Die Euro aus der Sicht von Johan Vonlanthen
Der Stürmer ist einer der Schlüsselspieler der Nationalmannschaft für die Euro 2008. Wegen einer lästigen Verletzung konnte er an der WM in Deutschland nicht teilnehmen. Nun ist er für die grosse internationale Begegnung wieder da.
Die Euro ist ohne Zweifel seine bevorzugte Meisterschaft, er war beim letzten Turnier der letzten Auflage in Portugual 2004 auch schon dabei. Sein Name ging damals in die Fussballgeschichte ein, weil er der jüngste Torschütze und der zweitjüngste Teilnehmer war. Heute begegnet er der Neuauflage mit Gelassenheit, aber mit viel Ehrgeiz.
swissinfo: An der Euro in Portugal haben Sie einen wichtigen Rekord gebrochen, ein Höhepunkt in der Karriere eines Spielers. Ist Ihnen dieser Match in besonderer Erinnerung geblieben?
Johan Vonlanthen: Mein Tor gegen die Franzosen ist in die Annalen der Fussballgeschichte eingegangen. Eine solche Anerkennung tut gut, das ist klar. Doch dies gehört nun der Vergangenheit an. Heute konzentriere ich mich nur auf eines: Ich will in jeder Partie mein Können unter Beweis stellen. Heute, vier Jahre später, muss ich mir das Trikot verdienen. Ich will zeigen, dass ich mich als Spieler, aber auch als Person entwickelt habe.
swissinfo: Welches sind die wirklichen Ziele der Schweiz?
J.V.: Das Ziel ist, die Euro 2008 zu gewinnen. Darauf bereiten wir uns vor – für den Erfolg. Zudem wird die Euro bei uns ausgetragen, was die Motivation noch steigert.
swissinfo: Wie beurteilen Sie ihre Gegner der Gruppenspiele?
J.V.: Die Mannschaft von Tschechien ist schwer einzuschätzen. Sie haben sehr gefährliche Spieler, doch ich denke, dieser Gegner ist zu schlagen. Die Türkei haben wir bereits einmal bezwungen. Ich habe das Gefühl, dass sie auf Revanche sinnen für die verpasste Qualifikation der Weltmeisterschaft in Deutschland. Die Entscheidungsspiele haben wir ja bekanntlich für uns entschieden. Was Portugal angeht, nenne ich nur zwei Namen: Deco und Cristiano Ronaldo.
swissinfo: Wer sind die Favoriten für den EM-Titel?
J.V.: Immer die gleichen! Deutschland und Italien, nicht zu vergessen Frankreich und Portugal. Doch man muss auch die “Kleineren” wie Polen oder auch die Schweiz nicht ausser Acht lassen. Die Polen scheinen mir eine interessante Mannschaft zu sein.
swissinfo: Wie verstehen Sie sich mit Nationaltrainer Köbi Kuhn?
J.V.: Wir verstehen uns super gut, er kennt mich, seit ich vierzehn bin und er hat mir damals sehr geholfen, in allen Belangen.
swissinfo: Wer sticht unter den zahlreichen Fussballern besonders hervor, wer sind für Sie die besten?
J.V.: In der Schweiz würde ich Stéphane Chapuisat und Johann Vogel nennen. Doch ganz allgemein ist mein Favorit Ronaldo. In Kolumbien ist seit meiner Kindheit Carlos Valderrama mein Idol. El “Pibe” und ich sind gute Freunde.
swissinfo: Und ihr Lieblingsklub?
J.V.: Das sind seit jeher die Berner Young Boys, und zwar schon bevor ich bei den Junioren spielte und auch noch danach, als ich Profi wurde. Jeden Samstag bin ich die 16 km von Flamatt nach Bern gefahren, um sie spielen zu sehen.
swissinfo: Ist es richtig, dass Sie mit 16 Jahren ein Angebot von Real Madrid abgelehnt haben?
J.V.: Ja, das ist richtig. Man bot mir an, mit den Junioren der Cantera blanca zu trainieren, doch ich habe es vorgezogen, zum PSV Eindhoven zu gehen. Der Klub machte mir das Angebot, in der ersten Mannschaft zu spielen, bei Real Madrid hingegen hätte ich in einer unteren Kategorie einsteigen müssen.
Der spanische Traditionsklub schien mir sehr mächtig und die Konkurrenz sehr gross, zudem war ich ja bereits in der Schweiz Profifussballer. Doch es ist schon klar: Eines Tages im Santiago Bernabéu Stadion zu spielen, wäre ein Traum.
swissinfo, Ivan Turmo, Salzburg
Geburtsdatum: 1. Februar 1986
Geburtsort: Santa Marta, Kolumbien
Aktuelle Mannschaft: Red Bull Salzburg
Position: Stürmer
Grösse: 1,75m
Profidebüt: 2001 (Young Boys)
Erstes Länderspiel 2004 (Schweiz – Liechtenstein 3:1)
2001-2003: BSC Young Boys
2003-2004: PSV Eindhoven
2005: Brescia, Italien
2005-2006: NAC de Breda, Holland
Seit 2006: Red Bull Salzburg, Österreich
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