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Ohrmarke als Hightech-Wunderding

Eine neue Hightech-Generation von Ohrmarken für Tiere soll beim Kampf gegen Seuchen helfen. swissinfo.ch

Eine Ohrmarke, mit der gefährliche Tierkrankheiten entdeckt werden können: Diese Neuerung hat das Schweizer Unternehmen Prionics entwickelt.

Aufgrund der Ohrmarke lässt sich auch der Weg eines Schnitzels vom Teller bis in den Stall beim Bauern zurückverfolgen, so die Hersteller.

Prionics ist ein schweizerisches Erfolgsunternehmen. Den grössten Coup landeten die Forscherinnen und Forscher der Zürcher Firma bisher mit dem weltweit führenden BSE-Test, mit dem rasch und einwandfrei festgestellt werden kann, ob eine Kuh an Rinderwahnsinn erkrankt ist.

Jetzt wartet Prionics mit einer weiteren Neuentwicklung auf, die sich ebenfalls auf der ganzen Welt durchsetzen könnte: TypiFix ist eine Erkennungsmarke, die beim Anbringen am Ohr dem Tier gleich eine Gewebeprobe entnimmt. Hergestellt wird die Diagnostik-Ohrmarke von IDnostics, die sich im Besitz von Prionics befindet.

Weitere tödliche Krankheiten im Visier

Die Entwickler von Prionics sehen die Ohrmarke als Waffe gegen tödliche Tierseuchen, so die Schleimhautkrankheit (“Mucosal Disease”, BVD-Virus) bei den Kühen und die Traberkrankheit bei den Schafen.

Bei der Scrapie, wie die Traberkrankheit auch heisst, bilden sich im Gehirn des erkrankten Schafes Prionen, analog bei an BSE erkrankten Rindern. Neben diesen beiden Nutztierarten können auch Schweine mit der Hightech-Ohrmarke gekennzeichnet werden.

Simple Lösung

Die Ohrmarke besteht aus zwei Teilen: Einerseits der traditionellen Ohrmarke zur Identifikation des Tieres. An dieser ist andererseits ein kleines Röhrchen für die Gewebeprobe angebracht. Befestigt der Halter die Marke am Ohr des Tieres, füllt sich das Röhrchen mit der Gewebeprobe.

Die entnommene Probe wird dort konserviert und kann vom Bauern einfach und kostengünstig per Post ins Labor zur Diagnose verschickt werden. Das Besondere daran: Durch eine spezielle Mumifizierungstechnik kann eine TypiFix-Probe praktisch unbegrenzt lange bei Zimmertemperatur gelagert werden, ohne dass sie verdirbt. Da Ohrmarke und Röhrchen mit demselben Code gekennzeichnet sind, ist das System absolut verwechslungssicher.

Grundlage für Zucht

Neben der raschen Diagnose, ob ein Tier mit einem tödlichen Virus infiziert ist, kann die Ohrmarke dem Bauern auch wichtige Informationen für die Zucht liefern. Erkennt der Züchter frühzeitig, welche Tiere genetische Mängel aufweisen, können diese von der Zucht ausgeschlossen werden.

Daneben ist die Neuerung auch wichtig für jene Menschen, die gerne ein feines Stück Fleisch verzehren und gerne wissen wollen, woher das Filet oder Entrecôte stammt.

“Durch die spezielle Mumifizierungstechnik von TypiFix ist es einfach geworden, das Schnitzel in den Stall zurück zu verfolgen”, sagt Gottfried Brem, der geistige Vater der Entwicklung. Damit werde eine wichtige Lücke im Konsumentenschutz geschlossen, fügt Bruno Oesch, CEO und Verwaltungsratspräsident von Prionics, bei.

In mehreren offiziellen Pilotstudien mit Behörden in Europa und den USA habe sich TypiFix bereits bewährt. Auf Zypern werden zur Früherkennung von Scrapie alle Schafe mit der diagnostischen Ohrmarke versehen. Bei Prionics geht man davon aus, dass sich die Neuerung zu einem weltweiten Standard etablieren dürfte.

swissinfo und Agenturen

Die Ohrmarke von Prionics besteht aus der Erkennungsmarke und einem kleinen Röhrchen zur Gewebeentnahme. Beide sind mit demselben Code versehen.
Befestigt der Bauer die Marke am Ohr von Kühen, Schafen oder Schweinen, wird beim Durchstich ein Röhrchen mit einer Gewebeprobe gefüllt.
Der Tierhalter schickt das Röhrchen zur Diagnose in ein Labor, wo die Probe auf tödliche Krankheiten untersucht wird.
Die Befunde liefern auch wichtige Informationen für die Zucht.
Aufgrund der Informationen lässt sich zudem der Weg des Schnitzels vom Teller bis in den Stall zurückverfolgen.

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