“European Kings Club” vor Berner Gericht
Zwölf Schweizer und ein Italiener müssen sich ab heute Mittwoch (02.08.) vor dem Berner Wirtschaftsstrafgericht wegen ihren Aktivitäten für den kriminellen Geldanlageverein "European Kings Club" (EKC) verantworten.
Die Anklage lautet bei allen auf gewerbsmässigen Betrug, wie Kammerschreiberin Barbara Amsler auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte – in einigen Fällen zudem auf Verletzung des Bankengesetzes und bei einigen Männern auf Angehörigkeit zu einer kriminellen Organisation. Die Angeschuldigten seien nicht vollumfänglich geständig.
Zweiteiliger Prozess
Wegen ihrer grossen Zahl wurden die Angeschuldigten in zwei Gruppen geteilt, die nacheinander vor Gericht erscheinen müssen. Die Urteile gegen die erste Gruppe werden am 15. August, jene gegen die zweite am 29. August eröffnet.
Bei den Angeschuldigten handelt es sich um die zweitunterste Hierarchiestufe der EKC-Führung im Kanton Bern. Die drei Berner Bezirksdirektoren sind bereits rechtskräftig zu bedingten Gefängnisstrafen von 16 beziehungsweise 18 Monaten verurteilt.
1500 Geschädigte im Kanton Bern
Im Kanton Bern hatte der EKC über 1500 Anleger, die um ingesamt rund 17,5 Mio. Franken betrogen wurden. In der ganzen Schweiz sollen der Vereinigung an die 30 000 Personen aufgesessen sein. Die Anlagesumme wird mit 200 bis 300 Mio. Franken beziffert.
Insgesamt wird die Zahl der Anleger in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf fast 100 000 Personen geschätzt. Sie sollen um bis zu 800 Mio. Franken geschädigt worden sein. Der EKC wurde 1991 in Deutschland gegründet, in die Schweiz kam das Geldanlagesystem
Fette Rendite versprochen
Mitglieder wurden durch Mund-zu-Mund-Propaganda, nach dem Schneeballprinzip, gewonnen. Wer mitmachen wollte, wurde zuerst Mitarbeiter auf Probe.
Er hatte dann einen Monat Zeit, 15 neue Mitglieder zu werben, die sogenannte “Letters” zu 1400 Franken das Stück zeichneten. Versprochen wurde ihnen ein Gewinn von 73 Prozent.
Im September 1994 brach das Schneeballsystem zusammen. Das Lettergeschäft wurde eingestellt. In rund einem Dutzend Kantonen wurden Untersuchungen gegen EKC-Exponenten geführt, Bussen und bedingte Haftstrafen verhängt. Auch in Deutschland und Österreich kam es zu Prozessen.
swissinfo und Agenturen
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