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Zigarettenverkäufe 2007 eingebrochen

Der Griff ins Zigaretten-Regal ist 2007 öfters ausgeblieben. Keystone

Raucherinnen und Raucher haben letztes Jahr in der Schweiz so wenig Zigaretten gepafft wie seit 40 Jahren nicht mehr. 625 Millionen Päckli gingen über den Ladentisch, 30 Millionen weniger als 2006.

Der Rückgang ist unter anderem auf höhere Preise, Rauchverbote in Restaurants und Präventionskampagnen zurück zu führen.

Ein weiterer Grund für den Rückgang könnten Hamsterkäufe vor Steuererhöhungen gewesen sein, wie die Schweizerische Oberzolldirektion mitteilte.

Wie viele Zigaretten vor 40 Jahren genau verkauft wurden, konnte Stefan Schmidt von der Sektion Tabak- und Bierbesteuerung bei der Oberzolldirektion nicht sagen. Die Zahlen hätten sich jedoch zwischen 15 und 16 Milliarden Zigaretten bewegt. Das entspricht 750 bis 800 Millionen Packungen.

1999 sanken die Zahlen dann erstmals unter die Grenze von 750 Millionen Päckli. Damals seien 740 Millionen Schachteln über den Ladentisch gegangen, sagte Schmidt.

Einnahmen gestiegen

In den vergangenen zehn Jahren sanken die Zigarettenverkäufe um rund 17 Prozent, doch die Einnahmen stiegen wegen der immer höheren Steuern um über 50 Prozent. Kostete ein Päckchen der meistverkauften Zigarettensorte 1997 noch 4 Franken 10 Rappen, lag der Preis im vergangenen Jahr bei 6.40 Franken.

Letztmals wurde die Tabaksteuer am 1. Januar 2007 um 30 Rappen erhöht. Dies sieht die Oberzolldirektion als einen möglichen Grund für die gesunkenen Verkaufszahlen des gleichen Jahres. Bereits 2005 brachen die Verkäufe um rund 10 Prozent ein, nachdem per 1. Dezember 2004 die Steuer um 50 Rappen erhöht worden war.

Aber auch die Rauchverbote in Restaurants oder die Präventionskampagnen könnten gemäss Schmidt zu den tieferen Verkaufszahlen geführt haben.

Das Schweizerische Finanzdepartement (EFD), zu dem die Oberzolldirektion gehört, untersucht in Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI), wie sich die letzte Steuererhöhung hinsichtlich der gesundheits- und steuerpolitischen Zielsetzungen ausgewirkt hat. Der Bericht soll dem Bundesrat Mitte Jahr vorgelegt werden.

Nächste Erhöhung 2009

Preiserhöhungen bei den Zigaretten seien insbesondere bei Jugendlichen eine wirksame Präventionsmassnahme, sagte Karine Begey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG). Der Anteil Raucher unter den 14 bis 19-Jährigen hat sich laut der Behörde zwischen 2001 und 2006 um rund 6 Prozent auf 25 Prozent verringert. Zahlen für 2007 liegen noch nicht vor.

“10 Prozent Preissteigerung ergibt 5 Prozent weniger Raucher”, sagte auch BAG-Direktor Thomas Zeltner. Per Anfang 2009 soll nach dem Willen von Zeltner die nächste Preiserhöhung eingeführt werden – um weitere 30 bis 50 Rappen. Der Preis pro Schachtel liegt dann bei knapp sieben Franken.

Mehr Selbstgedrehte

Im Visier hat die Schweizer Regierung aber im Moment nicht die Steuer auf Zigaretten, sondern jene auf Tabak zum selber Drehen. Diese liegt momentan bei knapp 10 Franken pro Kilogramm Feinschnitttabak. Nach dem Willen des Bundesrates soll die Besteuerung auf rund 50 Franken erhöht werden.

Im Gegenzug soll die Steuer auf Zigarettenpapier abgeschafft werden. Diese Absicht steht in der Botschaft zur Änderung des Tabaksteuergesetzes, die der Bundesrat im letzten Dezember dem Parlament zugestellt hat.

Die immer höheren Zigarettenpreise würden Raucher zum Umsteigen auf die günstigere Variante der Selbergedrehten reizen, argumentiert der Bundesrat. Mit der Gesetzesrevision will er verhindern, dass die Bemühungen um die Tabakprävention unterlaufen werden.

swissinfo und Agenturen

Jährlich sterben in der Schweiz 8300 Personen wegen des Rauchens.
Rund 16’000 Menschen werden infolge Tabakkonsums zu Invaliden.
Raucher verursachen in der Schweiz jedes Jahr Gesundheitskosten von rund 10 Mrd. Franken.
Auf das Konto des Rauchens gehen jährlich auch 4 Mio. verlorene Arbeitstage.

Nach den Tessinern und den Solothurnern haben im November 2007 auch die Bündner und Appenzell-Ausserrhodner einem Rauchverbot in Cafés und Restaurants zugestimmt. Es besteht allerdings die Hintertür, geschlossene Raucherabteile einzurichten.

Die Bestimmungen in Appenzell traten am 1. Januar 2008 in Kraft, in Graubünden im kommenden März. Sie verbieten auch das Rauchen in öffentlichen Räumen.

Das Rauchverbot in Restaurants und Bars ist im Tessin seit April 2007 in Kraft, Solothurn wird 2009 folgen. Genf stimmt im nächsten Jahr darüber ab. Gesetze zum Schutz der Nichtraucher wurden in den Kantonen Aargau, Bern, St. Gallen, Wallis und Zug eingeführt.

Auf Bundesebene befindet sich derzeit ein Anti-Raucher-Gesetz in der parlamentarischen Beratung. Der Nationalrat (Grosse Kammer) hat die Vorlage bereits behandelt. Sie kommt nun in den Ständerat (Vertretung der Kantone).

Italien hat bereits gute Erfahrungen mit der Verbannung von Tabak aus Cafés und Restaurants gemacht. In Frankreich ist ein Verbot ab 1. Januar 2008 in Kraft.

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