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Vielweiberei seit jeher weit verbreitet

Auch heute wird Polygamie praktiziert: Familienbild des amerikanischen Mormonen Tom Green. Keystone

Für den modernen Menschen ist die Monogamie eine relativ junge Einrichtung. Während langer Zeit war es üblich, dass wenige Männer viele Frauen hatten.

Das zeigt der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in einer neuen Studie.

Die Monogamie scheint demnach vor frühestens 20’000 Jahren aufgekommen zu sein, während sich der moderne Mensch bereits vor mehr als 100 000 Jahren entwickelt hatte. Zu diesem Schluss kam ein italienisches Forschungsteam auf Grund der in vergangenen Zeiten recht unterschiedlich verlaufenen demografischen Entwicklungen von Männern und Frauen, wie der SNF mitteilte.

Während der ersten Jahrtausende nach dem Auftreten des modernen Menschen wuchsen die weiblichen Populationen stetig an. Eine deutliche Zunahme der männlichen Bevölkerungen stellte sich dagegen erst viel später ein. Das bewies das Forschungsteam mit ihrer populationsgenetischen Forschung zum Y-Chromosom und bestätigte damit Ergebnisse von früheren Studien.

Frauen sind weiter gewandert



Das Y-Chromosom besitzen nur Männer. Mitochondrien, die so genannten Kraftwerke der Zelle, enthalten dagegen ausschliesslich genetisches Material der mütterlichen Seite. Auf diese Tatsache stützt sich die relativ junge Wissenschaft der Populationsgenetik, die bislang zu recht unterschiedlichen Ergebnissen kam.

Im Jahr 1998 schlossen Forscher aus einem Vergleich des Erbguts heutiger Menschen, dass Frauen in der Menschheits-Geschichte wesentlich weiter gewandert sind als Männer.

In einer Studie mit genetischen Daten aus Europa, Asien, Afrika und Amerika fand ferner die Harvard Universität in Cambridge (Massachusetts/US) weitaus mehr Ähnlichkeit in den weiblichen Erbinformationen als in den männlichen.

“Genetische Urmutter” lebte in Afrika



Eine weitere wissenschaftliche Studie datierte die “genetische Urmutter” auf 143’000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Die weibliche Vererbungslinie ist demnach auf diese “Eva” zurück zu führen, die in Afrika lebte.

Dagegen beruhe die weltweit vorherrschende Variante des männlichen Y-Chromosoms auf dem Erbgut eines Mannes, der vor 59’000 Jahren zur Welt gekommen sei, berichtete ein Forscher-Team der Stanford Universität in Kalifornien.

Wenige Männer zeugen viele Kinder



Die verzögerte Zunahme der männlichen Populationen während der ersten Jahrtausende nach dem Auftreten des modernen Menschen bedeutet laut Schweizerischem Nationalfonds nicht, dass es in prä-historischen Zeiten mehr Frauen als Männer gegeben habe.

Während eines grossen Zeitabschnitts der Menschheits-Geschichte sei es einfach so gewesen, dass wenige Männer viele Kinder zeugten und viele Männer überhaupt keine Nachkommen hatten. Nur eine kleine Untergruppe der Männer habe ihre Gene den zukünftigen Generationen weitergegeben.

Auch Gorillas sind polygam



Diese These deckt sich nach Angaben des SNF auch gut mit ethnologischen Daten: Bei bestimmten grossen Primaten wie Gorillas und bei Urvölkern sei die Polygynie (Vielweiberei) weit verbreitet.

Die Populations-Genetik hat sich erst im Laufe der letzten 50 Jahre entwickelt. Sie befasst sich mit den genetischen Unterschieden von Individuen innerhalb bestehender Populationen. Daraus erhalten die Forscher Hinweise darüber, ob und wann bestimmte Ereignisse wie Migrationen oder demografische Veränderungen in der Geschichte dieser Populationen stattgefunden haben.

swissinfo und Agenturen

Forscher beweisen, dass die Einehe relativ neu ist. Nach einer Studie des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), die sich auf Angaben eines italiensichen Forschungsteams beruft, scheint die Monogamie vor frühstens 20’000 Jahren aufgekommen zu sein.

Während der ersten Jahrtausende nach dem Auftreten des modernen Menschen wuchsen die weiblichen Populationen stetig an. Eine deutliche Zunahme der männlichen Bevölkerung erfolgte erst viel später.

Während eines grossen Zeitabschnittes der Menschheitsgeschichte sei es einfach so gewesen, dass wenige Männer mit mehreren Frauen viele Kinder zeugten und viele Männer überhaupt keine Nachkommen hatten.

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