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Zürcher Ständeratswahl verspricht Spannung

Das Wahlplakat von Chantal Galladé kann definitiv abgenommen werden. Keystone

Überraschende Wende in Zürich: Die sozialdemokratische Kandidatin zieht sich aus dem Ständeratsrennen zurück, nachdem die grünliberale Verena Diener ihre Kandidatur erklärt hat.

Damit kommt es zum spannenden Duell zwischen dem abtretenden SVP-Präsidenten Ueli Maurer und Ex-Regierungsrätin Diener. Maurers Einzug in die kleine Parlamentskammer ist damit nicht im Voraus garantiert.

Die Sozialdemokraten sind aus dem Rennen im Kampf um den 2. Zürcher Ständeratssitz: Die 34-jährige Nationalrätin Chantal Galladé verzichtet, nachdem die grünliberale, ehemalige Regierungsrätin Verena Diener ihre Kandidatur bekannt gegeben hatte.

Galladé und ihre Partei gaben den Rückzug an einer Medienkonferenz am Freitagnachmittag in Zürich bekannt. Vor den Medien begründete Galladé ihren Rückzug mit Dieners Kandidatur. Die Winterthurerin hatte erst am Mittwoch ihre definitive Kandidatur im 2. Wahlgang angekündigt.

Verena Diener war im 1. Wahlgang hinter dem Kandidaten Ueli Maurer von der Schweizerischen Volkspartei (SVP) mit 110’000 Stimmen auf dem 3. Platz gelandet. Die 58-Jährige Vollblutpolitikerin der Grünliberalen Partei (GLP) liess sich jedoch davon nicht beeindrucken und kündigte am Freitagmorgen nach langem Nachdenken ihre Kandidatur an.

Dies obwohl sich dadurch die Stimmen von Mitte-Links gegen Herausforderer Ueli Maurer von der SVP zu verzetteln drohten.

Zweikampf Maurer – Diener

Gespräche zwischen SP und GLP mit dem Ziel, sich auf eine Kandidatur gegen Maurer zu einigen, waren zuvor gescheitert. Maurer hatte im 1. Wahlgang vom letzten Sonntag gut 150’000 Stimmen erzielt.

Bisher wurde im Kanton Zürich erst Nationalrat Felix Gutzwiller von der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP) in den Ständerat gewählt. Er hatte das nötige absolute Mehr von knapp 182’000 Stimmen hauchdünn erreicht.

Damit kommt es im Kanton Zürich am 25. November zum Zweikampf zwischen Ueli Maurer, der von der FDP unterstützt wird und der Mitte-Links-Kandidatin Verena Diener, die mit den Stimmen von CVP, EVP und den Grünen rechnen kann.

“Im Interesse der Sache”

Nach ihrem Rückzug hat Chantal Galladé dazu aufgerufen, im Kampf gegen Ueli Maurer von der SVP die grünliberale, ehemalige Regierungsrätin Verena Diener zu unterstützen.

“Im Interesse der Sache und des Kantons Zürich” trete sie nicht zum zweiten Wahlgang an, erklärte sie. Dies sei ein pragmatischer Entscheid.

Grund ist die Kandidatur der grünliberalen Verena Diener. “In der politisch verfahrenen Situation bringt es nichts, wenn nicht jemand einen Schitt zurück macht”, sagte Galladé.

Mit einem sturen Festhalten an der Kandidatur komme auch die Linke dem Ziel nicht näher, dass jemand aus dem Mitte-Links-Spektrum den zweiten Ständeratssitz hole.

Der Entscheid Galladés dürfte allseits auf Respekt stossen. Laut einer ersten Reaktion der CVP hat Galladé “moralische Grösse gezeigt”. Dies werde den Zürcher Stimmberechtigten noch lange in Erinnerung bleiben.

2. Wahlgang in vier weiteren Kantonen

Spannung verspricht auch der 2. Wahlgang im Kanton St. Gallen. Dort verfehlten die beiden bisherigen Ständeräte das absolute Mehr. Am meisten Stimmen erhielt Herausforderer Toni Brunner von der SVP. Er tritt nochmals gegen Eugen David (CVP) und Erika Forster (FDP) an.

Ähnlich ist die Ausgangslage in den Kantonen Waadt, Neuenburg und Tessin. Dort müssen ebenfalls beide Sitze besetzt werden. In der Waadt steht der bisherige Sitz der Sozialdemokraten auf dem Spiel.

In Neuenburg versucht ein FDP-Kandidat die bisherige Zweier-Bastion der Sozialdemokraten zu knacken, und im Kanton Tessin muss CVP-Ständerat Lombardi seinen Sitz gegen den sozialdemokratischen Herausforderer Cavalli verteidigen. Die Wiederwahl von Dick Marty gilt dagegen als Formsache.

swissinfo und Agenturen

In sechs Kantonen ist ein zweiter Urnengang für die Wahl in den Ständerat (kleine Kammer) nötig:

11. November: Neuenburg und Waadt (je 2 Sitze)
18. November: Tessin (2 Sitze)
25. November: Zürich (1 Sitz), St. Gallen (2 Sitze)

Bei der Wahl in den Ständerat kommt das Mehrheitswahlrecht (Majorz) zum Zug.

Im ersten Wahlgang ist zur Wahl das absolute Mehr der abgegebenen Stimmzettel erforderlich.

Im zweiten Wahlgang ist gewählt, wer am meisten Stimmen erhält. Das absolute Mehr braucht es dazu nicht.

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