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Rätoromanen und Roma spielen an eigener Euro 08

Fussball einmal anders: Die Europeada ist die Europameisterschaft der sprachlichen Minderheiten. imagepoint

Eine Fussball-Europameisterschaft der sprachlichen Minderheiten und staatenlosen Volksgruppen in der Schweiz: Erstmals wird kurz vor der richtigen EM die Europeada durchgeführt.

Vom 31. Mai bis am 7. Juni treffen sich in der bündnerischen Surselva Angehörige von sprachlichen Minoritäten aus Europa auf und neben dem Fussballfeld.

An der Europeada 2008, die in zehn romanischen oder romanisch-deutschsprachigen Orten zwischen Disentis und Chur, der Hauptstadt des Kantons Graubünden, stattfindet, nehmen 20 Mannschaften teil. Die Finalspiele werden in Chur ausgetragen.

Das Turnier-Budget beläuft sich auf rund 250’000 Franken. Neben den Fussballspielen findet am 4. Juni in Disentis ein Kulturtag mit Musik, Gesang und Geselligkeit statt.

Wertschöpfung für die Region

Ziel des Anlasses ist es unter anderem, den sprachlichen Minderheiten Europas eine Plattform zu bieten sowie die Surselva (das Bündner Oberland) touristisch zu präsentieren, wie OK-Präsident Gion Schwarz ausführt.

Er hofft, dass sich der Kanton Graubünden mit der Europeada an die richtige Fussball-Europmeisterschaft, die Euro 2008, anbinden lässt. Schwarz erhofft sich über 15’000 Turnierbesucher.

Volksgruppen- und Minderheiten-Potpouri

Die teilnehmenden Mannschaften setzen sich zusammen aus Rätoromanen in der Schweiz, Slowenen in Italien, Dänen in Deutschland, Friesen in Deutschland, Sorben in Deutschland, Katalanen in Spanien, Okzitanier in Frankreich und Waliser in Grossbritannien.

Hinzu kommen Deutsche in Ungarn, Roma in Ungarn, Zimbrer in Italien, Südtiroler in Italien, Aromunen in Mazedonien, Deutsche in Polen, Lemken in Polen, Kroaten in Rumänien, Aromunen in Rumänien, Karachay in Russland und Kroaten in Serbien.

Bescheidenheit angesagt

Erwartet werden rund 500 Spieler und Betreuer. Das Spielniveau liege deutlich über jenem von “Grümpelturnieren”, sagen die Veranstalter.

Allerdings, eigentliche Fussballprofis werden nicht erwartet. Und Bescheidenheit ist angesagt: Die Spieler übernachten kostenlos, wenn sie sich für eine Massenunterkunft entscheiden.

Guter Gastgeber sein

Der Sieger erhält einen Pokal. Wer dies sein könnte, darüber will Christoffel Brändli, Mitglied des Europeada-Ehrenkomitees und Präsident des Ständerats (kleine Kammer des Schweizer Parlaments), nicht spekulieren.

“Wichtig ist, dass wir Europameister der Gastgeber werden”, sagt er. Zudem betont er die Wichtigkeit der sprachlichen Minderheiten für die Vielfalt Europas und der Schweiz.

Regelmässige Europeada

Die Europeada soll zu einem regelmässig durchgeführten Anlass werden, falls bei dieser ersten Ausgabe Fussball und interkultureller Dialog zusammenspielen.

Aber auch die Begeisterung des Publikums wird entscheidend für allfällige Neuauflagen der Europeada sein. Und natürlich müssen für die Organisatoren auch die Finanzen stimmen.

Veranstalter und Trägerorganisationen der Europeada 2008 sind die Lia Rumantscha (der Dachverband der romanischen Sprache), Sedrun-Disentis-Tourismus, das Internationale Cultur Forum Disentis (ICF) sowie die Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen (Fuen), eine Interessenvertretung der sprachlichen Minderheiten Europas.

swissinfo, Jean-Michel Berthoud

Hervorgegangen ist das Projekt aus einem Tourismus-Ideenwettbewerb sowie der Initiative der Lia Rumantscha (Romanische Sprachorganisation).

Der Anlass steht unter dem Patronat der Bündner Regierung und der Stiftung Convivenza in Disentis.

Im Ehrenkomitee zu finden sind die alt Bundesräte Leon Schlumpf und Adolf Ogi, Ständeratspräsident Christoffel Brändli, der Bündner Ständerat Theo Maissen sowie Ralph Zloczower, Präsident des Schweizerischen Fussballverbandes.

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