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ZFS beendet Rechtsstreit in den USA

Signet des Versicherungskonzerns ZFS in Zürich. Keystone

Der Versicherungskonzern Zurich Financial Services (ZFS) hat nach Vorwürfen von Preisabsprachen in den USA einen Vergleich abgeschlossen.

Der Vergleich mit neun Staatsanwälten von US-Bundesstaaten kostet den Konzern 171,7 Mio. Dollar (222 Mio. Franken).

Noch hängig ist das vom New Yorker Generalstaatsanwalt Elliot Spitzer vor rund zwei Jahren ins Rollen gebrachte Verfahren in New York sowie in einer Reihe weiterer Bundesstaaten, wie die Gesellschaft am Montag bekannt gab.

Zurich Financial Services erwarte, dass auch hier innerhalb des ersten Halbjahres 2006 eine Lösung gefunden werden könne, sagte Zurich-Sprecher Daniel Hofmann gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.

“Befreiungsschlag” für Zurich

Das Abkommen mit den neun Bundesstaaten sei für die ZFS “ein Befreiungsschlag”, sagte Hofmann. Das Ergebnis darf als Erfolg gewertet werden, weil es sich nicht – wie bei anderen betroffenen Versicherern – auf Einzelabkommen stützt, sondern mehrere Bundesstaaten erfasst.

Dazu wird es von der Nationalen Vereinigung der Versicherungs-Aufsichtsbehörden (NAIC) unterstützt.

Von der gesamten Summe gehen 151,7 Mio. Dollar an die Versicherten und 20 Mio. Dollar an Gebühren und Kosten an die involvierten Bundesstaaten. Zum erwarteten Umfang weiterer Kosten, die der Zurich durch den Abschluss der verbleibenden Verfahren erwachsen, konnte Hofmann keine Angaben machen.

Auf den Vergleich haben sich die ZFS-Tochter Zurich American Insurance (ZAIC) und neun Staatsanwälte von US-Bundesstaaten geeinigt. Beteiligt sind Kalifornien, Florida, Hawaii, Maryland, Massachusetts, Oregon, Pennsylvenia, Texas und West Virginia.

Kein Schuldeingeständnis

Mit dem Vergleich räume die Zurich American Insurance Company (ZAIC) keinerlei Verstösse gegen US-Bundesrecht oder Recht der US-Bundesstaaten ein, betonte die ZFS.

Der Rechtsstreit war 2004 von Generalstaatsanwalt Spitzer ausgelöst worden und schockierte die Versicherungsbranche. Spitzer klagte die weltweit grösste Versicherungsmaklerfirma Marsh & McLennan ein. Das Verfahren zog weitere Kreise, in die auch die Zurich geriet.

Der Zurich war vorgeworfen worden, sie habe mit anderen Brokern Preisabsprachen getroffen, um höhere Prämien durchzusetzen. Es habe sich dabei um kommerzielle Kunden und solche aus dem staatlichen Bereich gehandelt.

Im Zuge der Untersuchungen wurden zwei ehemalige Zurich-Mitarbeiter wegen Vergehens gegen das Wettbewerbsrecht angeklagt.

Marsh & McLennan ist das Debakel teuer zu stehen gekommen. Der Konzern hatte sich vor rund einem Jahr auf einen Vergleich geeinigt. Marsh zahlt 850 Mio. Dollar an seine Kunden zurück.

Nachfrage an der Börse

An der Börse stand Zurich Financial Services am Montag weiterhin im Mittelpunkt. Die Titel legten am Vormittag um 0,9% auf 319,75 Franken zu.

Der Kursgewinn ist nur zum Teil auf die erzielte Einigung in den USA zurückzuführen. Nach wie vor ein Thema war die vor dem Wochenende kolportieren Gerüchte über einen Zusammenschluss mit dem US-Versicherungskonzern St. Paul Travelers – obschon St. Paul mittlerweilen Fusionsgelüste dementiert hatte.

swissinfo und Agenturen

Zurich Financial Services Group (ZFS) ist ein im Versicherungsgeschäft verankerter Finanzdienstleister mit einem globalen Netzwerk von Tochtergesellschaften und Filialen in Nordamerika und Europa sowie im asiatisch-pazifischen Raum, in Lateinamerika und weiteren Märkten.

Das 1872 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Zürich, Schweiz, beschäftigt rund 55´000 Mitarbeitende, die Dienstleistungen in mehr als 120 Ländern erbringen.

Jahreszahlen ZFS, Mrd. Dollar 2005 (Veränderung)
Bruttoprämien/Policen-Gebühren 46,797 (-5%)
Combined Ratio 100,8 (+4,6 Prozentpunkte)
Operativer Geschäftsgewinn 3,947 (+32%)
Eigenkapitalrendite 15,5% (Vorjahr 13,6%)
Reingewinn 3,214 (+30%)

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