inflation: Unser Spezialist Fabio Canetg spricht im Geldcast mit spannenden Gästen über News aus der Welt der Notenbanken und Zinsen.

Mehr Geldcast: Geldpolitik mit Fabio Canetg

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft