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“Made in Switzerland” begehrt wie nie zuvor

Schweizer Exporte legen noch einen Zacken zu - Milch zum Abtransport nach Deutschland bereit. Keystone

Der Aussenhandel der Schweiz hat im letzten Jahr mit einem Rekordüberschuss von knapp 14 Milliarden Franken abgeschlossen. Das sind gut 15 Prozent mehr als im Vorjahr.

Sowohl Exporte wie Importe legten zum zweiten Mal in Folge in zweistelligen Prozentzahlen zu – gemäss der Eidgenössischen Zollverwaltung eine Konstellation wie seit über 20 Jahren nicht mehr.

Sieben von zehn Schweizer Exportzweigen legten einen Zacken zu und steigerten das Wachstum beachtlich. Die Hälfte der Branchen verzeichnete ein Ausfuhrwachstum zwischen 11 und 24%, wie die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) am Dienstag in Bern mitteilte.

Wachstumsprimus blieb die Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Auf den Plätzen zwei und drei folgten die Uhren- und Metallindustrie. Die Metallbranche verzeichnete allerdings einen Preisauftrieb von 23%.

Ein Achtel mehr Auslandabsatz fuhr die Kunststoffindustrie ein, ähnlich kräftig wuchsen Maschinen- und Elektronikindustrie. Rückläufig waren einzig die Lieferungen von Maschinen für die Grafische- und Papierindustrie sowie die Telekommunikation (- 19,8%).

Uhrenexporte auf Rekordhoch

Noch nie hat die Schweizer Uhrenindustrie so viel im Ausland verkauft wie im Jahr 2007. Die Exporte stiegen um 16,2% auf rund 16 Mrd. Franken. Knapp 26 Mio. Armbanduhren verliessen die Schweizer Werke.

Allein im Dezember nahmen die Uhrenexporte wertmässig um 13,8% auf über 1,4 Mrd. Franken zu, wie der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FM) am Dienstag mitteilte. Die Zuwachsrate von 16,2% im Jahr 2007 sei zudem das grösste Wachstum seit 18 Jahren.

Die grössten Absatzmärkte sind mit einem Volumen von über 2,4 Mrd. Franken die USA, gefolgt von Hong Kong mit rund 2,4 Mrd. Franken und Japan mit 1,2 Mrd. Franken. Die grössten Zuwachsraten erreichten Russland mit einem Plus von 57,4% auf 322,1 Mio. Franken, China mit 43% auf 577,6 Mio. Franken und die Vereinigten Arabischen Emirate mit 36,6% auf 527,6 Mio. Franken.

EU kompensiert USA

Die chemische Industrie als grösste Exportbranche wies eine Steigerung um 10% aus. Die Ausfuhr von Präzisionsinstrumenten wuchs um 8%, blieb damit aber unter den Wachstumsraten des Vorjahrs. Textil-, Papier-, Grafische und Bekleidungsindustrie weiteten die Exporte um 4 bis 6% aus.

In die Industrienationen führte die Schweiz ein Zehntel mehr aus. Dabei wuchs der Absatz in der EU mit 11,7% weit deutlicher als in Übersee (+1,4%). Die Exporte in die USA stagnierten, nach Japan waren sie merklich rückläufig. Um ein Viertel wuchsen die Ausfuhren in die Transformationsländer.

Verlangsamung am Jahresende

Im Dezember ging dem Exportmotor allerdings der Schnauf aus. Das Ausfuhrwachstum erreichte am Jahresende nominal noch 0,4% auf rund14 Mrd. Franken. Der Handelsbilanzüberschuss war mit 198 Mio. Franken der kleinste seit August 2005.

Bei den Exporten rutschten im Dezember 4 von 10 Branchen ins Minus, darunter die Schwergewichte Chemie sowie Maschinen- und Elektronikindustrie. Ungeschoren blieb die Uhrenindustrie: Ihre Ausfuhren nahmen auch im Dezember wertmässig zu.

Energieeinfuhren rückläufig

Bei den Importen waren 2007 einzig die Energieträger real rückläufig. Am deutlichsten – nämlich doppelt so stark wie der Durchschnitt der Gesamteinfuhren – legten die Rohstoffe und Halbfabrikate zu. Die Importe von Investitionsgütern stiegen um 10%.

Bei den Konsumgütern herrschte starke Nachfrage nach dauerhaften Gegenständen wie Haushaltapparaten, Bijouterie-, Juwelierwaren und ähnlichem.

Abgesehen vom Rückgang bei den Entwicklungsländern (OPEC:- 25,6%) nahmen die Importe aus allen Wirtschaftsräumen zweistellig zu. Importe aus Russland (Chemikalien) und Ungarn wuchsen dabei um mehr als zwei Fünftel.

swissinfo und Agenturen

Importe 2007: Eingeführt wurden Güter für 183,4 Mrd. Franken, nominal 10,9% mehr als im Vorjahr (real +6,7%).

Exporte 2007: Die Ausfuhren wuchsen wertmässig um 11,2% auf 197,3 Mrd. Fr. (real +6,5%).

Einen Exportboom verzeichneten auch die Produzenten von Kriegsmaterial. Die Ausfuhren stiegen auf den höchsten Stand seit 19 Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen sie 2007 um 16,8% auf 464,5 Mio. Franken zu, wie den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung zu entnehmen ist.
Höher waren die Waffenausfuhren letztmals im Jahre 1988 gewesen.

Wichtigster Abnehmer von Schweizer Kriegsmaterial war letztes Jahr Deutschland, das Güter für knapp 62 Mio. Franken bezog. Auf den nächsten Plätzen folgen Irland, Dänemark, die USA und Grossbritannien.

Bereits an sechster Stelle liegt Pakistan mit 37,5 Mio. Franken. Es handelt sich um die umstrittene Lieferung von Fliegerabwehr-Systemen, die der Bundesrat im Dezember 2006 bewilligte hatte, im letzten November nach Verhängung des Ausnahmezustands in Pakistan aber sistierte.

Mehr als verzehnfacht haben sich innert Jahresfrist die Exporte von Kriegsmaterial in die Vereinigten Arabischen Emirate, die einen Wert von 6,6 Mio. Franken erreichten. Wegen der geplanten Weiterlieferung von Schweizer Schützenpanzern nach Irak waren die Emirate 2006 unter einen vorübergehenden Exportbann gefallen.

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