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Engagement für die Entminung

Abgesperrtes Minenfeld in Bosnien. (swissinfo) Anna Nelson

Antipersonen-Minen fordern noch immer über 20'000 Opfer im Jahr. Die Opferhilfe stellt die grösste Herausforderung des Antiminen-Weltgipfels dar.

Die 143 Vertragsstaaten der Antiminen-Konvention, darunter auch die Schweiz, treffen sich ab Montag in Kenias Hauptstadt Nairobi.

Zum ersten Mal wird überprüft, wie weit die Konvention über das Verbot von Antipersonen-Minen weltweit umgesetzt ist. Am Gipfel “Für eine minenfreie Welt” wollen die 143 Vertragsstaaten einen Aktionsplan für die Umsetzung des Abkommens in den kommenden fünf Jahren verabschieden.

Die 1997 in Ottawa unterzeichnete Konvention verbietet Herstellung, Vertrieb und Einsatz von Antipersonen-Minen. Sie legt ausserdem die Zerstörung von Minenbeständen innerhalb von vier Jahren nach dem Beitritt zum Abkommen fest.

Kämpferin der ersten Stunde

Als einer der ersten Staaten hatte die Schweiz das Abkommen ratifiziert. In Nairobi wird die Schweizer Vertretung unter der Leitung von Franz von Däniken, Staatssekretär im Departement für auswärtige Angelegenheiten, die Strategie des Bundes zu Antipersonen-Minen vorstellen.

Diese sieht vor, für die Übernahme und Anwendung der Konvention zu werben sowie Ländern zu helfen, die unter Landminen leiden. Zudem soll Genf als internationales Zentrum für Aktionen gegen Antipersonen-Minen etabliert werden.

Vom Kampf gegen Terror verdrängt

Seit 1999 hat die Vereinbarung zur Zerstörung von rund 37 Mio. Landminen geführt. Ausserdem wurden seither auch massiv weniger Landminen produziert und exportiert. Die Zahl der Minenopfer konnte mit Aufklärungskampagnen weiter vermindert werden.

Einige Experten, darunter auch der Präsident des Gipfels, der Österreicher Wolfgang Petritsch, befürchten, dass der Vertrag Opfer seines eigenen Erfolgs werden könnte – nicht zuletzt wegen der vielen anderen humanitären Krisen auf der Welt und den grossen Ausgaben im Krieg gegen den Terror.

“In den 90er-Jahren war die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit direkt auf die Opfer und die humanitären Probleme, die Landminen verursachen, gerichtet,” sagt Petritsch gegenüber swissinfo. “So geht unsere Sache in den anderen Tragödien fast unter.”

Petritsch hofft, der Gipfel von Nairobi führe zu einer schnelleren Entminung in stark betroffenen Ländern wie Angola, Bosnien-Herzegowina und Kambodscha.

Verstärkte Bemühungen zur Beseitigung von Landminen gehören zu den Haupttraktanden der Konferenz, obwohl schon 10 Millionen Minen in 17 Ländern zerstört werden konnten.

Hoffnung auf mehr Finanzen

Während der letzten fünf Jahre hat die internationale Gemeinschaft mehr als 2,7 Mrd. Franken im Kampf gegen die Landminen aufgewendet. Die Konferenz erhofft sich vom Gipfel weitere finanzielle Unterstützung.

Die Schweiz hat seit 1999 rund 48 Mio. Franken beigesteuert. Sie unterstützt weiter die Arbeit von Agenturen wie das “International Centre for Humanitarian Demining” Genf.

Silberstreifen am Horizont

Die USA, China, Russland, Indien und Pakistan lehnen die Unterzeichnung des Vertrags bisher ab, obwohl sie zusammen über rund 180 Mio. Antipersonen-Minen verfügen.

Einige Experten sind der Ansicht, dass die USA mit gutem Beispiel vorangehen und den Vertrag unterzeichnen sollten.

Petritsch hält den USA jedoch zu Gut, dass sie seit 1991 keine Antipersonen-Minen mehr eingesetzt hätten und dass sie mehr Geld für die Minenräumung ausgeben als jedes andere Land.

Er ist zudem überzeugt, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sich alle Länder entschieden hätten, an Bord zu kommen.

“Diese Konvention ist der beste Weg um Antipersonen-Minen total zu eliminieren und die Welt sicherer zu machen,” ist Petritsch überzeugt.

swissinfo

Antipersonen-Minen fordern jedes Jahr zwischen 15’000 und 20’000 Opfer.
Die Waffe wird im Boden versteckt. Tritt ein Mensch oder ein Tier darauf, wird der Sprengmechanismus ausgelöst.
143 Länder haben die Ottawa-Konvention unterzeichnet.
Die USA, Russland, China Indien und Pakistan haben sich bisher einer Unterzeichnung widersetzt.

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