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Wolken am Konjunktur-Himmel

Der Investitions-Rückgang macht auch der Bauindustrie zu schaffen. Keystone Archive

Der Schweizer Wirtschaftsmotor stottert. Führende Ökonomen haben ihre Erwartungen für das Wirtschafts-Wachstum in diesem Jahr wieder nach unten geschraubt.

Schrumpfende Investitionen und gebremste Exporte veranlassten die Konjunktur-Auguren, ihre Erwartungen vom Frühjahr nach unten zu korrigieren.

Auch keine Euphorie für 2003

Im März hatten die im Rahmen des Business Economists’ Consensus (BEC) befragten 25 Ökonomen damit gerechnet, dass das Brutto-Inlandprodukt (BIP) in diesem Jahr um 1,19% wachsen werde. In der neusten Umfrage korrigierten die Experten nun ihre Erwartungen auf ein Wachstum von noch 1,07%, wie die BEC am Freitag in Zürich bekannt gab.

Auch für 2003 haben die Ökonomen ihre Erwartungen zum BIP-Wachstum zurückgeschraubt, und zwar auf 2,05%. Dies nachdem sie vor drei Monaten noch ein Plus von 2,18% vorausgesagt hatten. Die Abwärtskorrektur wurde laut BEC in erster Linie auf die schlechten Zahlen bei den Investitionen im ersten Quartal 2002 zurückgeführt.

Weniger Geld investiert

Die Investitionen in Bau und Ausrüstung dürften teuerungsbereinigt (real) im laufenden Jahr um 1,9% schrumpfen. Im März war noch ein Plus von 1,5% erwartet worden.

Allerdings gehen die Schätzungen der Ökonomen deutlich auseinander: Während die einen mit einem Einbruch von 8,5% rechnen, erwarten die anderen ein Wachstum von 1,5%. Im nächsten Jahr sollten die Investitionen mit 3,78% dann wieder zulegen (März-Schätzung: 3,37%).

Die negative Tendenz bestätigen die gleichentags veröffentlichten Zahlen des Schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV). Das Baujahr 2002 habe wenig verheissungsvoll begonnen, beklagt sich der Verband. Im ersten Quartal seien sowohl von privater wie von öffentlicher Seite weniger Bauinvestitionen getätigt worden.

Auch die Exporte erhalten einen Dämpfer und werden nach Ansicht der Ökonomen 2002 lediglich noch um 0,5%. (März: 1,96) zulegen. Damit würden sie weniger als erwartet zum Aufschwung beitragen, hiess es weiter. Für 2003 wird mit einem Wachstum von 4,86% (4,99) gerechnet.

Mehr Arbeitslose

Im Einklang mit der schwächeren Konjunkturdynamik erwarten die Ökonomen auch mehr Arbeitslose. Die Quote dürfte im laufenden Jahr auf 2,44% (2,34) steigen. 2003 soll die Arbeitslosigkeit mit der anziehenden Wirtschaft wieder auf 2,19% (2,12) zurückgehen.

Etwas abnehmen dürfte dagegen die Teuerung, die für 2002 mit 0,83% (0,88) und für 2003 mit 1,32% (1,35) vorausgesagt wird. Damit liege die Inflation in beiden Jahren im Zielbereich der Schweizerischen Nationalbank (SNB), hiess es weiter.

Dollar-Sinkflug

Auch der Sinkflug des Dollar in den letzten Wochen hat die Erwartungen der BEC-Ökonomen beeinflusst. Bei den Wechselkursen berücksichtigten die 25 befragten Ökonomen von 17 Firmen und Institutionen die aktuelle Schwäche des Dollar.

Für Ende September erwarten sie einen Dollarkurs von 1,56, für Ende Juni nächsten Jahres einen Stand von 1,55 Franken pro Greenback. Im März waren die Auguren noch von 1,63 ausgegangen. Keinen grossen Veränderungen sollte der Wechselkurs zum Euro unterliegen: Die Gemeinschaftswährung dürfte sich zwischen 1,47 und 1,49 Fr. bewegen.

Hoffen auf bessere Zeiten

Für die Börse erwarten die Ökonomen wieder eine Erholung. Sie dürfte aber geringer ausfallen, als bei der letzten Einschätzung erwartet. Der Swiss Performance Index (SPI) dürfte den Erwartungen der Experten zufolge von derzeit 4063 Punkten bis in einem Jahr auf 4688 (4831) Zähler zulegen.

swissinfo und Agenturen

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