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Bitteres Menü und vergessenes Gemüse

Schweizer Küche mal anders: La Semaine du Goût in der Romandie. swissinfo.ch

Geschmacks-Sinne wieder entdecken und Essgewohnheiten über den Haufen werfen: Während einer "Kulinarischen Woche" werden in der Romandie Nahrungsmittel neu entdeckt.

Die Kulinarische Woche, “la Semaine du Goût”, ist eine Schweizer Premiere. Während einer Woche kann man in Nostalgie schwelgen, die traditionelle, lokale Küche wieder entdecken oder mit exotischen Zutaten experimentieren.

“Wir haben so viele traditionelle Rezepte vergessen. Die Kulinarische Woche ist ein Kampf gegen die Vereinheitlichung unserer Nahrung”, sagt Organisator und Nationalrat Joseph Zisyadis.

Angesichts des Rinderwahnsinns und der gentechnisch veränderten Getreide wollen die Organisatoren die Sorgen der Konsumenten aufnehmen und Antworten auf die Frage nach der Herkunft unserer Nahrungsmittel geben.

“Wir hoffen, dass die Leute danach andere Sachen essen und diese auch anders essen”, meint Mitorganisator Marc Rosset gegenüber swissinfo. “Es ist kein Kampf gegen Fast Food, aber wir wollen, dass die Menschen Slow Food geniessen und dessen guten Geschmack wieder entdecken.”

Die Idee der Kulinarischen Woche kommt aus Frankreich. Was vor elf Jahren bescheiden begann, ist zum Highlight des französischen Kulinarium-Kalenders geworden: eine Veranstaltung mit über 800 Anlässen in ganz Frankreich.

Die Premiere in der Schweiz konzentriert sich vor allem auf die französisch-sprachigen Kantone, insbesondere auf den Kanton Waadt. Die Organisatoren hoffen jedoch, dass sich die anderen Sprachregionen von der Idee anstecken lassen.

Anlässe in der Romandie gibt es unterschiedliche: Restaurants werden beispielsweise einen Tagesteller mit Slow-Food für 15 Franken anbieten. Metzgereien, Bäckereien, Schokolade-Hersteller und Weinhändler veranstalten Gratis-Degustationen und Schulen kommen in den Genuss von Spezialmenüs in den Kantinen.

“Wir wollen nicht hinnehmen, dass junge Menschen immer nur Junk Food essen. Sie müssen die Tradition der guten Küche kennenlernen und vor allem lernen, woher die Nahrungsmittel kommen”, ist Rosset überzeugt.

Die Kulinarische Woche bietet Währschaftes, aber auch Schräges: Ein Menu beispielsweise, dessen Speisen allesamt bitter sind. Ein anderes gedenkt der “vergessenen Gemüse”.

Weiter ist da noch die “Geschmackslinie”: Ein Trolleybus in Lausanne hält an 14 Geschmacks-Stops – auf die Fahrkarten gedruckt ist ein Geheimrezept des Top-Kochs Philippe Rochat.

“Es ist wichtig, dass die Menschen wissen, welches die typischen Gerichte ihrer Region sind und wie sie gekocht werden”, meint Rosset. “Aber wir werben nicht nur für lokale Gerichte. Das wäre nicht “la Semaine du Goût”. Die Menschen sollen unzählige neue Gerüche und Geschmäcke entdecken.” Immerhin nehmen auch italienische, griechische und türkische Restaurants an der Woche teil.

Grenzen des Geschmacks gibt es für Zisyadis keine. “Die Schweiz kennt viele kulinarische Traditionen. Leute aus anderen Ländern haben fremde Zutaten mitgebracht und diese sollten wir teilen und feiern.”

Roy Probert

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